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Gender Mainstreaming

Auszug aus dem neuen Buch von Barbara Rosenkranz

Kaum jemand kann mit dem seltsamen Begriff etwas anfangen – doch unter diesem Stichwort findet ein radikaler Umbau unserer Gesellschafts- und Familienstrukturen statt, von der EU zur offiziellen Leitlinie ihrer Politik erhoben, und von unseren Regierungen mit Steuermillionen umgesetzt. Die radikalen Ziele der hinter diesem Begriff stehenden Ideologen sind der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt – doch ihre Konzepte werden auch von CDU- und ÖVP-Familienministerinnen befolgt. Hinter dem bewußt unverständlichen Begriff des „Gender Mainstreaming“ verbirgt sich ein erneuter Versuch der radikalen Linken zur Schaffung des „neuen Menschen“.

Was bedeutet nun Gender Mainstreaming tatsächlich? Die Frage zu beantworten, ist nicht einfach. Wortwörtlich gefaßt, hieße das, die Ideen der Gender-Lehre in die Mitte der gesellschaftlichen Entwicklungen einzuführen. Aber was kann konkret darunter verstanden werden? Ob­wohl der Begriff zentral in allen Bereichen der Politik vorhanden ist, ist er schwer zu fassen. Selbst „ExpertInnen“ in diesem Bereich geben zu, daß „die Schwierigkeit in der Erfassung des Begriffs sicher darin besteht, daß es kein einheitliches Verständnis von Gender Mainstreaming gibt“.1
In der Bevölkerung ist entweder kein oder nur ein sehr diffuses Wissen darüber vorhanden. Es besteht das „Gefühl“, daß Gender Mainstreaming etwas mit Frauenförderung und Gleichberechtigung zu tun habe. Diese Undeutlichkeit des Begriffs aber hat für die Betreiber von Gender Mainstreaming durchaus ihre Vorteile. So konsequent wird es vermieden, eine genaue Begriffsbestimmung der breiten Öffentlichkeit darzulegen, daß ein Schelm fast meinen könnte, dies wäre Absicht und Teil einer Strategie. Soll die Bevölkerung etwa gar nicht genau erfahren, was hinter dem Begriff steht, weil man um die Meinung der Bürger weiß und Widerstand befürchtet? „Die Unverständlichkeit ist also gewollt“, schreibt Volker Zastrow in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.2
In der Öffentlichkeit, vor der Bevölkerung spricht man in Zusammenhang mit Gender Mainstreaming häufig von „Gleichstellung“, „Gleichberechtigung“, „Antidiskriminierung“ oder „Chancengleichheit“. So formuliert beispielsweise die Europäische Kommission in ihrer Mitteilung „Einbindung der Chancengleichheit in sämtliche politische Konzepte und Maßnahmen der Gesellschaft“ Gender Mainstreaming als ein „Vorantreiben der Chancengleichheit“3. Bei den Behörden der Europäischen Union werden für die Übersetzungen die Formulierungen „geschlechtersensible Folgenabschätzung“, „gleichstellungsorientierte Politik“ oder „Gleichstellungspolitik“4 verwendet. Doch daß dies keineswegs Hauptinteresse der Betreiber der Gender-Ideologie ist, daß im „eingeweihten Kreise“ weit mehr angestrebt wird, wird in diesem Dokument etwas später für aufmerksame Leser sogleich angedeutet:
„Da es darum geht, eine dauerhafte Weiterentwicklung der Elternrollen, der Familienstrukturen, der institutionellen Praxis, der Formen der Arbeitsorganisation und der Zeiteinteilung usw. zu fördern, betrifft die Chancengleichheit nicht allein die Frauen, die Entfaltung ihrer Persönlichkeit und ihre Selbstständigkeit, sondern auch die Männer und die Gesellschaft insgesamt, für die sie ein Fortschrittsfaktor und ein Unterpfand für Demokratie und Pluralismus sein kann.“5
Die wahren Hintergründe werden hier – trotz Einbettung in so wohlklingende Worte wie „Chancengleichheit“, „Selbstständigkeit“ und „Demokratie“ – bereits deutlicher: Es geht nicht nur um die „Chancengleichheit für Frauen“, Gender Mainstreaming hat auch mit den „Männern und der Gesellschaft insgesamt“ einiges vor. Es geht um „Weiterentwicklung“, also um Änderung der traditionellen, seit Jahrhunderten bestehenden Familien, ja der gesamten Gesellschaftsstrukturen.
