Jürgen Elsässer im Interview mit Heinrich Formanek
Bundesrepublik Deutschland: Im Windschatten von Eurokrise und Asylchaos erleben national-oppositionelle Medien einen rasanten Höhenflug. Neben der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) hat sich in den letzten Jahren auch das 2010 von Jürgen Elsässer gegründete Monatsmagazin „Compact“ mit erstaunlichen Auflagensteigerungen (Startauflage 6000 und Anfang 2016 über 80.000 Exemplare) auf dem Printmedienmarkt durchgesetzt. Während andere Druckmedien – wie beispielsweise die „Süddeutsche Zeitung“ und die FAZ – teilweise um zweistellige Prozentbeträge einbrechen und damit ihre traditionelle Deutungsherrschaft merklich schwindet, sieht es bei der JF und bei „Compact“ ganz anders aus. Sie haben sich zu Leitmedien einer beachtlichen Anti-PC-Kultur entwickelt. Heinrich Formanek sprach mit dem Herausgeber und Gründer von „Compact“, Jürgen Elsässer. Er stellte ihm Fragen über seine von linksaußen kommende Biographie und über das Erfolgskonzept und die Strategie seiner Monatszeitschrift.
Wußten Sie, daß Sie mit einer immer wieder zitierten Aussage von Konrad Adenauer ihm ganz nahe sind?
Mein Lieblingsspruch von ihm ist: „Machen Sie sich erst einmal unbeliebt, dann werden Sie auch ernst genommen.“ Aber Sie meinen vielleicht eine andere Aussage?
Diese: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!“
In der Tat: Niemand kann mich daran hindern, täglich klüger zu werden!
Herr Elsässer, damit sind wir bei Ihrer Biographie: Sie stammen ja von linksaußen, vom Kommunistischen Bund (KB), und erregten 1990 mit knalligen Überschriften wie „Warum die Linke antideutsch sein muß“ zwiespältiges Aufsehen.
Im Zuge der Wiedervereinigung kreierten Sie sogar den fast unverzeihlichen Schlachtruf „Nie wieder Deutschland!“. Inzwischen haben Sie sich weiterentwickelt. Wie kam es zu Ihrem Wandel?
Der Schwabe wird ja erst mit 40 vernünftig, und ich bin zwar kein Schwabe, aber dem benachbarten Volksstamm der Badener zugehörig, und da sind wahrscheinlich die biographischen Wendepunkte ähnlich. Es war zweifellos so, daß ich in der linken westdeutschen Szene groß geworden bin. Das war auch eine Abwehrreaktion gegen mein stramm-konservatives Elternhaus, eine Art jugendliches Aufbegehren gegen die Erwachsenen.
Hinzu kam: Die Linke war damals für junge Menschen durchaus attraktiv. Die heutigen Verrücktheiten einer politischen Korrektheit, die absurde PC-Kultur, die gab es in den 70er und 80er Jahren noch nicht. Wir waren auch nicht primär anti-deutsch, sondern die Politisierung erfolgte gegen die US-Amerikaner mit ihrem Vietnamkrieg, und wir bezogen Stellung gegen autoritäre Strukturen in Staat und Gesellschaft.
Desweiteren: Diese Jugendkultur-Linke war, bezogen auf ihr Geschichtswissen, ziemlich unbeleckt. Wir hatten keine Ahnung von den geostrategischen Machtkämpfen im 19. und 20. Jahrhundert. Und als dann Maggie Thatcher 1989 mit der Formel „Mit der deutschen Wiedervereinigung droht ein Viertes Reich“ aufwartete, da haben wir uns aus ahistorischer Dummheit dafür begeistern lassen. Zugegeben: Ich habe einige Jahre gebraucht, um zu merken, daß die Wiedervereinigung aus Deutschland keine aggressive Macht gemacht hat, sondern daß der Zusammenbruch des Ostblocks mit dem Ende der Bipolarität eigentlich nur die amerikanische Macht in ungeheurer Weise revitalisiert hat.
Als inzwischen gereifter geopolitischer Analytiker merkte ich nach einiger Zeit, daß das Schreckgespenst der „Gefahr eines Vierten Reiches“ einfach nicht zutrifft. Aber, Sie haben korrekt zitiert, ich habe damals die Formel „Nie wieder Deutschland!“ mitgeprägt. Aus dieser Phase gibt es ja das berühmte Foto von unserer Demonstration in Frankfurt im Jahr 1990, mit ebendieser Parole auf dem Transparent an der Zugspitze; ganz vorne übrigens war Claudia Roth, die heutige Bundestags-Vizepräsidentin, mit dabei.
