Neben dem schier allgegenwärtigen Franz Joseph I. genießt von den einstigen Herrschern aus dem Haus Habsburg lediglich Maria Theresia noch heute große Bekanntheit und Popularität. Diese Dynastie hat zwar eine ganze Reihe von welthistorisch bedeutenden Potentaten hervorgebracht, doch selbst Kaiser wie Karl V. und Ferdinand II., vor 50 Jahren im Allgemeinwissen noch gängige Namen, sind immer mehr dem kollektiven Bewußtsein entschwunden. Das mag auch damit zu tun haben, daß die Epochen, in denen sie lebten, bereits sehr lange zurückliegen. Aber diese Erklärung allein reicht nicht aus, denn die Geburt Maria Theresias am 13. Mai 1717 liegt immerhin auch schon 300 Jahre zurück, und trotz dieses Faktums ist ihre Strahlkraft als Symbolgestalt österreichischer Staatlichkeit bis zum heutigen Tag ungebrochen.
Gewiß liegt eine Hauptursache dafür auch in der Art und Weise, wie die Geschichte Maria Theresias gemeinhin erzählt wird: „Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin und junge Mutter, die erbte ein heruntergekommenes Riesenreich und wurde von unzähligen Feinden überfallen. Sie überzeugte eine Horde wilder, aber edler Krieger, für sie zu kämpfen, und verteidigte mit deren Hilfe ihren […] Thron. […] Dreimal trat sie gegen den ruchlosesten aller Gegner an und verlor ihre reichste Provinz. Aber das Schicksal wendete diese Niederlagen für sie zum Guten, denn nur dank dieser schweren Prüfung gelang es ihr, die mißgünstigen alten Ratgeber ihres Vaters zu entmachten und so ihr marodes Reich mit Hilfe kluger Männer in einen modernen Staat zu verwandeln.“1
Mit Recht hebt Barbara Stollberg-Rilinger, eine der neuesten Biographinnen Maria Theresias, diese Sicht in ihrem umfangreichen Werk hervor, daß es schwer fällt, sich der suggestiven Kraft einer derartigen Heldenerzählung zu entziehen. Doch dem war nicht immer so. In der Revolutionsepoche von 1789 bis 1848 arg in Vergessenheit geraten, wurde Maria Theresia in dem Maße wieder bekannter und sogar zur „nationalstaatlichen Ikone“2, wie die Habsburgermonarchie an territorialer Ausdehnung einbüßte. Dafür wurde nun das Bild Maria Theresias desto grandioser und glanzvoller gestaltet. Es ist auch heute noch in der breiten Öffentlichkeit stark von der Sicht geprägt, die österreichische Historiker des 19. und des 20. Jahrhunderts auf sie einnahmen. Die Tochter Kaiser Karls VI. ist die Heldin, die einer Übermacht von Feinden erfolgreich die Stirn bietet und ihr ererbtes Recht gegen eine Übermacht zu verteidigen weiß. Sie ist (obwohl nie zur Kaiserin gekrönt) die „Kaiserin von Österreich“, die ihrem Gemahl, der ja immerhin der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation ist, bloß die recht bescheidene Rolle eines Privatmannes übrig läßt. Maria Theresia ist „die bieder-bürgerliche Reichshausfrau“3, die mit der Dominanz der Adeligen am Wiener Hof ebenso Schluß macht wie mit dem dort bis dahin herrschenden steifen Zeremoniell. Sie begründete den modernen bürokratischen Verwaltungsstaat und schnitt dabei ohne Rücksicht auf ererbte Privilegien alte Zöpfe ab. Und nicht zuletzt ist sie „die Herrscherin der Herzen, die ihre Untertanen wie ihre Kinder liebt und von ihnen geliebt wird, zugänglich für jeden, auch den geringsten ihrer Untertanen“4. Bei so viel Glorifizierung kostet es in der Tat einige Mühe, unter all den Schichten historiographischer Projektionen die „wahre“, die „historische“ Maria Theresia freizulegen. Es ist zu untersuchen, welche der erwähnten Stereotypen der geschichtlichen Realität standzuhalten vermögen.
Am 13. Mai 1717 kam in der Wiener Hofburg Maria Theresia zur Welt, doch für Kaiser Karl VI. (seit 1711 als Nachfolger seines Bruders Joseph I. Oberhaupt des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation) war die Geburt eines Mädchens eine riesige Enttäuschung.5 Immerhin hatte Karl nach seiner Hochzeit mit der Welfenprinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel (1708) lange acht Jahre auf den ersehnten männlichen Thronerben warten müssen, doch Leopold Johann war im November 1716 im Alter von nur sieben Monaten verstorben. So fanden nach Maria Theresias Geburt – anders als für einen Erzherzog – überhaupt keine öffentlichen Feierlichkeiten statt.6 Karl VI. schrieb am 9. Juni 1717 an seine Schwiegermutter, Christine Luise von Oettingen-Oettingen: „Meine Gattin ist nicht damit zufrieden, dieses Mal nur eine Tochter zu haben, aber ich sage, es ist immerhin ein Kind, und ich hoffe, daß noch Söhne und Töchter folgen werden.“7 Diese Hoffnung sollte ihn trügen, da nach Maria Theresia nur noch zwei Töchter, Maria Anna und Maria Amalia, geboren wurden. Aufgrund dieser Begebenheit kam die von Karl VI. bereits 1713 erlassene Pragmatische Sanktion (Unteilbarkeit der habsburgischen Länder und subsidiäre weibliche Erbfolge) zur Anwendung, was zur Folge hatte, daß mit Maria Theresia die älteste Tochter Karls die erste Stelle in der Erbfolge einnahm.
Die Pragmatische Sanktion war die Konsequenz, die Kaiser Karl VI. aus den Erfahrungen des Spanischen Erbfolgekriegs (1701–1713/14) zog und mit der er für seine Dynastie wirksame Vorsorge gegen künftige Konflikte zu treffen plante. Innerhalb seines eigenen Herrschaftsbereichs hatte er sich die dafür nötige Zustimmung der Stände in den österreichischen Erblanden, in Böhmen, in Ungarn und in den italienischen Territorien durch Zugeständnisse sichern müssen. Doch das genügte nicht. Zudem mußte Karl VI. auch die Zustimmung des Reichstags erlangen, auf dem die Gesamtheit aller Fürsten und Stände des Reiches vertreten war. Mit dem Reichstag als Ganzem mußte er verhandeln, aber auch mit den mächtigsten Reichsfürsten einzeln um ihre Zustimmung ringen. Die Kurfürsten von Sachsen und Bayern ließen sich nicht gewinnen, denn sie waren seine Schwäger, die ihre eigenen Erbansprüche nicht preisgeben wollten. Dagegen glückte es Karl VI., das Plazet des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., des „Soldatenkönigs“, zu bekommen: Dieser erhoffte sich nämlich dafür die kaiserliche Unterstützung in seinem eigenen Erbfolgekonflikt um Jülich-Kleve. Doch auch das war immer noch nicht genug, denn zu viele Interessen anderer europäischer Potentaten waren von der Pragmatischen Sanktion tangiert, zu viele konkurrierende Ansprüche waren abzuwehren. So unternahm der Kaiser bis zu seinem Tod unvorstellbare Anstrengungen zur Anerkennung des habsburgischen Hausgesetzes. Er machte Zugeständnisse nach allen Seiten: an Spanien, an die Vereinigten Niederlande, an England, an Dänemark, an Rußland. Doch es sollte sich zu Maria Theresias großer Betrübnis zeigen, daß bei Karls VI. Tod (20. Oktober 1740) alle die feierlichen Erklärungen, die Pragmatische Sanktion anzuerkennen, nichts, aber auch gar nichts mehr wert waren.8
Es stellte sich heraus, wie richtig Prinz Eugen von Savoyen einst als staatskluger (wenngleich von Karl VI. ungeliebter) Berater die mit der Pragmatischen Sanktion vorgenommene Verrechtlichung politischer Fragen durch Verträge eingeschätzt hatte. Der Prinz hatte angezweifelt, auf diese Weise ein unerschütterliches Fundament für die Monarchie schaffen zu können, und gesagt, geordnete Finanzen und eine starke Armee seien für die Sicherheit der Kronländer weit zuverlässigere Hilfsmittel. Doch exakt daran fehlte es beim Tod Karls VI., und so stand ungeachtet aller Verträge eine „österreichische Frage“ auf der Tagesordnung der europäischen Politik.9
Mit dieser überaus unangenehmen Tatsache mußte sich Maria Theresia nun auseinandersetzen. Oft ist in späteren Zeiten angemerkt worden, sie sei von ihrem Vater nicht auf die Rolle als Erbin des Hauses Österreich vorbereitet worden. Sie selbst rechtfertigte ihre Defizite damit, es habe Karl VI. nie gefallen, sie zur Erledigung der Amtsgeschäfte heranzuziehen und zur Thronfolgerin heranzubilden. Es war jedoch selbstverständlich, daß Maria Theresia als Tochter nicht die Kavalierstour durch Europa unternehmen konnte, wie dies für adelige Söhne allgemein üblich war. Aber abgesehen davon, daß sie nicht in Jurisprudenz unterrichtet wurde, wies ihr Fächerkanon lediglich geringe Unterschiede zu dem eines männlichen Erzherzogs auf. Auch ihre Spracherziehung unterschied sich nicht grundsätzlich von der eines männlichen Prinzen. Auf das Herrscheramt war sie also doch nicht ganz so unvorbereitet, als sie es nach dem Tod ihres Vaters antreten mußte.10
