Bei allen Völkern und in allen Religionen war das Gedenken an Menschen, die der Gemeinschaft gedient haben, auch nach ihrem Tod heilig. Soldaten, die im Kampf für ihre Heimat gefallen waren, wurden durch Denkmäler oder Gedenktafeln in Kirchen und Schulen geehrt. In anderen Ländern ist das auch jetzt selbstverständlich. Bei uns aber beginnt man gegen das Gedenken an die Toten der Kriege systematisch zu hetzen. Was steht dahinter?
Eindrucksvoll steht ein Kriegerdenkmal in der Eingangshalle des Bundesrealgymnasiums Wien XV am Henriettenplatz. Professor Oskar Dechant, ein Lehrer dieser Schule, hat es 1935 errichtet. Trauernd neigt sich, als Ritter gerüstet, der Erzengel Michael auf sein Schwert und blickt auf die Inschrift: „Den im Weltkrieg 1914–918 gefallenen Helden der Bundesrealschule Wien XV.“ Entsprechend dem Stil der Zwischenkriegszeit ist der Rahmen einfach und klar, die Inschrift über dem Denkmal heißt „In memoriam“. Neben den Flügeln des Engels liest man links und rechts die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Lehrer und Schüler der Schule. Mehr als sieben Jahrzehnte hindurch erfuhren junge Menschen an jedem Schultag die stille Mahnung: Denkt an die Toten, denkt nach über Krieg und Frieden, seid auch bereit, eure Heimat zu schützen.
Erst der Zeichenlehrer Helmut Kraus nahm Anstoß an diesem Denkmal, das ein Zeichen von Pietät und Solidarität der Schulgemeinschaft ist, und verunzierte die Wand neben diesem Kunstwerk wiederholt mit Tafeln, auf denen er „Pflichterfüllung und Verrohung im Krieg“ anprangerte und Bilder und Texte über Judenverfolgungen anbrachte. Da ein Denkmal des Jahres 1935 mit diesem Thema aber nicht das geringste zu tun hat, untersagte ihm der Leiter der Schule im Einvernehmen mit dem zuständigen Landesschulinspektor Dr. Karl Blüml diese Verunstaltungen und drohte ihm ein Disziplinarverfahren an. Flugs wandte sich der Lehrer an linke, mit Preisen und Subventionen geförderte Autoren wie Peter Turrini, Robert Menasse, Robert Schindel und andere, die das Denkmal für die Toten des Ersten Weltkriegs als „faschistisch“ brandmarkten und „die Rücknahme des Verbotes der aufgehängten Tafeln“ militant forderten. Wie ein solches Netzwerk arbeitet, ließ sich aus Nebenbemerkungen ihrer Briefe deutlich ablesen: „Werde versuchen, weitere Künstler zu erreichen“, „Bitte um Entschuldigung, daß ich mich so spät melde“ usw. Feig beugten sich darauf Schuldirektor und Landesschulinspektor dem linken Druck, so daß der „Standard“ im Juni 2007 zwar zugab, der Lehrkörper habe sich „überrollt gefühlt“, aber triumphierend verkünden konnte: „Nach langem Tauziehen bekommt der rote Engel eine Hülle!“ Auf Briefe, die um eine Diskussion mit ehemaligen Lehrern und Schülern baten, gab der Schulleiter nicht einmal Antwort, sondern ließ zum Schuljahrsbeginn 2007 eine häßliche Mattglasscheibe vor das Totendenkmal klotzen. Mit dem albernen Spruch „denk mal!“ schnitt sie den Anblick des Kunstwerks in Stücke.