Ein interessanter Entwicklungsprozess, Herr Elsässer. Sind Sie ein typischer Konvertit?
Nein, Konvertit wäre unzutreffend. Ich bin natürlich von dem, was ich jetzt mache, überzeugt und bin heute mit Herzblut und Verstand deutscher Patriot. Aber ich habe mir das Soziale, man kann auch sagen, das „sozialistische Moment“ bewahrt, weil ich denke: Eine Nation, die souverän sein will, braucht einen Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit. Und da sehe ich bei vielen Rechten oder Neurechten das Problem, daß sie zu wenig ökonomische Analyse betreiben und deswegen den Kampf gegen das Finanzkapital – vor allem in seiner internationalen Dimension – kaum in ihrem Weltbild integriert haben.
Jahrgangsmäßig sind Sie ja auch eher ein später 68er, oder?
Nein, nein, kommen Sie mir bloß nicht mit den 68ern: Ich hasse sie, ich habe sie immer verachtet; auch in meiner frühen linken Phase konnte ich mit Ihnen nichts anfangen. Ihre Hauptakteure waren eine verkommene Hippie-Bande, die auch von der eigenen linken Geschichte keine Ahnung hatte. Daß es in dieser linken Historie auch patriotische Momente gab, sowohl bei Thälmann, bei Liebknecht und sogar nach 1945 ganz besonders bei Kurt Schumacher oder Fidel Castro, dafür waren sie blind; sie haben nichts kapiert!
Gehen diese Defizite auf die negativen Folgen der berühmt-berüchtigten „Frankfurter Schule“ zurück, die uns ja von den US-Amerikanern nach 1945 mit ihren führenden Vertretern Marcuse, Habermas und Horkheimer installiert wurde?
Ja, aber der Reihe nach: Erstmal, die 68er Generation in ihrer Protestattitüde, das war eher ein Joint Venture von Hippietum und internationalistischem Finanzkapital. Die „Frankfurter Schule“ hat das in einem gewissen Sinne theoretisch synthetisiert und deswegen auch eine Rolle gespielt. Über die Personen Adorno und Horkheimer kamen dazu noch anti-deutsche Elemente dazu. Andererseits muß man sagen, die wilden 68er haben ja später die Vorlesungen ihrer Lehrmeister gestürmt, sie haben vor niemanden Halt gemacht. Erinnern Sie sich an die Attacken barbusiger Feministinnen, die den alten Adorno im Hörsaal bedrängten …
… die Revolution fraß ihre Kinder …
… in dem Fall ihre Väter!
Apropos „Frankfurter Schule“ und die Spätfolgen der Umerziehung in Westdeutschland nach 1945: Diese hatte ja unter anderem den Zweck, das deutsche Volk durch Umsetzung sozialpsychologischer Erkenntnisse und Methoden in seiner geistig-seelischen Substanz entscheidend zu verändern, gewiß nicht im Sinne einer Stärkung des deutschen Nationalgedankens …
Da sprechen Sie einen Hauptfaktor für die desaströse nationale Selbstverleugnung unserer derzeitigen Funktionseliten an, wobei man sagen muß, daß die Umerziehung vor 1968 eher geringe Ergebnisse aufwies. Als dann die 68er-Bewegung hinzukam, sozusagen als Außenbordmotor dieser Richtung, hat sich der antinationale Impuls erheblich verstärkt. Ergänzt wurde der nationale Sinkflug noch durch die weitverbreitete globalistische Orientierung der letzten Jahre, vor allem von Seiten der Wirtschaftseliten.
Aber, und da gebe ich Ihnen im Wortsinne „recht“: Der Umerziehungsfaktor und seine bis in die Gegenwart wirksamen negativen Folgen sind fast ausschließlich von der politischen Rechten im Nachkriegsdeutschland umfassend dargestellt und erforscht worden. Erinnert sei an die Schriften von Armin Mohler oder an das Schlüsselwerk „Charakterwäsche“ von Caspar von Schrenck-Notzing. Es ist ein Verdienst der Rechten, dies gebührend hervorgehoben zu haben; wir damaligen Linken waren uns dieses negativen Wirkungsfaktors gar nicht bewußt!