Im Januar 1741 wollte sie sich in Preßburg – dieses war von 1536 bis 1783 Hauptstadt des Königreichs Ungarn – zur Königin von Ungarn krönen lassen, nach ihrer für März 1741 erwarteten Entbindung (sie war in ihrem Leben überaus oft schwanger11) zur Königin von Böhmen. Gerüchte, sie werde ihren geliebten Ehemann (seit 1736) Franz Stephan von Lothringen – dieser hatte zugunsten Frankreichs auf seine Herzogtümer Lothringen und Bar verzichten müssen und war zum Ersatz nach dem Aussterben der Dynastie Medici Großherzog von Toskana geworden – in die Mitregentschaft (lat.: in consortium regni) aufnehmen, fanden schon recht bald ihre Bestätigung. Denn Maria Theresia stand sehr deutlich das Problem vor Augen, daß in ihrer Ehe mit Franz Stephan spätestens seit dem Tod Karls VI. die Geschlechterordnung auf den Kopf gestellt war: Ihr Gemahl erbte ja von seinem Schwiegervater nichts, während sie als die Herrin eines Riesenreichs mit bald zwei Kronen (Ungarn und Böhmen) nur einen Großherzog an ihrer Seite hatte. Da wollte sie dem am Wiener Hof bereits so oft gedemütigten und dazu noch beim Volk unbeliebten Franz Stephan „ein gutes Gefühl“ vermitteln, wie man heute sagen würde. Wenn er de facto schon nicht bedeutend war, sollte er sich zumindest so vorkommen. In der Realpolitik aber hatte Maria Theresia überhaupt nicht vor, Gleichrangigkeit zu konzedieren. Als sie am 22. November 1740 vor den österreichischen Ständen ganz offiziell die Mitregentschaft Franz Stephans verkündete, äußerte sie am Schluß ihrer Ansprache, „daß er an aller Macht und allen Rechten teilhaben werde, die sie ihm übertragen kann, ohne die Pragmatische Sanktion zu verletzen“12. Was weder ihrem Ehemann noch dem Volk auffiel: Sie meinte mit dieser Formulierung, daß Franz Stephan nur nach ihr der Erste war …
Selbstverständlich blieb es den Gesandten der anderen europäischen Herrscher am Wiener Hof nicht verborgen, daß die Meinung Franz Stephans ohne Gewicht war. Die faktische Kaiserin regierte allein, weil die Überlegenheit ihrer Talente nicht zu übersehen war und sie ganz offensichtlich höchst eifersüchtig über ihre Autorität wachte. Otto Christoph von Podewils, der Botschafter Friedrichs II., berichtete seinem Herrn, „daß die Kaiserin eines Tages in einer Konferenz sehr hitzig eine Meinung gegen die ihrer Minister vertreten [habe], und als der Kaiser sein Gefühl dazu ausgedrückt hatte, gebot [sie] ihm auf eine recht grobe Art Schweigen, indem sie ihm bedeutete, er solle sich nicht in Dinge einmischen, von denen er nichts verstehe“13. Der Kaiser, der die wahre Macht innehatte, war Maria Theresia, nicht der arme Franz Stephan. Sie erkannte glasklar, daß die Macht des Reichsoberhaupts eine leere Hülse war und keine andere Funktion als die eines „offiziellen Ornaments“14 besaß. Mochte sie ihrem Gemahl auch noch so sehr zugetan sein, ihren Blick für das Wesentliche behielt sie, und so hielt sie ihn sein Leben lang nur für fähig, aus der Distanz das Großherzogtum Toskana zu regieren. Von der eigentlichen Macht im Habsburgerreich hielt sie ihn allerdings stets ganz bewußt fern.
Als „aufrichtige Freundschaft und vollkommenes Vertrauensverhältnis zwischen Mann und Frau“15 betrachtete Franz Stephan die ideale Ehe, doch so ungetrübt, wie uns das Geschichtsklischee sein Zusammenleben mit Maria Theresia hinstellen will, war es keineswegs. Ihrer sehr willensstarken und durchsetzungsfähigen Persönlichkeit, die nachgewiesenermaßen zu Ausbrüchen des Zorns neigte, setzte Franz Stephan nur wenig entgegen. Aber seine geringe Bereitschaft, sich mit seiner Ehefrau zu streiten, ließ die geringe Achtung, die er am Wiener Hof hatte, noch weiter sinken und ihn erst recht zu einer Randfigur werden. Sehr gerne bevormundete Maria Theresia ihren Gemahl und operierte hinter seinem Rücken, indem sie mit Dritten über ihn redete. Das tat sie „natürlich nur zu seinem Wohl“ – oder dem, was sie selbst dafür hielt. Wenn er auch den Standpunkt einnahm, ein Mensch könne sich durch Höflichkeit, Bescheidenheit und Zurückhaltung niemals erniedrigen, war er doch offenbar mit seiner Rolle nicht glücklich – obwohl er seit 1745 der ranghöchste Herrscher Europas war. Im Laufe der Zeit mied er daher den Wiener Hof und zog sich in sein in der Wallnergasse gelegenes Privatpalais zurück, wo er sich in einem kleinen Zirkel von Landsleuten aus Lothringen wohler fühlte.16
Wenngleich sie nie zur Kaiserin gekrönt wurde, wurde und wird Maria Theresia immer wieder als solche bezeichnet. Sie selbst weigerte sich nach der Krönung ihres Mannes Franz Stephan zum Kaiser im Jahr 174517 hartnäckig, sich feierlich zur Kaiserin krönen zu lassen, wie es vor ihr viele Frauen der Kaiser getan hatten. Auch ihr Gemahl konnte sie in dieser Hinsicht nicht umstimmen, denn in ihren Augen bedeuteten Reich und Kaisertum eine Reduktion ihrer Souveränität. Als Reichsstand oder gar als gekröntes Reichsoberhaupt hätte sie auf diese beiden übergeordneten Kategorien ganz bestimmte Rücksichten nehmen müssen, wozu sie als Herrscherin von Ungarn und Böhmen nicht verpflichtet war. Alle die Titel, die Maria Theresia führte, waren reichsfürstliche. Einzig als König (nicht Königin) von Ungarn war sie souverän und von Reich und Kaiser vollkommen unabhängig. Auf die Gefahr hin, ihren Mann zu enttäuschen, der zum ersten Mal die Hauptrolle spielte, verzichtete die Herrscherin darauf, die Nebenrolle zu spielen.18 Um sich als Ausgleich dafür in verstärktem Maße die Sympathien der Ungarn zu erhalten, versicherte sie immer wieder, eine aufrichtige Ungarin zu sein. Für die Ungarn jedenfalls gehört Maria Theresia zu den großen Monarchen, die ihr altehrwürdiges Königreich aufweisen kann.19
Wie kam es zu ihrem so eigenartig anmutenden Titel „Herrin und König“ (lat.: Domina et Rex), den sie als Herrscherin von Ungarn offiziell führte? In der gesamten Epoche der Moderne gibt es die absolute Macht des abendländischen Monarchen nur im Maskulinum. Der Titel einer „Königin“ verweist auf die Gemahlin des Königs und bezeichnet – anders als der Titel der „Regentin“ – keine spezifische Macht. Dementsprechend kürte Mitte des 18. Jahrhunderts das Königreich Ungarn Maria Theresia nicht etwa zur „Königin“, sondern zum „König“ von Ungarn. Frauen regierten seinerzeit nämlich einzig mangels eines Besseren, d. h. eines Mannes. Um die vermeintliche Unschicklichkeit weiblicher Herrschaft ermessen zu können, nutzt ein Blick auf die Theorie der „zwei Körper des Königs“, die von dem deutschen Historiker Ernst Kantorowicz herrührt.20 Nach dieser von englischen Juristen der Königin Elisabeth I. verbreiteten mystischen Vorstellung war der König mit zwei Körpern ausgestattet: einem natürlichen Körper, der Leidenschaften, Krankheiten und dem Tod unterworfen ist, und einem unsterblichen politischen Körper, der das Königtum verkörpert und der als Inkarnation des Gemeinwesens nie erlischt. Weil einer Frau über Jahrhunderte nicht zugebilligt wurde, den politischen Körper zu repräsentieren, man aber in Fällen wie dem von Maria Theresia eine Lösung finden mußte, nannte man sie in Ungarn eben „Herrin und König“.21 Stollberg-Rilinger merkt dazu an: „Physisches Geschlecht und juristisches Geschlecht waren hier zweierlei; kraft ritueller Fiktion galt sie in diesem Fall als Mann. Von dem Mangel des natürlichen Geschlechts konnte man zur Not absehen, wenn es um die Herrschaftsansprüche des Allerhöchsten Erzhauses ging.“22
Von Anfang an bestritt Karl Albrecht aus dem Hause Wittelsbach (als Karl I. 1726–1745 Kurfürst von Bayern und dazu 1742–1745 als Karl VII. Kaiser) kategorisch die Legitimität seiner Nichte Maria Theresia als Thronfolgerin, legte in Wien gegen ihre Sukzession förmlichen Protest ein und beanspruchte ihr Erbe. Bald schon mischte sich auch das Frankreich König Ludwigs XV. ein und entsandte Truppen, um die Forderungen seines bayerischen Verbündeten mit Nachdruck zu unterstützen. Aber während noch alle Potentaten, die ein Interesse hatten, ihre Gesandten ausschickten, um an den diversen Höfen Unterstützungsmöglichkeiten für ihre Pläne auszuloten, schuf Friedrich II. von Preußen vollendete Tatsachen. Jetzt gesellte auch er sich zu der Meute, die sich nach dem Tod Karls VI. gegen Maria Theresia zusammenrottete. Er ließ ohne vorherige Kriegserklärung am 16. Dezember 1740 seine Armee in Schlesien einmarschieren und bemächtigte sich binnen weniger Tage ihres reichsten Landes. Der Verfasser des „Antimachiavell“ (1739)23 besaß sogar die Impertinenz, seinen Einfall in das Herzogtum Schlesien nicht nur mit alten, „gerechten“ Ansprüchen zu rechtfertigen, sondern auch mit Hilfe [!] in der Not für die so arg bedrohte, so schutzlose Erbtochter: „Mein einziger Zweck ist die Erhaltung und der wahre Nutzen des Hauses Österreich.“24 Doch naive Betrachter fallen selbst noch in unseren Tagen auf das Täuschungsmanöver des Preußenkönigs herein und stellen die Behauptung auf, Friedrich habe keine Aufteilung der Staaten des Hauses Österreich angestrebt, sondern nach erfolgter Vergrößerung um Schlesien ausschließlich die Gleichberechtigung Preußens gewünscht, „einen Dualismus und Wettbewerb der beiden führenden Mächte im Reich“25.
