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Was kommt nach Corona?

Von Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker

Keine Frage, die italienischen Todeszahlen sind erschreckend. Doch das Land hat über 60 Millionen Einwohner und eine durchschnittliche Lebenserwartung von 82,5 Jahren. Das bedeutet, daß pro Monat mehr als 60.000 Italiener sterben. Selbst 20.000 zusätzliche Tote in einem Monat sind da weniger als ein Drittel. Das italienische Gesundheitssystem hat die Pandemie dennoch überfordert, es stehen auf den Intensivstationen zuwenige Betten für die Pflege der ernsthaft Erkrankten bereit. Und dies ist auch der Grund für die harten Maßnahmen, die Österreich und andere Länder weltweit ergriffen haben: So soll eine zu hohe Zahl gleichzeitig Erkrankter vermieden werden. Doch bis ein wirksamer Impfstoff gefunden wird, kann das Virus nicht ausgerottet werden. Nach Aufhebung der Quarantänemaßnahmen wird er unweigerlich wieder verschiedenen Orts aufflammen und sich über die ganze globalisierte Welt verbreiten.

Ich will nun nicht über die Sinnhaftigkeit von Ausgangssperren und ähnlichem räsonieren, wenngleich feststeht, daß das Virus dem herrschenden Establishment einen perfekten Grund geliefert hat, im „Real Life“ Maßnahmen zu erproben, die schon lange in den Schubladen diverser Ministerien schlummerten.

Es mag auch sein, daß uns Corona in diesem Jahr vor einem erneuten Migrantenansturm bewahrt, da der ohnehin schon eingeschüchterten Bevölkerung ein zweites „2015“ keinesfalls zugemutet werden kann.

Die unweigerliche Folge der Quarantänemaßnahmen wird aber eine wirtschaftliche Rezession sein, die alles seit dem letzten Weltkrieg Dagewesene bei weitem übertrifft. Kluge Analysten wie Max Otte („Weltsystemcrash“) haben schon vor Monaten einen solchen wirtschaftlichen Zusammenbruch Europas und Nordamerikas für die zweite Jahreshälfte (oder die ersten Monate des nächsten Jahres) vorausgesagt. Auch diesbezüglich erweist sich Corona als Geschenk für die Herrschenden: Nun wird niemand mehr in ihrer verfehlten Wirtschaftspolitik den Grund für den Zusammenbruch sehen, alle Schuld kann bequem auf die Auswirkungen des Virus geschoben werden.

Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, welche erschreckende Zuspitzung des politischen Konflikts die herrschenden linken und linksliberalen Kräfte in den letzten Monaten herbeigeführt haben:

  • Da hat die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi (Demokratische Partei), vor laufenden Fernsehkameras die Rede des Präsidenten der USA zerrissen.
  • Da hat die Fraktionsvorsitzende der „Linken“ im Thüringer Landtag, Susanne Hennig-Wellsow, dem gewählten FDP-Ministerpräsidenten des Landes den Blumenstrauß vor die Füße geworfen, weil ihr blutroter Fraktionskollege unterlegen war. Und sie hat bei einer Fernsehdiskussion „übertriebene Freundlichkeit“ als „typische Nazi-Methode“ bezeichnet: Wenn sich AfD-Abgeordnete um ein menschliches Verhältnis zu Abgeordneten der „Linken“ bemühen und diese einladen, mit ihnen auf einen Kaffee zu gehen, dann ist dies nach Frau Hennig-Wellsow also eine „Nazi-Methode“.
  • Da hat ihr Fraktionskollege, der zeitweilig abgewählte Ministerpräsident Ramelow, auf Twitter geschrieben, wie sehr sein „Hundi“ darunter leide, daß Herrchen nicht mehr in Amt und Würden ist, aber kein Wort über den Terror verloren, den seine eigenen Unterstützer gegen CDU- und FDP-Politiker ausübten, deren Kinder sogar unter Polizeischutz zur Schule gebracht werden mußten.
  • Da hat Herr Ramelow selbst nach seiner letztendlichen Wahl zum Thüringer Ministerpräsidenten den Handschlag des höflich die Form wahrenden AfD-Vorsitzenden Björn Höcke kaltschnäuzig abgelehnt.
  • Da wird der AfD die Schuld an dem wahnwitzigen Massaker eines Verrückten in Hanau in die Schuhe geschoben, obwohl weder diese Partei als solche noch irgendeiner ihrer Funktionäre jemals eine Aussage getätigt haben, die als Aufruf zum Mord an Unschuldigen interpretiert werden könnte. Und das zeitigte Folgen: Während davor im Deutschen Bundestag die Abgeordneten der AfD und ihre Mitarbeiter noch nach den Maßstäben grundsätzlicher Höflichkeit behandelt wurden, verweigern jetzt die Angehörigen der anderen Fraktionen jeden Gruß und lassen die Türen vor ihnen ins Schloß fallen.
  • Da hat Björn Höcke es als „wahnsinnig“ bezeichnet, der AfD die Schuld für das Massaker von Hanau zu geben, und einen unter allen Umständen friedlichen Widerstand gegen die Politik der deutschen Bundesregierung gefordert. Doch die Medien schrieben, er habe alle Kritiker der AfD als Wahnsinnige bezeichnet und zum Umsturz aufgerufen.

Die Herrschenden der linken und linksliberalen Kräfte haben so deutlich gemacht, daß sie in ihren Gegnern Feinde sehen, die mit allen Mitteln bekämpft und ausgelöscht werden müssen. Ein Wahlkämpfer aus dem Team von Bernie Sanders hat dies auf den Punkt gebracht: Wenn man die politischen Gegner nicht wie Fidel Castro im kommunistischen Kuba einfach am Strand erschießen lassen könne, müsse man sie zumindest wie Stalin in den Gulag stecken. Auch die blutroten Post(?)-Kommunisten der „Linken“ haben ähnliche Pläne vor laufenden Fernsehkameras ausgeplaudert und davon gesprochen, ein Prozent der Bevölkerung zu erschießen oder in Arbeitslager zu stecken.

Erwarten diese Leute tatsächlich, daß ihre Gegner all das sofort vergessen werden, wenn sich das Blatt wendet und sie die Mehrheit haben? Nehmen sie ernsthaft an, daß dann wieder jenes Miteinander-Umgehen herrscht, das für eine Demokratie eigentlich selbstverständlich sein sollte? Oder fühlen sie sich so stark, daß sie an die letztlich sogar physische Liquidierung ihrer Gegner denken?

Der römische Politiker Cato hat einst alle seine Reden mit der Phrase „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ beendet. Götz Kubitschek hat schon seit langem die Formel „Meyn Geduld hat Ursach’“ gewählt.

Wir werden sehen.

Nachsatz: Tu felix austria: Um Mißverständnissen vorzubeugen, möchte ich ausdrücklich feststellen, daß in Österreich, obwohl sich hierzulande auch manches zum Schlechteren gewandelt hat (wozu ich mehrfach, zuletzt etwa im Magazin „Freilich“, Stellung genommen habe), immer noch ein anderes Miteinander herrscht. Ob sich dies der (zurzeit schwindenden) Stärke der FPÖ oder der Klugheit von Bundeskanzler Kurz verdankt, muß dahingestellt bleiben.

 
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