Als Verleger und Chefredakteur Ihrer Zeitschrift „Compact“ sind Sie mit zunehmender Auflage (zur Zeit monatlich 80.000 Exemplare) heftigen Angriffen ausgesetzt: Mal werden Sie als Verschwörungstheoretiker oder Scharlatan bezeichnet, dann sind Sie ein USA-Hasser; sogar ein Einflußagent Moskaus sollen Sie sein! Womit kokettieren Sie am liebsten?
Mir gefällt eigentlich der Begriff „National-Bolschewist“ ganz gut, weil er auf die linke Herkunft verweist, Stichwort Ernst Niekisch, und dadurch Ausstrahlungskraft auf die noch existierende Linke in unseren Tagen entwickelt, die ja an der Basis nicht so blöd ist wie in der Führung und in den Parlamenten! Daß ich bisweilen sogar als Einflußagent Putins hingestellt werde, finde ich amüsant! Da wird mir eine Macht und eine Verbindung zugeschrieben, die ich nicht habe …
Zu Ihrem Redaktionskonzept gehört eine sogenannte Querfront-Strategie. Was ist darunter zu verstehen?
Wir selber verwenden den Begriff eigentlich nicht offensiv. Der Gegner, also das politisch-korrekte Establishment, unterstellt uns mit dem Begriff „Querfront“ ein historisches Phänomen aus der Weimarer Zeit der 20er Jahre. Damals gab es Diskussionskontakte zwischen Kommunisten und Völkischen, insbesondere nach dem Tod von Albert Leo Schlageter im Jahre 1923; ich meine damit den Schlageterkurs des Komintern-Beauftragten Karl Radek. Der lief darauf hinaus, daß sich die Extreme berührten und gegen die Mitte zusammenarbeiteten. Das kann man jedoch auf die heutige Zeit nicht übertragen.
Für mich heißt Querfront vielmehr: Querschnitt. Wir wollen den Querschnitt der Bevölkerung zusammenführen. Es geht dabei um eine repräsentative Mobilisierung; aber nicht um die gezielte Ansprache von Extremisten. Es geht vielmehr um die Mitte, die ja von den etablierten Parteien verraten worden ist. Und heute sind einfach sehr viele Leute, die sich durchaus als Anhänger von Adenauer, Kohl, Brandt, Strauß und Schmidt verstanden haben, politisch heimatlos geworden. Diese Menschen wollen weder die völkische noch die bolschewistische Revolution, die wollen einfach das gute, das demokratische Deutschland, die Republik im Zuschnitt etwa von Helmut Kohl erhalten, und diese Leute brauchen ein politisches Zuhause, das wir ihnen mit „Compact“ in publizistischer Form und mit der von uns unterstützten Plattform einprozent.de als praktisches Vernetzungsangebot offerieren.
Außenpolitisch setzt „Compact“ weniger auf die Intensivierung der transatlantischen Bindungen, stattdessen plädieren Sie für einen pro-russischen, eurasischen Kurs etwa in Form einer Achse „Paris–Berlin–Moskau“. Trifft dies zu und welche Risiken sehen Sie für einen derartigen Kurs?
Wir sind in der Tat pro-russisch und anti-amerikanisch, das kann man schon sagen, denn: Wer heute keine antiamerikanischen Reflexe hat, ist hirntot, so meine provozierende Rede! Das wird uns oft als Spät- oder Postsowjetismus ausgelegt, aber entspringt durchaus einer guten preußischen Tradition, wenn ich auf die Bismarcksche Ausgleichspolitik hinweisen darf oder auf die preußischen Offiziere in den Befreiungskriegen.