So tobte nun der Österreichische Erbfolgekrieg (1740–1748), an dem alle Großmächte Europas direkt oder indirekt teilnahmen und der die Länder Mitteleuropas arg in Mitleidenschaft zog. Ohne genügend Geld, ohne ein Heer, das diese Bezeichnung verdiente, mußte die beklagenswerte Maria Theresia mit ohnmächtigem Zorn der Zerschlagung ihrer Länder zusehen, wobei auch ihr Geschlecht eine Rolle spielte. Denn wenn auch ihr Vater Karl VI. Österreich in einem Zustand großer Schwäche hinterlassen hatte, fügte doch die Tatsache, daß sie eine Frau war, dieser ihrer Schwäche eine gewisse Wehrlosigkeit hinzu. Nach Ansicht der Zeitgenossen konnte eine junge und fast immer schwangere Königin ohne jegliche Erfahrung im Umgang mit der Macht nur eine schwache Herrscherin sein und nichts anderes.26 Es wuchs der Druck auf sie, Teile Schlesiens oder wenigstens ersatzweise irgendein anderes kleines Territorium zu opfern. England (angeblich Österreichs Alliierter), ihre Minister, sogar ihr eigener Gatte rieten ihr dazu, einzulenken und den Krieg gegen Friedrich zu beenden, doch Maria Theresia ließ sich davon nicht zu einer Sinnesänderung bewegen – für manche Historiker heldenhafte Standfestigkeit, für andere unkluger Starrsinn.27
Letztlich blieb es Maria Theresia nicht erspart, sich mit Friedrich II. zu arrangieren, denn im Sommer 1741 waren Bayern und Franzosen in das österreichische Kernland eingedrungen, so daß sie zu dessen Verteidigung jeden Soldaten brauchte. Daß Friedrich nun auch mit Frankreich, Bayern und Sachsen alliiert war, zwang die Habsburgerin im Oktober 1741 zu einem geheimen Waffenstillstand mit dem verhaßten Preußen.28 Doch schon wenig später brach Friedrich II. die Waffenruhe und schloß sich erneut Maria Theresias Feinden an. Als Mitte August 1741 französische Truppen den Rhein zu überqueren begannen und sich mit den bayerischen Streitkräften vereinigten, ergoß sich diese Flut ins Land ob der Enns, und am 15. September zog Karl Albrecht in Oberösterreichs Hauptstadt Linz ein, wo die Landstände ihm huldigten. Wien begann damit, sich auf eine Belagerung einzurichten, und das einzige Land, von dem sich Maria Theresia in dieser verzweifelten Situation Hilfe versprechen konnte, war das Königreich Ungarn.29
Es entstand die Legende von der „entblößten Königin“, ein Thema, das fast überall begierig aufgegriffen wurde. Sogar in Wien wurde sie von einem Maler in diesem Zustand dargestellt, und von Land zu Land wurden die Variationen immer anzüglicher. Zu Beginn des Jahres 1742 lief in Holland ein Stich um, der Maria Theresia mit nackten Brüsten und Beinen zeigte, umgeben von Männern, die sie anfassen. Im Januar desselben Jahres gab das Journal de Barbier die boshaften Verse wieder, die in Paris über die „arme Königin von Ungarn“ umliefen und die nichts anderes als die Aufforderung an eine Frau bedeuten, sich vergewaltigen zu lassen.30 Obwohl die prüde und fromme Maria Theresia sich von solchen Obszönitäten zutiefst beleidigt gefühlt haben mußte, gab sie nicht auf und kämpfte weiter – allein gegen alle.
Ganz allein stand sie in diesem Kampf jedoch nicht da, denn Ungarn leistete ihr Gefolgschaft. Daß es hierzu kam, war nicht zuletzt ihrer feierlichen Ansprache vor dem Ungarischen Landtag in Preßburg am 11. September 1741 geschuldet. Mit der Krone des heiligen Stephan auf dem Haupt und in Trauerkleidung hielt sie auf lateinisch eine pathetische Rede, nachdem der ungarische Hofkanzler zuvor die Bedrohung des Königreichs plastisch vor Augen geführt hatte. Maria Theresia sagte, daß es um die Sicherheit der Krone, um ihre Person und um ihre Kinder gehe. Sie appelliere an Mannesmut und Tapferkeit der Ungarn und habe volles Vertrauen, daß sie ihr nicht die notwendige Hilfe versagen würden. Von diesem Bild der verfolgten Unschuld hochgradig gerührt, brachen den Quellen zufolge die Anwesenden in den Ruf „Vitam et sanguinem!“31 aus. Allerdings wird von den Quellen auch nicht verschwiegen, daß keineswegs alle anwesenden Ungarn in diesen Gefühlsausbruch zugunsten Maria Theresias einstimmten. Vielmehr fielen auch böse Worte, Flüche und Drohungen an ihre Adresse. Die Szene aber war so gut für die Legendenbildung geeignet, daß alle unerfreulichen Untertöne verdrängt wurden und sie als dreifacher Triumph – der verfolgten Unschuld, des rechtmäßigen Königtums und der Schönheit – erschien. Daß sich die ungestümen, wilden, freiheitsliebenden Ungarn vom Charisma der verfolgten jungen (und noch dazu schönen) Mutter zum Einsatz ihres Lebens hinreißen ließen, war eine Geschichte, welche die komplette gefühlsmäßige Dynamik einer echten Heldensaga bot.32
Nach dem üblen Jahr 1742, das für ihren bayerischen Gegenspieler Karl Albrecht im Januar die Wahl und im Februar die Krönung zum römisch-deutschen Kaiser sowie manchen militärischen Erfolg gebracht hatte, ging es 1743 für Maria Theresia wieder aufwärts. Nachdem Friedrich II. unter Bestätigung seiner schlesischen Beute aus dem Krieg gegen Österreich ausgeschieden war (Friede von Berlin, 28. Juli 174233), konnten sich ihre Truppen in Bayern festsetzen. Ihnen kam die „Pragmatische Armee“ mit Soldaten aus den Niederlanden, England, Hannover und Hessen gegen die Franzosen zu Hilfe, und sie errangen über diese in der Schlacht bei Dettingen am 26. Juni 1743 einen spektakulären Sieg. Zuvor schon war Maria Theresia mit allem traditionellen Prunk in das zurückeroberte Prag eingezogen und hatte sich im dortigen Veitsdom am 12. Mai 1743 zum König (wie in Ungarn nicht zur Königin) von Böhmen krönen lassen. Sie hatte also die Wenzelskrone angenommen, deren Aussehen sie einmal despektierlich als „Narrenhäubl“ bezeichnet hatte, und hatte die Huldigung der böhmischen Stände in Empfang genommen.34
Doch in dem Jahr nach der Prager Krönung nahmen die Dinge für die Tochter Karls VI. erneut eine Wende zum Schlechteren. Mitte August 1744 begann Friedrich II. – er hatte am 5. Juni 1744 mit Frankreichs König Ludwig XV. ein Offensivbündnis geschlossen – mit seinem Einmarsch in Böhmen den Zweiten Schlesischen Krieg (1744/45). Maria Theresia geriet so wieder in die Defensive und mußte zulassen, daß die Truppen Karls VII. Bayern für diesen erneut in Besitz nahmen. Im Oktober 1744 konnte das von Frankreichs Hilfe abhängige Reichsoberhaupt, das wegen seiner Machtlosigkeit von den Zeitgenossen verspottet wurde, in München einziehen. Doch dieser späte Lichtblick dauerte nicht lange, denn bereits am 20. Januar 1745 starb Karl VII. in der bayerischen Landeshauptstadt. Sein Sohn, der als Maximilian III. Joseph neuer Kurfürst von Bayern wurde, schloß angesichts eines neuen Einfalls der Österreicher in Bayern am 22. April 1745 in Füssen Frieden mit Maria Theresia. Dabei verzichtete er auf jeden Anspruch auf Österreich wie auf die Kaiserwürde. Überdies sagte er zu, Maria Theresias Gemahl Franz Stephan von Lothringen bei der Wahl des neuen römisch-deutschen Kaisers Bayerns Kurstimme zu geben. In der Tat wurde Franz Stephan von der Mehrheit der Kurfürsten am 13. September 1745 in Frankfurt am Main zum Kaiser gewählt und am 4. Oktober als Franz I. gekrönt. Maria Theresia nahm übrigens an der Krönung ihres Mannes in der Frankfurter Bartholomäuskirche nur incognito teil und lehnte (aus den bereits genannten Gründen) ihre eigene Krönung zur Kaiserin ganz beharrlich ab.35