Daraufhin wurden Protestbriefe geschrieben. Der Schulleiter gab keine Antwort. Das Bundesimmobiliendepot gab keine Antwort. Die Unterrichtsministerin Dr. Schmied ließ mitteilen, nicht sie, sondern der Wiener Stadtschulrat sei zuständig. Ein Brief erging an die Stadtschulratspräsidentin. Dr. Susanne Brandsteidl gab keine Antwort. Das Bundesdenkmalamt wurde gefragt, ob man, wie das Gesetz es vorsieht, angesucht habe, eine Mattglasscheibe an einem denkmalgeschützten Kunstwerk anbringen zu dürfen. Nach vier Monaten kam endlich die Antwort, gemeldet habe die Schule das nicht, aber im nachhinein habe man das eben genehmigt. Auch der zuständige Landesschulinspektor Dr. Blüml, der ursprünglich die Tafeln neben dem Denkmal untersagt hatte, ließ sich schließlich zur Antwort herbei: „An anderen Schulen wurden solche Denkmäler kommentarlos abgebaut. Es ist keine Verunstaltung passiert, es ist nur eine Interpretation des Denkmals aus heutiger Sicht erfolgt, woran sich kundige Historiker unter Einbeziehung des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands beteiligt haben.“ – Wie kann man denn grundsätzlich gültige Werthaltungen, die bei uns bis vor kurzem noch selbstverständlich waren und es bei anderen Völkern immer noch sind, einfach „aus heutiger Sicht uminterpretieren“? Diese „heutige Sicht“ ist in Wahrheit die linke Ideologie der Altachtundsechziger.
Die Freiheitliche Partei richtete daher drei parlamentarische Anfragen an die Unterrichtsministerin, die alle mit leeren Floskeln abgespeist wurden, die häßliche Mattglastafel, hieß es flapsig, „stellt keine wesentliche Veränderung des Erscheinungsbildes des Denkmals bzw. dessen inhaltlicher Aussage dar.“ Im September 2008 klotzte man dem Erzengel Michael eine noch wuchtigere „denk-mal!-Tafel“ vor und lud mit buntem Billet „zur feierlichen Enthüllung des neu gestalteten denkmal’s ein.“ „Als ein Symbol für den Wandel der Bildung im Wiener Schulwesen steht nun dieses „denkmal-mal!“ heißt es auf der Einladung. Als Festgäste kündigte sie an: Dr. Karl Blüml, Stadtschulrat für Wien, Dr. Susanne Brandsteidl, Präsidentin des Wiener Stadtschulrats, Dr. Claudia Schmied, Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur. Eine „Friedensfeier“ zelebrierten die römisch-katholische Kirche, die evangelische Kirche, die islamische Glaubensgemeinschaft, und ein Dr. Salim Hadzic begann sein Gebet mit den Worten: „Ya Rabbi, wir bitten Dich ...“ „Gut 8000 Euro“, berichtete der „Standard“, „kostete das Projekt insgesamt“, und jubilierte: „Wie geht man mit Kriegerdenkmälern zeitgemäß um? Ein Teil der 5000 Monumente in Österreich könnte bald Geschichte sein. Das Denkmalschutzgesetz besagt, daß Denkmäler in öffentlichem Besitz per se geschützt sind. 2010 tritt allerdings eine Novelle in Kraft. Es wird sicher nicht die Erhaltung jedes Kriegerdenkmals in öffentlichem Interesse liegen.“
Diese „Uminterpretation aus heutiger Sicht“, der man das Gefallenendenkmal an der Schule am Henriettenplatz unterwarf, ist also kein belangloser Einzelfall, sondern ein unheimliches „Symbol für den Wandel im Wiener Schulwesen“: ein linker Lehrer provoziert, linke „Künstler“ hetzen mit Pamphleten, schwache Schulbeamte fallen feig um, linke Medien propagieren, Amtskirchen feiern mit, linke Politiker machen Geld locker und zelebrieren öffentlich die Verhöhnung des Totengedenkens. Unter Mißachtung gesetzlicher Vorschriften wird ein Kunstwerk verunstaltet. Gegen Eingaben übt man eine durchgängige Strategie des Verschweigens, Vertuschens und Täuschens. Ein Netzwerk systematischer Umerziehung versucht, die abendländischen Werte der Pietät gegenüber den Toten, der Liebe zur Heimat und der Freiheit der Kunst gezielt zu zerstören. Lassen wir uns das gefallen?