Eine souveräne deutsche Außenpolitik erfordert die Herauslösung aus der amerikanischen Dominanz und Besatzung; in dieser Übergangsphase braucht man Partner. Ein wichtiger Partner, der uns auch bislang fair behandelt hat, also bevor Frau Merkel zu spinnen anfing im Zusammenhang mit der Ukraine, ist natürlich Rußland. Ich bitte das nicht mißzuverstehen: Partnerschaft heißt nicht, daß wir uns Rußland unterzuordnen hätten, sondern das Konzept orientiert sich an dem de Gaulleschen „Europa der Vaterländer“ vom Atlantik bis zum Ural, von Lissabon bis Wladiwostok; d. h. souveräne Nationen und Nationalstaaten verkehren auf Augenhöhe miteinander, weil sie sich in irgendeiner Weise koordinieren müssen, damit sie nicht von der Wallstreet beherrscht werden. Nochmals und ganz deutlich: Die Kooperation mit Rußland ist für uns eine Zweckverbindung und keine Liebesheirat, wobei ich schon sehe, daß mentalitätsmäßig Deutsche und Russen auch gut miteinander können. Dies sollten wir zugunsten beider Völker nutzen!
In der Innenpolitik steht bei Ihnen die Stärkung des deutschen Nationalstaates im Vordergrund: contra Bevölkerungsaustausch und damit einhergehend für eine pronatale Familienpolitik der autochthonen Bevölkerung, gegen Gender-Mainstreaming und Homokult. Ist das richtig?
All die genannten Punkte sind wichtig. Worauf es jetzt allerdings besonders ankommt, ist eine aktuelle Schwerpunktbildung. Wir brauchen angesichts der chaotischen Zuwanderungsflut vor allem eine geschlossene Abwehrfront an diesem Punkt! Hier steht die Mehrheit des Volkes auf unserer Seite, wir müssen sie auf schnellstem Wege politisch mobilisieren!
Zum Homokult nur so viel: Wir respektieren selbstverständlich gleichgeschlechtlich veranlagte Menschen, dagegen haben wir auch auf unserem Familienkongreß nie argumentiert. Was abgelehnt werden muß, ist dieser wahnsinnige Hype zum Homo-Thema mit allen verrückten Begleiterscheinungen wie Conchita Wurst, schulische Umerziehung und ähnlichen Blödsinn. Die Homophobie früherer Zeiten darf nicht durch eine Heterophobie ersetzt werden.
Das richtet sich dann auch gegen die Statuserhöhung zum Beispiel der grünen Homo-Lobby von Herrn Beck in Richtung Ehe und Adoptionsrecht?
Genau! In einer Situation, in der wir jetzt muslimische Frauen- sowie Schwulenverächter in immer größerer Anzahl unter uns haben, da kann man natürlich den Schwulen – um sie offen werbend – auch einmal zurufen: „Hört mal Leute, kommt doch auf unsere Seite rüber, weil von denen werdet Ihr viel mehr bedroht. Von uns nicht! Wir wollen Eure Freiheit, wir wollen nur nicht, daß unser Familienmodell kaputtgemacht wird!“ So muß vorgegangen werden, weil es vorrangig darum geht, eine Volkseinheit zustande zu bringen. Wir brauchen Bündnispartner nach allen Seiten: Schauen Sie beispielsweise einmal auf Alice Schwarzer, was haben wir auf diese Frau schon geschimpft in der Vergangenheit! Aber mit dem, was sie nach Köln gesagt hat, war sie ja gewissermaßen der Leuchtturm der Aufklärung!
Kommen wir zu einem Mobilisierungsprojekt, das von Ihnen unterstützt wird, nämlich zur gerade erwähnten Initiative „Ein Prozent“. Worum handelt es sich dabei?
„Ein Prozent“ ist eine Vernetzungsplattform im Internet, mit der wir – Götz Kubitschek von der „Sezession“, Karl Abrecht Schachtschneider, meine Wenigkeit und andere – versuchen, die unterschiedlichen lokalen Ansätze gegen den Asylwahnsinn zusammenzubringen, aber nicht im Sinne einer Dachorganisation. Es geht um Vernetzung bei ganz konkreten Projekten. Ein Beispiel hierfür ist die Finanzierung der Verfassungsklage von Professor Schachtschneider gegen die Zuwanderungspolitik der Bundesregierung. Dazu werden Spendengelder verwendet, die bisher auch ganz ordentlich fließen.
Ein zweiter Schritt wird sein, daß wir bei den Landtagswahlen im März in möglichst vielen Wahllokalen eine Wahlbeobachtung organisieren, um Betrügereien bei der Stimmenauszählung, mit denen jetzt verstärkt zu rechnen ist, zu verhindern.