Immer noch war Maria Theresia entschlossen und hielt es für möglich, ihrem Feind Friedrich von Preußen Schlesien wieder abzunehmen. Doch darin täuschte sie sich. Friedrich, der jetzt anstelle des Wittelsbachers Karl Albrecht ihr Hauptgegenspieler war, besiegte ihre Heere bei Hohenfriedberg (4. Juni 1745) sowie bei Soor in Böhmen (30. September 1745). Als Friedrich II. auch Österreichs Alliierten Sachsen geschlagen hatte (Mitte Dezember 1745), sah sich Maria Theresia genötigt, mit Preußen den Frieden von Dresden (25. Dezember 1745) zu schließen. Darin mußte sie wiederum auf Schlesien verzichten, ohne mit Bayern einen adäquaten Ausgleich zu bekommen. Dafür erkannte Friedrich II. (der nun den Beinamen „der Große“ erhielt) im Gegenzug Franz I. als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation an. Dieses Ende des Kampfes führte letztlich zum österreichisch-preußischen Dualismus in Deutschland.36
Nachdem Friedrich II. seine Schäfchen ins Trockene gebracht hatte, wurde der Krieg trotzdem fortgesetzt. Denn obwohl Maria Theresia nach rund sieben Jahren Kampf im November 1747 für alle Beteiligten überraschend ihre Haltung änderte und auf einmal Frieden wollte, mochten jetzt die Franzosen nicht aufhören: Sie befanden sich gerade im Vorteil und standen kurz davor, das Haus Habsburg ultimativ zu demütigen. So gingen die Kämpfe im Frühjahr 1748 weiter, während aber in Aachen schon Friedensverhandlungen liefen, bei denen sich Franzosen und Engländer auf Friedenspräliminarien zu einigen vermochten und die darüber empörte Maria Theresia einfach vor vollendete Tatsachen stellten. Es dauerte noch bis zum 18. Oktober 1748, ehe der Krieg durch den Friedensvertrag von Aachen an ein formelles Ende gelangte. Vertragsparteien waren auf der einen Seite Frankreich, auf der anderen Seite England und die Republik der Niederlande. Mit heftigem Widerwillen trat eine Woche darauf Maria Theresia dem Vertrag bei, während die Spanier und die italienischen Kriegsparteien in kurzem Abstand folgten. Der Aachener Friede war kaum dazu geeignet, die Habsburgerin zufriedenzustellen. Denn seine Grundlage bestand in einer Wiederherstellung der vor dem Krieg bestehenden Verhältnisse – jedoch mit Ausnahme der von Österreich geleisteten Abtretungen. Somit war nach acht Jahren Krieg der Verlust Schlesiens und der Grafschaft Glatz ebenso besiegelt wie die Einbuße der italienischen Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla. Friedrich II. von Preußen, der nun fast allgemein „der Große“ genannt wurde und der dem Aachener Friedensschluß nicht beitrat, ging als großer Sieger aus dem Krieg hervor, den er auf so perfide Art und Weise ausgelöst hatte. Er hatte Preußen nicht bloß auf Kosten Maria Theresias vergrößert, sondern auch Habsburgs Vormachtstellung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ein Ende bereitet.37
Kaum war der Aachener Frieden unterzeichnet, dachte die in ihrem Ehrgefühl zutiefst verletzte Maria Theresia einzig und allein an Vergeltung. Mit dem Friedensschluß vollkommen unzufrieden, „fühlte sie [sich] vor aller Welt gedemütigt, vor allem durch die Engländer“38, die sie als Verbündete erlebt hatte, welche sie mehrfach zum Frieden gedrängt hatten und ihr somit in den Rücken gefallen waren. Der Krieg hatte ihr auf sehr schmerzliche Art die beklagenswerte Verfassung ihres Landes auf administrativem, wirtschaftlichem und militärischem Gebiet vor Augen geführt. Besonders die Armee war schlecht organisiert, die Offiziere und Generäle waren wenig zu einer erfolgreichen Kriegführung geeignet. Um ernsthaft an Revanche gegen Friedrich II. denken zu können, mußte die Kaiserin-Königin, wie sie jetzt immer öfter genannt wurde, aus Österreich zuerst ein leistungsfähiges Staatswesen machen und neue Bündnisse schließen.
Ganz gewiß hatte Maria Theresia, gemessen an dem geheiligten Erbrecht des Allerhöchsten Erzhauses, unzumutbare Verletzungen ihres Rechts hinnehmen müssen. Dennoch war sie, die ja schon zu Beginn ihrer Herrschaft von fast allen Seiten schonungslos bekämpft wurde, von „schwächlichen Friedensneigungen“39 völlig frei, wie einer ihrer vielen Biographen im Weltkriegsjahr 1917 zutreffend urteilte. Ihr Rückgriff auf den Krieg als politisches Mittel war durchaus nicht so defensiv, wie dies in den publizierten Memoranden sowie in ihren Rechtfertigungsschriften für die Nachfahren dargestellt wurde und wie es die Nationalhistoriker bereitwillig übernommen haben. Denn es entsprach ja einem alten historiographischen Klischee, dem zufolge die Habsburger das Kriegführen meist lieber anderen überlassen hätten: „Bella gerant alii. Tu felix Austria nube.“40 Das Bild der defensiven, lediglich ihr gutes Recht verteidigenden Frau resultierte besonders aus dem scharfen Kontrast zu dem aggressiven, kriegerischen, alles riskierenden Preußenkönig Friedrich II. Es war deswegen so glaubwürdig, weil es den Gegensatz der Geschlechter (vermeintlich) perfekt abbildete. Dies aber wird der Einstellung Maria Theresias zum Krieg keineswegs gerecht, und die neuere Militärgeschichtsschreibung hat inzwischen mit dieser nicht zutreffenden „Weichzeichnung der barocken Landesmutter“41 auch gebrochen. Für sie war der Einsatz von Leib und Leben der Soldaten eine Selbstverständlichkeit (wie für jeden damaligen Potentaten). Besonders sprechend ist in dieser Beziehung ihr oft zitierter Brief an ihren böhmischen Hofkanzler Philipp Joseph von Kinsky vom Dezember 1741: „Alle meine Heere, alle Ungarn sollen eher vernichtet werden, als daß ich irgend etwas abtrete. Der kritische Augenblick ist […] da; schonet das Land nicht, um es zu erhalten. […] Ihr werdet sagen, daß ich grausam sei. Es ist wahr; […] jetzt aber verschließe ich mein Herz dem Mitleid.“42
Aufgrund ihres chronischen Geldmangels war Maria Theresia in ihrer völligen Abhängigkeit von den Zahlungen Englands zweimal durch London gezwungen worden, Friedrichs II. Forderungen nachzugeben. Deshalb unternahm sie nun alles, um eine Wiederholung dieser bitteren Demütigung zu verhindern. Neben der Schaffung eines ihr direkt verantwortlichen Handelsdirektoriums, welches das Zollwesen in ganz Österreich regeln sollte, schuf sie Manufakturen, reformierte das Bildungswesen43, reorganisierte die medizinische Fakultät der Universität und nahm eine grundlegende Steuerreform in Angriff. Das alles ging mit der vordringlichen Heeresreform einher, die schon zu Beginn des Jahres 1748 begann und die erneut bewies, wie groß Maria Theresias’ Interesse an der Armee war.44 Für ihre Biographin Élisabeth Badinter steht eines fest: „Sie liebte das Militär, sein Prestige, seine Männer. Sie bemühte sich darum, ihnen eine bessere Behandlung zu verschaffen, und zeigte sich am Schicksal des einzelnen Soldaten interessiert.“45 Die habsburgische Herrscherin bedauerte es ungemein, wegen ihres Geschlechts und wegen ihrer beinahe ständigen Schwangerschaft nicht selbst am Krieg teilnehmen zu können. Preußens Gesandter Podewils schrieb 1747 an Friedrich den Großen: „Es scheint, als sei sie ärgerlich, als Frau geboren zu sein.“46