Eine genaue Untersuchung der Bedeutung des Wortes „Gender“ ist für das Verständnis von Gender Mainstreaming besonders relevant. Es ist ursprünglich ein Begriff aus der Grammatik und bedeutet dort das grammatikalische Geschlecht masculinum, femininum oder neutrum. Er wurde erst in den 1960er Jahren von der englischsprachigen Sexualpsychologie übernommen. In diesem Fach benötigte man eine geeignete Sprache, um mit Fällen von Transsexualität umgehen zu können.6 Der Psychoanalytiker Robert Stoller verwendete den Begriff 1968 in diesem Zusammenhang.7 Stoller prägte wesentlich das Sex-Gender-Konzept mit, das zwischen (biologisch vorgegebenem) Geschlecht und Geschlechterrolle unterscheidet. Daraus entwickelte sich die Vorstellung von zwei mehr oder weniger getrennten Geschlechtskatego­rien: Das englische Wort „sex“ bezeichnet das so genannte biologische Geschlecht, während „gender“ das emotionale oder soziale benennt.
Laut Experten des „GenderKompetenzZentrums“ der Humboldt-Universität in Deutschland spreche für die Übernahme des englischen Ausdrucks in den deutschen Sprachgebrauch, „daß im Deutschen mit dem Begriff Geschlecht von den meisten Menschen vor allem das biologische Geschlecht assoziiert wird … Mit dem deutschen Wort „Geschlecht“ ist also bislang das Risiko verbunden, die Bedeutung von Geschlecht als ein historisch veränderbares, soziales und kulturelles Verhältnis aus dem Blick zu verlieren.“8
Der Verdacht, daß eine eindeutige Übersetzung gar nicht gewünscht ist, bestätigt sich also. Man darf behaupten: Unter dem im deutschen Sprachgebrauch unbestimmten englischen Begriff lassen sich Umdeutungen unbemerkt vollziehen. Eine Übersetzung des Begriffs „gender“ hätte die Beziehung zum „biologischen Geschlecht“ exakt benennen und damit die Katze aus dem Sack lassen müssen. Um zu fassen, was dahinter steht, ist es also sinnvoll und notwendig, die Entwicklung und den Bedeutungswandel von „gender“ in der Gender-Forschung aufzuklären.
1972 übernahm die britische Soziologin Ann Oakley die Unterscheidung Sex – Gender und stellte sie in einen gesellschaftspolitischen Kontext: „Sex ist ein Wort, das sich auf die biologischen Unterschiede zwischen männlich und weiblich bezieht …, dagegen ist Gender eine Sache der Kultur: es bezieht sich auf die soziale Klassifizierung in ‚maskulin‘ und ‚feminin!‘“9
Besonders betont sie die Variabilität von Gender, dessen Kriterien je nach Ort und Zeit sehr unterschiedlich sein können. Diese Unterscheidung wurde seit ca. 1980 im theoretischen Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung diskutiert und aufbereitet, vor allem, um gegen die Formel „Biologie ist Schicksal“ ankämpfen zu können. Als „bahn­brechend“10 bezeichnet das „GenderKompetenzZentrum“ die Erkenntnis, daß Unterscheidungen zwischen Männern und Frauen nicht nur aufgrund körperlicher Unterschiede, sondern vor allem in bezug auf soziale Ausprägungen zu erklären sind.
Damit wurde ein Instrument geschaffen, mit dem sowohl die Homosexuellenbewegung als auch der Feminismus und die heutige Gender-Ideologie erfolgreich Politik betreiben. Gender gilt als grundsätzlich „soziales Geschlecht“11, das sowohl „ideologische Hypothese“12 als auch „gesellschaftspolitische Kon­struk­tion“13 sei. Bedeutete es zunächst, daß es neben dem biologischen Geschlecht Mann – Frau ein soziales, erlerntes gibt (und tatsächlich sind die gesellschaftlichen Rollen, die Männer und Frauen einnehmen, nach Zeiten und Kulturen unterschiedlich), so wird bald der nächste Schritt gesetzt: „Es (gender) drückt die Vorstellung aus, daß Männer und Frauen sich nur deshalb unterschiedlich verhalten, weil sie von der Gesellschaft dazu erzogen werden.“14
Gender, das soziale Geschlecht, ist ausschließliches Ergebnis sozialer und politischer Umstände und damit völlig unabhängig vom biologischen Geschlecht. Dieser Gedanke ist nicht neu, er kommt schon 1949 bei der „Urmutter“ der Feministinnen (das Prädikat verbietet sich eigentlich), bei Simone de Beauvoir, vor: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es. (On ne nait pas femme, on le devient.)”15