Der Schriftsteller Rüdiger Safranski antwortete im Dezember 2015 in der Schweizer Zeitung „Weltwoche“ auf die Frage „Was ist los in Deutschland?“ mit der Entgegnung, daß in der Politik eine „moralische Infantilisierung“ vorliege. Können Sie ihm dabei folgen?
Bei denen, die das „refugees welcome“ grölen, auf jeden Fall. Ein Teil der Leute wacht ja noch nicht einmal auf, wenn sie selber den Schaden davon haben. Die Tochter eines linken Bandleaders in Köln, gemeint sind die „Bläck Fööss“, ist beispielsweise von Migranten zusammengeschlagen worden, aber der Vater erkennt dennoch das Problem nicht. Solche Leute, die dann relativierend auf Vorkommnisse bei bayerischen Volksfesten hinweisen, sind tatsächlich infantil. Der treu-deutsch-doofe Michel kommt da zum Vorschein …
… oder eine Art linker „Biedermann“ vor seinen „Brandstiftern“?
Wobei es auch jene Brandstifter gibt, die die Fäden ziehen. So hat die „Bild“-Zeitung diesen ursprünglich linksradikalen-infantilen Slogan „refugees welcome“ übernommen und millionenfach popularisiert. Das ist natürlich nicht mehr infantil: Dahinter stehen bestimmte Interessen, die knallhart diese schlecht erzogenen Kinder instrumentalisieren oder einsetzen.
Die jahrzehntelange schleichende Masseneinwanderung, die bei der Mehrheit der Bevölkerung schon bisher auf Ablehnung gestoßen ist, wird nun von Angela Merkels Pro-Zuwanderungs-Signale noch getopt. Dadurch ist eine gravierende Fehlentwicklung deutlicher zutage getreten, was erkenntnisförderliche Vorteile hat, oder?
Das sehe ich auch so. Aber die klaren Erkenntnisse müssen auch in politische Abwehr-Macht umgesetzt werden, denn sonst stehen wir in Kürze vor der Situation, daß wir vielleicht in der autochthonen deutschen Bevölkerung bald über 50 Prozent Wähler der Partei Alternative für Deutschland (AfD) haben, aber, weil die Bevölkerung insgesamt umdefiniert wird, uns plötzlich einer Mehrheit von Einwanderern gegenübersehen. Dann nützen die 50 Prozent pro AfD auch nichts mehr …
… was ja auch das Kalkül der antideutschen Migrationsakteure sein könnte …
In der Tat! Wir befinden uns hier in einem Wettlauf. Natürlich wächst in der Bevölkerung das Bewußtsein für die Gefahrenlage, aber gleichzeitig werden immer mehr Zuwanderer ins Land gepumpt. Wenn das Volk seine Kraft nicht erkennt und einen Stop durchsetzt, dann wird das gar nichts nützen, dann wäre der Wettlauf um die eigene Identität in Deutschland verloren.
Wer sind eigentlich die Profiteure der Masseneinwanderung? Beobachter der chaotischen Vorgänge sehen vor allem zwei: Auf der einen Seite Großkapitalisten, die sich über billige Arbeitskräfte freuen, und auf der anderen Seite Gewerkschaften sowie linke Parteien und Gruppierungen, die in den Einwanderungsmassen neues Betreuungs- und Mitgliederpersonal der Zukunft sehen.
Ja, das sind die Profiteure! Im Grunde handelt es sich um die Neuauflage der „Deutschen Arbeitsfront“ unseligen Angedenkens, nur mit umgekehrter Zielsetzung: Die von den Nationalsozialisten eingeführte Deutsche Arbeitsfront war ja im Sinne der nationalen Verteidigung gedacht, natürlich auch mit allen negativen Erscheinungsformen. Jetzt geht es um die Zerstörung der nationalen Basis. Trotzdem ist es aber ein Bündnis von Kapital und Arbeit.
Da geben heute Gewerkschaften Arbeitnehmer zum Abschuß frei, praktizieren damit Berufsverbote für ihre Klientel, wenn sich angeblich jemand etwas überspitzt „volksverhetzend“ gegen den Einwanderungs-Tsunami artikuliert hat. Die Gewerkschaft schützt nicht mehr die deutschen Arbeiter, sondern trennt sich von ihnen, wenn sie politisch mißliebig werden – und unterhöhlt auch ihre Existenzbasis durch den Umstand, daß man diese Zuwanderung von Billiglöhnern skrupellos befördert. Kurzum: Waren früher die Gewerkschaften und linke Parteien Anwälte der deutschen Arbeiter und kleinen Lohnabhängigen, so sind sie heute die Anwälte des internationalen Proletariats, auf Kosten der deutschen Stammbevölkerung!