Aber ohne eine tatsächliche „diplomatische Revolution“ wären diese ganzen Anstrengungen ohne Nutzen geblieben, denn allein konnte sie Friedrich dem Großen, der schon zu mächtig geworden war, nicht Paroli bieten. Sie brauchte feste Alliierte, die (anders als England) kein Interesse an seiner Schonung hatten. Dies war bei Rußlands Zarin Elisabeth I. der Fall, doch sie, die ein Heer von mehr als 100.000 Mann aufstellen konnte, besaß kein Geld, und der Wert ihrer Streitkräfte war ungewiß. 1749 vermochte der glänzende Diplomat Wenzel Anton Graf von Kaunitz Maria Theresia davon zu überzeugen, daß sie sich zur Niederwerfung Friedrichs II. an Frankreich annähern und auf diese Weise ein diplomatisches System außer Kraft setzen mußte, das Habsburger und Bourbonen stets als Gegner sah. Maria Theresia ernannte Kaunitz nicht nur zum Staatskanzler (1751), sondern auch zu Österreichs Botschafter in Frankreich (1750 bis 1753). Nur langsam glückte es ihm, das französische Mißtrauen zu zerstreuen, so daß 1755 Geheimverhandlungen zwischen Frankreich und Österreich beginnen konnten, die am 1. Mai 1756 zwischen diesen beiden Ländern in das Defensivbündnis von Versailles mündeten. Zum Abschluß dieses Vertrags hatte nicht unwesentlich die Tatsache beigetragen, daß England und Preußen am 16. Januar 1756 die Konvention von Westminster unterzeichnet hatten.47 Durch sie wurde die Umkehrung der Bündnisse (franz.: renversement des alliances) bedeutend vorangetrieben und der Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs beschleunigt. Denn die französische Regierung war in Anbetracht des von ihrem vormaligen Bündnispartner Friedrich geschlossenen Westminster-Vertrags so empört, daß sie sich nunmehr mit ihrem Erzfeind Habsburg verbündete.48
Doch für Maria Theresia kam es noch besser: Zarin Elisabeth I. (deren frühere Bewunderung für Friedrich sich inzwischen in blanken Haß verwandelt hatte49) gab ihre vollständige Zustimmung zu einem Vorschlag von Kaunitz, zusammen mit Österreich noch im Frühjahr 1756 gegen Preußen ins Feld zu ziehen, und ging sogar noch einen großen Schritt weiter: Elisabeth versprach, daß sie nicht eher die Waffen niederlegen wolle, bis Österreich Schlesien wiedererlangt habe.50
Von der Gerechtigkeit ihrer Revanche war Maria Theresia restlos durchdrungen, und so fand sie, daß sie nicht bloß der Sache ihres Erzhauses, sondern der des ganzen Menschengeschlechts einen gewaltigen Dienst erweise, wenn sie Friedrich II. niederwerfe. Der war nicht nur rechtsbrüchig, nein, er war auch gegenüber dem Haus Habsburg höchst undankbar: Immerhin hatte er allein diesem den Aufstieg seiner Dynastie zur Königswürde zu verdanken. Kaunitz bestärkte Maria Theresia in ihrer so fundamentalen Unversöhnlichkeit und hatte für seine Identifikation mit ihrem Anliegen einen triftigen Grund. Zu diesem meint Barbara Stollberg-Rilinger: „[…] was hätte seiner legendären Eitelkeit mehr schmeicheln können, als derjenige zu sein, der der höchstrangigen Monarchin Europas in triumphaler Weise zu ihrem angestammten Recht verhilft?“51 Schon bevor Kaunitz bei seiner Rückkehr aus Paris an die Spitze der neuen Staatskanzlei trat (die er übrigens ganz nach seinen Vorstellungen zuschneiden konnte), folgte ihm seine Monarchin in Staatsangelegenheiten – zwar nicht blind, aber vertrauensvoll und unerschütterlich. Er selbst war sich seiner Unersetzlichkeit ganz genau bewußt und ließ das Maria Theresia immer wieder spüren, aber sie akzeptierte es und spielte nach seinen Regeln – wissend, daß dies die Bedingung war, wenn er seinen Genius in ihren Dienst stellen sollte.52
Maria Theresias Strategie, wie Kaunitz sie entworfen hatte, sah zunächst so aus, nach allen Seiten ihre friedliche Gesinnung und Vertragstreue zu bekunden und jeden Verdacht auf Pläne zur Revanche zu zerstreuen, während sie parallel am französischen Königshof die Möglichkeiten für eine Annäherung sondieren ließ. Die Seemächte (Großbritannien und die Republik der Niederlande), die immer noch ihre Alliierten waren, die sie zur weiteren Teilnahme an einer Politik gegen Frankreich drängten, hielt sie permanent hin.53 Um auf gar keinen Fall als Angreiferin zu erscheinen, tat Maria Theresia alles, um Friedrich über ihre wahren Absichten (seine Niederwerfung) zu täuschen und ihn dazu zu bewegen, die Initiative zum Krieg zu ergreifen. Friedrich tat ihr diesen Gefallen dann auch, als er am 29. August 1756 – nach seiner Gewohnheit ohne eine vorherige Kriegserklärung – in das mit der antipreußischen Koalition verbündete Sachsen einmarschierte, wo er – ebenso wie in Böhmen – den Hauptschlag führen wollte. Für die Kaiserin-Königin war die so lange ersehnte Stunde der Revanche endlich gekommen, doch der nun beginnende Krieg, der sieben Jahre tobte, war letztlich vergeblich. Sie mußte die Hoffnung, Schlesien wieder in ihren Besitz zu bringen, endgültig aufgeben.54
Es kann und soll im Rahmen dieses Aufsatzes nicht das Auf und Ab der Kampfhandlungen im Detail wiedergegeben und so ein Abriß des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) geliefert werden. Es soll daher einzig auf das Ende dieses blutigen Ringens geblickt werden, das durch den weltpolitischen Antagonismus zwischen Frankreich und Großbritannien ein erster weltweiter Krieg war. Und auch bei diesem Blick auf den Ausgang des Kampfes sollen uns nur Maria Theresia und ihr preußischer Gegner Friedrich der Große interessieren. Als Preußen schon fast am Boden lag, zogen der Tod von Zarin Elisabeth I. (5. Januar 1762) und die Thronübernahme durch den preußenfreundlichen Peter III. den Kopf Friedrichs II. aus der Schlinge, in der er sich befunden hatte. Im Frieden von Hubertusburg (15. Februar 1763) kehrten die kriegführenden Parteien zum Ausgangspunkt zurück. Friedrich wurde der Besitz Schlesiens mit der Grafschaft Glatz erneut bestätigt. Für ihn bedeutete das einen Triumph, denn er hatte unter hohen Verlusten Ansehen und Macht seines Staates und seiner Person enorm erhöht. Im Februar 1763 war das Ansehen Preußens in Europa ungleich größer als an dem 29. August 1756, „als er den ersten kühnen Schlag gegen die Koalition führte, die ihm den Untergang geschworen hatte“55. Doch Friedrich konnte nicht frohlocken: „Obwohl er es als tiefe Genugtuung empfand, daß er und sein Land ungeschmälert aus größter Gefahr hervorgegangen waren, hatte er doch zu viel gelitten, um wie die anderen triumphieren zu können.“56
Wie stand es um seine unversöhnliche Gegnerin Maria Theresia, die ihm seinen Raub letzten Endes doch hatte überlassen müssen? Ihr Hauptziel, für das sie so lange große Anstrengungen unternommen hatte, hatte sie nicht zu erreichen vermocht – eine Enttäuschung, die tief in ihre Seele eindrang und die sie nie überwinden konnte. Denn sie hatte nicht nur ihre politischen Ziele nicht erreicht, nicht nur die bescheidenen Erfolge ihrer Verwaltungs-, Finanz- und Militärreform wieder verspielt. Nein, sie stand in mancher Beziehung nun sogar schlechter da als zu Beginn ihrer Regierung: Gegenüber dem Stand von 1740 hatten sich die Staatsschulden regelrecht verdoppelt. Der geniale Plan, mit dem Kaunitz das „Monstrum“ aus Berlin hatte vernichten wollen, war auf ganzer Linie gescheitert.57
Maria Theresia und Friedrich der Große waren – aus größerer historischer Distanz betrachtet – einander nicht so unähnlich: Beide charakterisiert es, daß sie im Krieg rücksichtslos und fast schon starrsinnig an ihren einmal gesetzten Zielen festhielten. Auch bedienten sich beide gleichermaßen der Reichsinstitutionen als Werkzeuge. War Maria Theresia im Österreichischen Erbfolgekrieg noch die Heldin gewesen, die sich einer Übermacht von Feinden hatte erwehren müssen, so hatte sich dies im Siebenjährigen Krieg umgekehrt: Nun stand Friedrich II. einer übermächtigen Allianz von Potentaten gegenüber, die seine Länder unter sich aufteilen wollten. Überdies trugen beide ihren Teil zum Verfall des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation bei.58 Vor diesem Hintergrund ist es die Aufgabe der Historiographie, Maria Theresia und Friedrich den Großen zumindest teilweise neu zu bewerten, denn alte, einseitige Beurteilungen lassen sich nicht länger halten.
Die bei vielen Habsburgern vorhandene Schwermut, die auch sie bereits lange in sich trug, ergriff immer stärker Besitz von Maria Theresia. Sie erdrückte sie fast ganz, als ihr Ehemann Franz Stephan am 18. August 1765 bei einem Aufenthalt in Innsbruck plötzlich an einem Gehirnschlag starb. Sein Tod machte sie unfähig, selbst die geringsten Entscheidungen zu treffen, so daß ihr am 13. März 1741 geborener Sohn Joseph sich um alles Praktische kümmern mußte.59 Mit dem Tod seines Vaters wurde er römisch-deutscher Kaiser, denn dieser Titel war allein männlichen Herrschern vorbehalten. Am 17. September 1765 wurde Joseph zu Maria Theresias Mitregent in den habsburgischen Ländern, während er das Großherzogtum Toskana, das ihm sein Vater vererbt hatte, seinem jüngeren Bruder Leopold (dem späteren Kaiser Leopold II.) überließ. Die eifersüchtig über ihre Autorität wachende Maria Theresia, die den sanftmütigen, eher zu leichten Vergnügungen als zu harter Regententätigkeit tendierenden Franz Stephan immer von der Ausübung wirklicher Macht ferngehalten hatte,60 glaubte auch in ihrem Sohn Joseph einen Mitregenten zu besitzen, den sie nach ihren Ideen formen konnte. Aber die Witwe, die nicht von der Macht lassen konnte, verkannte den ehrgeizigen jungen Mann, der im neuen Kaiser schlummerte, und unterschätzte, wie kompliziert all die Emotionen waren, die Mutter und Sohn, die Herrscherin und ihren Nachfolger, miteinander verbanden bzw. in einen schließlich unüberbrückbaren Gegensatz zueinander brachten.61
Dieser Gegensatz sollte mit den Jahren stetig anwachsen und zu einer Konfrontation werden, so daß es kaum übertrieben ist, wenn Maria Theresias Biographin Élisabeth Badinter die beiden als „ein infernalisches Paar“62 bezeichnet. Dieses liebte sich zwar, doch stritt es über die Machtverteilung in einer oft haarsträubenden Manier. In zahlreichen Fragen hatte Joseph völlig andere Ansichten als seine Mutter. Während er bereits ein Anhänger von Gedanken der Aufklärung war, blieb sie geistig wie auch emotional dem Zeitalter der Gegenreformation verhaftet. Das aber waren letzten Endes nur sekundäre Faktoren, denn primär war es so, daß Sohn und Mutter von ihrem Wesen her unvereinbar waren. Wer die Wogen oft zumindest ein wenig zu glätten vermochte, war der mächtige Staatskanzler Kaunitz. Er diente als Puffer zwischen den beiden, verhandelte mit Joseph und bekam von diesem manchmal die Schläge ab, die im Grunde genommen Maria Theresia zugedacht waren. Trotzdem kam es auch vor, daß Kaunitz und Joseph II. sich insgeheim gegen sie zusammenschlossen und daß der Staatskanzler den ehrgeizigen Sohn gegen die alternde Mutter ausspielte. Denn bei aller Loyalität dieser gegenüber hatte Kaunitz auch an seine eigene Zukunft zu denken: Sein nächster Herr würde Joseph II. sein.63
Anders als der zeitgenössische Adel, für den außereheliche Liebesverhältnisse kein Sakrileg waren, sah Maria Theresia die Institution der Ehe ausschließlich unter dem Zeichen unverbrüchlicher Treue. Ihre französische Biographin Badinter meint dazu: „Insofern hing sie einem Modell des bürgerlichen Ehepaares an, wie es hätte prüder nicht sein können.“64 Motive für diese Einstellung sieht Badinter in Maria Theresias allgemeiner Aversion gegenüber dem Bruch des feierlichen Eides vor Gott, aber auch ganz speziell in ihrer Enttäuschung darüber, daß ihr Gemahl Franz Stephan sie mehrfach mit anderen Frauen betrog.65
Infolgedessen erklärte die Herrscherin schon ab den späten 1740er Jahren der unrechtmäßigen Sexualität an ihrem Hof wie in der Stadt Wien den Krieg. Am Hof knüpfte sie ein Netz von Spionen und Spioninnen und begann mit der Überwachung und Bestrafung derjenigen, die verdächtig waren, ehebrecherische Beziehungen zu unterhalten. Selbst solche, die in der größten Diskretion unterhalten wurden, sahen sich einer Verfolgung ausgesetzt. Podewils berichtete Friedrich II. 1747: „Da man bei einer Dame von der Oper einige junge Leute von Stande gefunden hat, hat die Kaiserin-Königin sie in ein äußerst strenges Gefängnis setzen lassen und hat aus diesem Anlaß dem Kollegium, das man Sicherheitskommission nennt, soeben befohlen, genaue Nachforschungen anzustellen und alle Häuser, die es ihr gut scheine, zu untersuchen, mit alleiniger Ausnahme der fremden Minister und der Hofräte. Sie hat ihm dabei zur Pflicht gemacht, alle ohne Ansehen der Person und ohne Ausnahme der Fürsten und Geheimräte festzunehmen, bei denen sie Damen von der Oper oder andere Personen von entsprechendem Lebenswandel finden würden.“66
Dabei hatte sich Maria Theresia in den ersten Jahren ihrer Ehe und sogar noch während des Österreichischen Erbfolgekriegs mit großer Freude an den Zerstreuungen der jährlichen Ballsaison im Januar und Februar beteiligt, Maskenbälle und Theater besucht und sich mitunter die ganze Nacht über amüsiert. Doch seit 1747 hatte sich das radikal geändert, und sie hatte alle Freude an Tanz und Theater eingebüßt. Sie hatte sich mehr und mehr von den öffentlichen Vergnügungen zurückgezogen und statt dessen ihren bis dahin beispiellosen Feldzug gegen die omnipräsente Unkeuschheit gestartet. Spezielle Überwachung ließ sie dem Lebenswandel von Künstlerinnen angedeihen, ganz gleich, ob es sich dabei nun um Sängerinnen, Schauspielerinnen oder Tänzerinnen handelte, die sehr oft von Höflingen oder von wohlhabenden Bürgern umworben wurden. Giacomo Casanova spottete in seinen Memoiren, „für jede italienische Sängerin sei es eine Ehre, von der Kaiserin aus Wien verbannt zu werden“67.
Daß ihr „Keuschheitsfuror“68 alle ohne Ansehen der Person traf (und damit auch Personen aus dem Hochadel und Angehörige namhafter Familien wie Sinzendorf oder Starhemberg), war für viele der eigentliche Skandal, wohingegen sittenpolizeiliche Maßnahmen gegen einfache Untertanen nicht als etwas Anstößiges empfunden wurden. Auch wurde es als unerhört betrachtet, daß Maria Theresia einen stillschweigenden Konsens unter adeligen Standespersonen außer Kraft setzte. Dieser Konsens hatte zum Inhalt, daß Aristokraten in Fragen der guten Sitten keinerlei Kontrolle durch die Obrigkeit unterworfen waren, soll heißen: nicht wie gewöhnliche Untertanen traktiert wurden. Vermittels dieser unerhörten Gleichmacherei überging Maria Theresia die an ihre adelige Standessolidarität gerichteten Erwartungen in gravierender Art und Weise.69
Casanova setzte seinen Spott durch die Aussage fort, von den sieben Todsünden habe Maria Theresia beschlossen, sechs zu übersehen und lediglich die Unzucht zu verfolgen.70 Kurzum: Selbst in den Augen ihrer größten Bewunderer brachte die verbissene Keuschheitskampagne die Monarchin um einen großen Teil ihrer Reputation und trug ihr den Ruf ein, bigott zu sein. Der schwedische Gesandte Nils Bark schrieb, so großzügig sie in den großen Dingen sei, so kleinlich sei sie in den kleinen.71 Und sogar der Maria Theresia wohlwollende Biograph Alfred Ritter von Arneth konnte sich später den Tadel nicht verkneifen, sie habe sich in Dinge eingemischt, „die zu kleinlich waren für ihre erhabene Stellung oder denen sie als Frau von reinem Charakter besser fern geblieben wäre“72.