Jahrzehntelang überschlugen sich unsere Politiker mit Feststellungen, daß Deutschland kein Einwanderungsland sei. Ein Helmut Schmidt warnte beispielsweise ausdrücklich immer wieder vor den negativen Folgen von Masseneinwanderung. In seinem berühmten Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ (Ausgabe vom 12. September 1992) sprach er bei Zuwiderhandlung sogar von der Gefahr einer „Entartung der Gesellschaft“! Dennoch passierte nichts Ernsthaftes dagegen. Weshalb?
Da hat der internationale Meinungsdruck schon eine gewisse Rolle gespielt, daß jede Handlung, die Deutschland in diese Richtung unternommen hat, sofort unter das NS-Verdikt gestellt worden ist. Das hat es den Eliten etwas schwerer gemacht, hier konsequent zu sein. Man sieht das ja selbst noch bei Gerhard Schröder, der 1998 im Wahlkampf via „Bild“-Zeitung gefordert hat, sich von kriminellen Ausländern ganz schnell zu trennen und sie außer Landes zu weisen. Dennoch praktizierte er dann das Gegenteil, verlieh doppelte Staatsbürgerschaften und begann, Migranten die Pässe hinterherzuschmeißen.
Darüber hinaus organisierte er noch einen „Aufstand der Anständigen“, obwohl er 1998 mit einer national gefärbten Agenda an die Regierung gekommen war. Aus Furcht vor internationaler Kritik paßt man sich vorbeugend an und verhindert dadurch ein selbstbewußteres Deutschland.
Ein wesentlicher Transporteur dieses Drucks von außen sind übrigens die Grünen im Inland. Sie sind die Verkörperung der gutmenschlichen Antifa-Keule schlechthin! Ihre volksfeindliche und damit antideutsche Stoßrichtung ist unübertroffen!
Aber wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch: Die oppositionelle AfD ist auf dem Vormarsch, zur Zeit bundesweit mit über zehn Prozent laut Meinungsumfragen vom Februar 2016 und damit an dritter Stelle hinter den Unionsparteien und der SPD. Wird sie diese Position halten, stabilisieren und ausbauen können?
Das wird sie auf jeden Fall, wenn sie Opposition bleibt und sich nicht von der CDU als Mehrheits- und Juniorpartner reinziehen läßt …
Der Gott sei Dank weg ist! Auch die „Wahren Finnen“ sind diesen falschen Weg der Regierungsbeteiligung gegangen, worauf sie sofort massive Wählereinbrüche hinnehmen mußten. Das darf man eben auf keinen Fall machen. Die verheerende Politik der etablierten Parteien wird nicht durch eine zu frühzeitige Regierungsbeteiligung zurückgenommen, sondern sie wird nur gebremst durch eine außerparlamentarische Opposition, wofür eine Parlamentspartei als Katalysator natürlich sehr dienlich sein kann …
… im außerparlamentarischen Bereich würde dann ja auch Pegida fungieren. Welche Rolle hätte sie als Oppositionskraft zu spielen?
Was wir jetzt zu erwarten haben, ist eine Destabilisierung der alten Machtkartelle durch die Landtagswahlen im März 2016 (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt), d. h. die AfD wird stärker als die SPD, und die CDU hat Schwierigkeiten, die 30-Prozent-Marke zu halten; sie wird sich mit anderen Worten nur großkoalitionär an der Macht halten können. In dieser Lage hat der außerparlamentarische Widerstand eine ganz andere Chance, und die wesentliche Aufgabe von Pegida und ähnlicher Gruppierungen ist dann, die Ablehnung des Machtkartells durch riesige Demonstrationen sichtbar zu machen. Da geht es dann nicht um 50.000, sondern um 500.000 oder eine Million Teilnehmer!
… wie damals in der sogenannten Friedensbewegung gegen die NATO-Nachrüstung?
Ja – oder wie in der DDR in der Zeit der Wende!