Ab 1769 trugen Maria Theresia und Joseph ihren Kampf nicht länger mit stumpfen Waffen aus. Der Sohn wollte mit seinen 28 Jahren nicht mehr die Nebenrolle spielen, während sich Maria Theresia mit ihren 52 Jahren einfach nicht dazu durchringen konnte, ihn die Hauptrolle spielen zu lassen, die ihm bald ohnehin zufallen sollte. Die erste polnische Teilung 1772 wurde von Joseph befürwortet und von ihr abgelehnt, ohne daß sie jedoch Österreichs Teilnahme daran verhindert hätte. Friedrich der Große hielt ihre Tränen über das Schicksal Polens für Krokodilstränen und äußerte sich geringschätzig über sie: Sie weine zwar, verschmähe aber trotzdem ihren Teil von Polen nicht. „So ist sie.“73
Der Bayerische Erbfolgekrieg 1778/79 wurde zu der nächsten großen Zerreißprobe zwischen Mutter und Sohn – und führte letztlich zum Bruch zwischen ihnen. Nach dem Tod des Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern (30. Dezember 1777), der ohne Abkömmling starb, sah Kaiser Joseph II. die Chance zur Realisierung seines Traums gekommen, die Besitzungen der Habsburger auf Niederbayern auszudehnen. Deswegen unterzeichnete er bereits am 3. Januar 1778 eine Vereinbarung mit Karl Theodor von Bayern, der ihm Niederbayern im Tausch gegen die unangefochtene Nachfolge im Rest des Kurfürstentums abtrat. Maria Theresia, die aufgrund ihrer Erfahrungen mit Friedrich II. einen Waffengang mit diesem fürchtete, bat ihren Sohn Joseph nachdrücklich, von seinem Projekt Abstand zu nehmen. Trotzdem ließ er seine Truppen umgehend in Bayern einmarschieren und ging davon aus, die deutschen Fürsten in ihrer Gesamtheit vor vollendete Tatsachen gestellt zu haben. Doch da kannte er Friedrich (den er lange Zeit bewundert und im August 1769 im sächsischen Neiße auch einmal persönlich getroffen hatte74) schlecht! Völlig problemlos gelang es dem preußischen König, die meisten Reichsfürsten gegen Joseph zu mobilisieren, denn sie blickten mit starkem Argwohn auf die Vergrößerung des österreichischen Territoriums und damit auf den Zuwachs seiner Macht. Friedrich II. ließ wissen, er werde diese Annexion nicht hinnehmen, und so rüsteten beide Seiten für den Krieg. Während Friedrich und Joseph im April zu ihren Truppen abreisten, schaltete sich Maria Theresia, die einen Kampf um jeden Preis vermeiden wollte, ein, denn der Preußenkönig lehnte alle Vorschläge zu einer freundschaftlichen Regelung des Problems ab. Diesmal eine Kriegserklärung vorausschickend, eröffnete der Preußenkönig am 5. Juli 1778 den Kampf, indem er in Böhmen einrückte.75 Wiewohl er im Siebenjährigen Krieg mehr als nur einmal am Abgrund gestanden und danach geschworen hatte, sich in Zukunft von allen Händeln fernzuhalten, war sein kriegerischer Geist ungebrochen.
Joseph, der den Krieg lediglich aus der Theorie kannte, bekam es mit der Angst zu tun. Maria Theresia war als Mutter voll Sorge, da mit ihm und Maximilian, ihrem Jüngsten, gleich zwei Söhne an diesem spöttisch „Kartoffelkrieg“ oder „Zwetschkenrummel“ genannten Kampf, der ohne militärische Aktionen bleiben sollte, teilnahmen. Obwohl sie auf der anderen Seite nicht ohne Genugtuung sah, daß der sonst dauernd mit ihr streitende Joseph mit dem Krieg gar nicht zurechtkam, erklärte sie sich bereit, ihm Beistand zu leisten. Aber ihre Unterstützung sollte Joseph II. nicht gefallen! Denn seine Mutter demütigte sich vor ihrem alten Feind Friedrich, indem sie ihn, den Berufszyniker, in einem persönlichen Brief um Frieden bat.76 Zwar blieb der mißtrauische König auf der Hut, ging jedoch letztlich auf Maria Theresias Initiative ein, so daß sie ihrem Sohn Joseph eine Katastrophe zu ersparen vermochte. Auf der anderen Seite degradierte sie so ihren Nachfolger zu einem ängstlichen Kind und schädigte seine Reputation ganz gravierend, weil er dadurch als schwacher Herrscher und zugleich als verantwortungsloser, schlechter Soldat erscheinen mußte. Einen größeren Schaden für das Bild des Kaisers und für sein Streben nach Ruhm (und folglich auch für ihren mütterlichen Narzißmus) hätte sie kaum verursachen können! Ihre Biographin Badinter schreibt hierzu: „Maria Theresia konnte nicht übersehen haben, daß sie auf diese Weise den Graben zwischen ihr und ihrem Sohn unüberbrückbar werden ließ.“77
Barbara Stollberg-Rilinger drückt sich noch deutlicher aus: „Mit der Rolle der schwachen, kummervollen Frau ließ sich die Tatsache halbwegs bemänteln, daß die Kaiserin ihrem Sohn, dem Kaiser, in unerhörter Weise politisch in den Rücken fiel. […] In einer Gesellschaft, in der Ehre alles galt, hatte er, der Kaiser und Feldherr, sich von seiner Mutter vor dem Feind und aller Welt wie ein unmündiges Kind behandeln lassen müssen.“78 Und weiter: „Für loyale Diener des Erzhauses war das Schauspiel, das Mutter und Sohn boten, […] unerträglich.“79
Nun war das Tischtuch zwischen Maria Theresia und Joseph endgültig zerschnitten, und dieser ließ es sie mehr als deutlich spüren, daß er sie für seine Demütigung im Bayerischen Erbfolgekrieg in hohem Maße verantwortlich machte. Nachdem er vor diesem Krieg Friedrich den Großen als das Ideal eines Herrschers betrachtet und damit seine Mutter sehr verärgert hatte, rühmte er jetzt die russische Zarin Katharina II. unablässig als die größte Herrscherin des Jahrhunderts.80 Gut, daß die gedemütigte Maria Theresia nicht auch noch das tragische Ende ihrer Tochter Maria Antonia (Marie Antoinette) miterleben mußte, die als Gattin König Ludwigs XVI. von Frankreich nach vielen vorhergegangenen Erniedrigungen durch die Revolutionäre am 16. Oktober 1793 unter der Guillotine starb!
In zahllosen Privatbriefen beschrieb Maria Theresia das letzte Jahrzehnt ihres Lebens als ein Warten auf den Tod. So schrieb sie unter anderem.: „Ich habe lange genug gelebt.“81 Sie klagte darüber, einsam und verlassen zu sein, krank an Körper, Herz und Seele, von der Last der Verantwortung erdrückt und in Anbetracht der Aussichtslosigkeit ihrer Bemühungen, irgendwo auch nur etwas bessern zu können, resigniert. Das Zerwürfnis mit Joseph gab der immer korpulenter werdenden Maria Theresia den Rest, und bei ihrer körperlichen und seelischen Verfassung war ihr Arzt zu Recht sehr besorgt. Zum Schluß genügte ein einfacher Schnupfen, gefolgt von schwerer Atemnot, um die so lange gegen eine Welt von Feinden kämpfende Kaiserin-Königin zu besiegen. Bis zur letzten Sekunde noch bei klarem Verstand, hauchte Maria Theresia am 29. November 1780 ihre Seele aus. Ungeachtet des Bruchs zwischen ihr und ihm hatte sie ihr ältester Sohn Joseph in ihren allerletzten Tagen nicht verlassen, nach Angaben von Augenzeugen weder bei Tag noch bei Nacht. Ihm als ihrem Nachfolger gab sie den Rat, „Liebe zu Gott und Gottesfurcht zu beweisen, väterliche Liebe zu den Untertanen, Tugend und Gerechtigkeit“82.
Sogar ihr ärgster Kontrahent Friedrich II. von Preußen schickte (wie alle europäischen Fürsten dies zu ihrem Tod machten) eine förmliche Trauerbekundung und schrieb an seinen Freund Jean-Baptiste le Rond d’Alembert, den französischen Mathematiker und Physiker, Maria Theresia habe „ihrem Thron und dem weiblichen Geschlecht Ehre gemacht“83 und betonte zugleich, er sei trotz aller Kriege nie ihr Feind gewesen.84
Maria Theresia gehört zu den ganz wenigen Frauen in der Weltgeschichte, die über einen Zeitraum von rund 40 Jahren regiert und dabei ihr Land verkörpert haben. Auch Elisabeth I. von England85 und Katharina II. von Rußland86 verfügten über absolute Macht, doch anders als die Habsburgerin mußten sie während ihrer Regierungszeit nur in geringem Maße mit ihrer Weiblichkeit zurechtkommen. Denn sie lebten und herrschten wie Männer, wohingegen Maria Theresia neben der Rolle der Herrscherin auch noch die der liebenden Ehefrau und der fürsorglichen Mutter auszufüllen hatte. Diese drei Rollen nahmen in ihrem Leben nicht nur einen ganz beträchtlichen Raum ein, sondern absorbierten sie ganz und gar. Dazu beinhalteten sie Imperative, die eine Rolle in Gegensatz zur anderen bringen mußten.87 Auch aus diesem Grund erscheint Maria Theresia oft noch weit stärker als andere Souveräne als von Widersprüchen geprägte Persönlichkeit. So hatte sie im Österreichischen Erbfolgekrieg und ebenso im Siebenjährigen Krieg die Fortsetzung des immer aussichtsloser werdenden Kampfes um jeden Preis betrieben und jeden für sie unvorteilhaften Frieden hartnäckig verworfen, aber später im Bayerischen Erbfolgekrieg den Frieden unbedingt wiederherstellen wollen. Sie war im letztgenannten Fall sogar so weit gegangen, ihren ältesten Sohn Joseph, den Kaiser, auf unerhörte Art zu desavouieren. Aber auch die Herrscher (zumindest manche unter ihnen) ändern sich und tun irgendwann das Gegenteil dessen, was sie zuvor getan haben.
So volkstümlich, wie ihre Panegyriker sie dargestellt haben, war Maria Theresia keineswegs. Ihre „Zugänglichkeit ‚selbst für den Geringsten der Untertanen‘, ist ein historiographisches Märchen“88 und hat mit der geschichtlichen Realität nichts zu tun. Vielmehr wurden unter ihrer Ägide die Regeln für den höfischen Zutritt verschärft, gemeine Bittsteller mit ihren lästigen Gesuchen auf den üblichen Behördenweg verwiesen, besonders zudringliche Personen gar in Haft genommen. Das gemeine Volk hielt sich die angeblich so joviale Landesmutter vom Leibe und erteilte ihre Gunst einzig und allein auf persönliche Fürsprache hin. Wie alle anderen Gaben, die sie spendete, war auch der Zugang zu ihr ungleich verteilt. Ihre Wohltätigkeit beschränkte sich auf in der Tradition verankerte symbolische Akte christlicher Nächstenliebe, die sie einzelnen armen Menschen stellvertretend für alle Bedürftigen hin und wieder angedeihen ließ. „Die realen Untertanen dagegen kamen in erster Linie als Steuerzahler in den Blick und waren Gegenstand einer staatswirtschaftlichen und religiösen Disziplinierungspolitik von erstaunlicher Erbarmungslosigkeit.“89
Vielleicht werden die Widersprüche Maria Theresias am besten durch folgende Ausführungen ihrer Biographin Barbara Stollberg-Rilinger nachvollziehbar gemacht: „Gegen Ende ihres Lebens war nicht mehr viel von der Welt übrig, in die Maria Theresia im Jahr 1717 hineingeboren worden war. […] die alte Großmacht Habsburg war von einem drittrangigen Aufsteiger desavouiert, die ehemals selbstverständlichsten Überzeugungen galten ihrem eigenen Sohn nichts mehr. Alles, worauf einst ihre erstaunliche Zuversicht beim Antritt der Regierung gegründet gewesen war, hatte seine Wirkmacht verloren. Sie kam sich vor wie aus der Zeit gefallen. Die Welt, in der ihre Regeln die richtigen gewesen waren, gab es nicht mehr. Das merkte sie und litt darunter; es veranlaßte sie aber nicht, diese Regeln in Frage zu stellen. […] Am Ende betrachtete sie sich selbst als un naturel de l´autre siècle [Hervorhebung im Original], ein Wesen aus einem anderen Zeitalter, und richtete ihre erstaunliche Willenskraft und Disziplin nur noch darauf, einen schönen Tod zu sterben.“90
1?Barbara Stollberg-Rilinger, Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit. Eine Biographie, München 2017, S. X.
2?Ebenda, S. XI.
3?Ebenda, S. XXIV.
4?Ebenda.
5?Ebenda, S. 6.
6?Élisabeth Badinter, Maria Theresia. Die Macht der Frau. Aus dem Französischen von Horst Brühmann und Petra Willim, Wien 2017, S. 20 f.
7?Zitiert nach: ebenda, S. 21.
8?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 17.
9?Eberhard Straub, Herrin und König. Vor dreihundert Jahren wurde die Habsburger-Monarchin Maria Theresia geboren, in: Junge Freiheit 20/2017 vom 12. Mai 2017, S. 19.
10?Stollberg-Rilinger, a .a. O. (Anm.?1), S. 24 f.
11?Aus ihrer Ehe mit Franz Stephan von Lothringen gingen nicht weniger als 16 Kinder hervor.
12?Zitiert nach: Badinter, a .a .O. (Anm.?6), S. 69.
13?Zitiert nach: ebenda, S. 171.
14?J. Alexander Mahan, Maria Theresa of Austria, New York 1932, S. 492.
15?Zitiert nach: Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 151.
16?Ebenda, S. 151 f., 153 f.
17?Franz Stephan wurde von der Mehrheit der Kurfürsten am 13. September 1745 in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen Kaiser gewählt und am 4. Oktober als Franz I. gekrönt.
18?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 169
19?Straub, a.?a.?O. (Anm.?9), S. 19.
20?Vgl. dazu Ernst Kantorowicz, Die zwei Körper des Königs, Stuttgart 1992.
21?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 13.
22?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 88.
23?In dieser Schrift hatte Friedrich, noch nicht König, das Bild des idealen Herrschers und aller seiner Tugenden gezeichnet. Von diesem Ideal sollte er mit dem Überfall auf Schlesien allerdings gewaltig abrücken.
24?Zitiert nach: Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 77.
25?So ist es allen Ernstes zu lesen bei: Straub, a.?a.?O. (Anm.?9), S. 19.
26?Badinter, a.a.O. (Anm.?6), S. 75.
27?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 79.
28?Österreichisch-preußischer Waffenstillstand von Klein-Schnellendorf, 9. Oktober 1741.
29?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 79 f.
30?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 113 f. Dieses Schmähgedicht ist dort in einer deutschen Übersetzung im Wortlaut nachzulesen.
31?Dt.: Leben und Blut!
32?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 90 f.
33?Dies war das Ende des Ersten Schlesischen Kriegs (1740–1742).
34?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 102 f.
35?Ebenda, S. 107 f., 109 f.
36?Ebenda, S. 108, 110, 112 f.
37?Ebenda, S. 112.
38?Ebenda.
39?Eugen Guglia, Maria Theresia. Ihr Leben und ihre Regierung, Bd. 1, München 1917, S. 296.
40?Dt.: Mögen andere Kriege führen. Du, glückliches Österreich, heirate.
41?Michael Hochedlinger / Anton Tantner (Hg.), „… der größte Teil der Untertanen lebt elend und mühselig“. Die Berichte des Hofkriegsrates zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Habsburgermonarchie 1700–1771, Wien 2005, S. 329 f.
42?Zitiert nach: Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 114.
43?Im Zuge dieser Reform kam es zur Einführung einer allgemeinen Schulpflicht und weiters zur Gründung von „Normal-, Haupt- und Trivialschulen“.
44?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 186–188.
45?Ebenda, S. 187.
46?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 116.
47?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 188 f.
48?George P. Gooch, Friedrich der Große. Preußens legendärer König. Aus dem Englischen von Klaus Dockhorn, Kreuzlingen / München 2006, S. 50 f.
49?Ihr Kanzler Bestuschew, der für ein russisches Bündnis mit Österreich eintrat, hatte der Zarin die Augen über Friedrich geöffnet, der ihr gegenüber den Galan spielte, aber nur ein falsches Spiel trieb. Dessen Hauptzweck lag darin, die russische Zarin von einer für Preußen lebensgefährlichen Allianz mit der österreichischen Monarchin fernzuhalten: Badinter, a.a.O. (Anm.?6), S. 162.
50?Gooch, a.?a.?O. (Anm.?48), S. 50.
51?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 408.
52?Ebenda, S. 408 f.
53?Ebenda, S. 409 f.
54?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 189.
55?Gooch, a.?a.?O. (Anm.?48), S. 80.
56?Ebenda, S. 81.
57?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 457.
58?Ebenda, S. 458 f.
59?Vgl. zu der abgrundtiefen Trauer und elementaren Veränderung, die der Tod Franz Stephans in Maria Theresia auslöste, ebenda, S. 518–527.
60?Vgl. dazu Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 171.
61?Ebenda, S. 209–212.
62?Ebenda, S. 226.
63?Ebenda.
64?Ebenda, S. 193.
65?Ebenda.
66?Podewils an König Friedrich II., Wien, 25. Oktober 1747, Carl Hinrichs (Hg.), Friedrich der Große und Maria Theresia. Diplomatische Berichte von Graf Otto Christoph von Podewils, Berlin 1937, S. 112 f.
67?Zitiert nach: Stollberg-Rilinger, a .a. O. (Anm.?1), S. 269.
68?Ebenda, S. 271.
69?Ebenda.
70?Ebenda, S. 273.
71?Fritz Arnheim (Hg.), Das Urteil eines schwedischen Diplomaten über den Wiener Hof im Jahre 1756, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 10 (1889), S. 287–294, hier: S. 290.
72?Zitiert nach: Stollberg-Rilinger, a.?a.?O., (Anm.?1), S. 273.
73?Edgar Boutaric, Correspondance secrète inédite de Louis XV sur la politique étrangère avec le comte de Broglie, Tercier, etc., Bd. 1, Paris 1866, S. 174 f.
74?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 544 f., 549.
75?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 266 f.
76?Ebenda, S. 267–270; Gooch, a.?a.?O. (Anm.?48), S. 120.
77?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 276.
78?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 747.
79?Ebenda, S. 750.
80?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 272.
81?Zitiert nach: Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 754.
82?Zitiert nach: Henry Vallotton, Kaiserin Maria Theresia. Herrscherin und Mutter, Hamburg 1968, S. 304.
83?Zitiert nach: Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 831.
84?Ebenda.
85?Die „jungfräuliche Königin“, wie sie genannt wurde, regierte von 1558 bis 1603, also 45 Jahre lang. Elisabeth, eine Tochter König Heinrichs VIII., hatte weder Mann noch Kinder.
86?Die Zarin, die ihren Gemahl, Zar Peter III., vom Thron gestoßen hatte, herrschte von 1762 bis 1796, mithin 34 Jahre lang. Sie hatte lediglich einen legitimen männlichen Nachfahren, den sie überaus schlecht behandelte. Dies war Paul I., der spätere Zar (1796–1801).
87?Badinter, a.?a.?O. (Anm.?6), S. 274.
88?Stollberg-Rilinger, a.?a.?O. (Anm.?1), S. 846.
89?Ebenda, S. 847.
90?Ebenda, S. 854 f.