Hinzu kommen erfreuliche Veränderungen im oppositionellen Medienbereich. Der massive Glaubwürdigkeitsverlust der traditionellen Leitmedien inklusive Funk- und Fernsehen, plus Anstieg der Reichweiten digitaler Kommunikationsmittel sowie die Zuwächse bei der „Jungen Freiheit“ und bei „Compact“ deuten in Richtung Veränderung im Lande. Wird der Deutungsverlust der traditionellen Medien noch zunehmen? Oder rechnen Sie mit einem „Rollback“ der angeschlagenen Kartellmedien?
Wir müssen mit Versuchen rechnen, die alternativen Medien zu zerschlagen. Justizminister Maas fängt ja schon an, bei Facebook zu säubern, wobei ihm die frühere DDR-Geheimdienst-Mitarbeiterin Kahane mit ihren Blogwarten zur Seite steht. Auch Angriffe auf „Compact“ sind nicht ausgeschlossen seitens des Regimes.
In der augenblicklichen Konstellation aber würde sich das eher verkaufsförderlich auswirken: Unsere Auflage ist in den letzten zwölf Monaten von 33.000 auf 80.000 Exemplare explodiert, das kann der Gegner nicht so leicht zurückdrehen. Wir wollen im nächsten Jahr den „Focus“ überholen!
Auch in der SPD herrscht inzwischen Alarmstimmung, beispielsweise in deren Ortsverbänden in Essen. Sie wurden von der Parteiführung zurückgepfiffen, als sie Demonstrationen unter dem Motto „Genug ist genug – Integration hat Grenzen“ durchführen wollten. Auch dort gärt es also massiv – und das in den traditionellen Hochburgen der Sozialdemokratischen Partei. Wie lange kann die SPD-Spitze diesen Basis-Unmut unter dem Deckel halten?
Tatsächlich vermehren sich auch hier die Anzeichen von Zerwürfnissen, Austritten und Verstimmungen an der Basis. Denken Sie an den Parteiaustritt des Magdeburger SPD-Oberbürgermeisters. Ein anderes Beispiel: Als wir von „Compact“ im Januar eine Veranstaltung im thüringischen Altenburg mit über 500 Leuten hatten, da war auch der SPD-Bürgermeister in der ersten Reihe im Publikum.
Also auf der kommunalen Ebene gibt es massive Brüche zwischen dem Staats-Establishment und den lokalen Funktionsträgern, und ich könnte mir vorstellen, wenn die Entwicklung so weitergeht, werden die Bürgermeister und Landräte eine der entschiedensten und dadurch auch glaubwürdigsten Vernetzungspunkte für den Widerstand sein können. Stichwort: „Aufstand der Kommunen!“
Eine abschließende Bilanz der Ernüchterung: Der Euro sollte Europa zusammenführen, Fehlanzeige! Masseneinwanderung müsse EU-weit verteilt werden, Fehlanzeige! Deutschland dürfe sich nicht durch nationale Alleingänge in Europa isolieren, Fehlanzeige! Flüchtlingsintegration sei kein allzu großes Problem nach der Merkel-Parole „Wir schaffen das!“. Dann die Silvesternacht als Fanal von Köln, also ebenfalls Fehlanzeige! Unsere Funktionseliten stehen vor einem selbstverschuldeten Scherbenhaufen infantiler Weltfremdheit, um nochmals Rüdiger Safranski zu zitieren. Herr Elsässer: Was tun angesichts dieser Lage?
In dieser Situation der Blamage hat natürlich der Widerstand eine ganz andere Chance als vorher die Gegenkräfte zu einem politischen Subjekt zu formieren, und das politische Subjekt ist meines Erachtens das Volk! Wir können im Augenblick noch gar nicht vom Volk als politischem Subjekt ausgehen, sondern wir haben nur „Bevölkerung“, also ein völlig desperater Haufen von Individuen, die sich noch keiner Gemeinsamkeit bewußt sind. Aber – und das ist der Hoffnungsschimmer:
Jetzt, in dieser Situation entdecken viele Leute wieder ihre Gemeinsamkeit als Deutsche, und zwar so, wie es Renaud Camus, der wichtigste Theoretiker der Identitären Bewegung in der März-Ausgabe von „Compact“ gesagt hat: „Ich wurde in dem Augenblick zum Patrioten, als man mir verbot, einer zu sein.“