Die Experten des „GenderKompetenzZentrums“ zeigen in dieser Formulierung ihre grundsätzliche Ablehnung, Geschlecht als eine im „Normalfall“ – immer gibt es natürlich Abweichungen und Sonderfälle – von Natur aus feste Komponente zu sehen. Auch das von ihnen biologisch genannte Geschlecht scheint für sie fließend und unstet zu sein, habe es doch auch unterschiedliche medizinische Auffassungen dazu gegeben. Außerdem werde ebenda das Geschlecht als multidimensional gesehen, nämlich bestehend aus den Dimensionen chromosomal, genital, gonadal, psychisch und sozial. Eine feste Kategorie werde biologisches Geschlecht erst durch die soziale Verfestigung. Die Beziehung zwischen biologischem und sozialem Geschlecht als Ursache und Wirkung beginnt sich umzukehren, die dritte Stufe ist erreicht: War Gender ursprünglich das soziale Geschlecht, das, aufbauend auf und neben dem biologischen Geschlecht, Rollenbilder formte, galt es bald als ein vom biologischen Geschlecht unabhängiges „Lernprogramm“. In einem letzten Schritt wird das biologische Geschlecht als Tatsache und Grundlage des sozialen Geschlechts verneint, vielmehr entstehe die „Fiktion“ eines biologischen Geschlechts erst durch die Zuschreibung einer Geschlechterrolle. Damit stehen die Berliner „Gender-ExpertInnen“ ganz in der Tradition der US-Wissenschafterin Judith Butler, Professorin für Rhetorik und vergleichende Literaturwissenschaft, die das biologische Geschlecht nicht mehr als Naturtatsache anerkennt. Weil es so eindeu­tig formuliert ist, sei hier noch die zusammenfassende Erklärung dieser in der Gender-Theoriebildung führenden Wissenschafter vom „GenderKompetenzZentrum“ zum Begriff „Gender“ angeführt:
„‚Gender‘ bezeichnet also das Geschlecht als ein Zusammenspiel aus biologischen Faktoren, wie z. B. einem Chromosomensatz, aus körperlichen Faktoren, wie Größe, Erscheinung, Stimmlage, aus sozialen Faktoren, wie z. B. der Namensgebung, die nach deutschem Recht eine eindeutige Zuordnung zu einem Geschlecht erzwingt, der Erziehung oder der Arbeitsteilung mit Blick auf bestimmte Geschlechterrollen oder der Erfahrung, aufgrund bestimmter Kleidung, Körpergröße oder Haarschnitte als Mann oder als Frau angesprochen und zugeordnet zu werden. Gender steht also als Begriff für ein gewandeltes Verständnis von Geschlecht innerhalb unterschiedlicher gesellschaftlicher Kontexte. Geschlecht ist keine ‚natürliche‘ Gegebenheit. Die Tatsache, daß es Frauen und Männer gibt und diese als zwei unterschiedliche Gruppen von Menschen wahrgenommen werden, ist vorrangig das Ergebnis einer Reihe von gesellschaftlichen Zuschreibungen und Erwartungen, die durch Erziehung, Medien, Rollenvorstellungen und Normen vermittelt werden. Das biologische Geschlecht ist also nicht die Grundlage von Gender, sondern immer ein Teil von Gender. Wie Frauen und Männer ihr Geschlecht ‚verkörpern‘ und was als ‚natürlich‘ und ‚normal‘ gilt, ist demnach auch immer abhängig von gesellschaftlichen Vorstellungen und Normen. Die heißt, auch das als ‚natürlich‘ angenommene Geschlecht hat eine Geschichte, denn auch der naturwissenschaftliche und medizinische Blick auf Körper ist einem historischen Wandel unterworfen.“16 [Hervorhebung durch den Autor]
Hier, im Kreise der „Wissenschafter“, wird ausgesprochen, was in den politischen Stellungnahmen, die auf den „Normalbürger“ Rücksicht nehmen müssen, zum Begriff „Gender Mainstreaming“ niemals zu hören ist: Es geht um ein gewandeltes Bild von Geschlecht, dessen Grundlage nicht mehr die biologische Komponente ist. Ob es sich bei einer Person nun um einen Mann oder eine Frau handelt bzw. was als normal und was als nicht normal gilt, soll lediglich die gesellschaftliche Wertung bestimmen.

Die Vordenker:  Marx, Engels und de Beauvoir

Nach dieser (hier gekürzt wiedergegebenen) Erläuterung der wahren Bedeutung von „Gender Mainstreaming“ (im Folgenden kurz GM) wendet sich Barbara Rosenkranz den Wurzeln dieser Ideologie zu und zeigt, daß sie letztlich auf Marx und Engels zurückgeht, auf deren Programm zur Abschaffung der Familie und gleichartigen Eingliederung von Mann und Frau in den Arbeitsprozeß sowie zur öffentlichen Kindererziehung.

Auch Simone de Beauvoir ist zu den Vordenkern zu zählen, die in einem Interview meinte: „Ich glaube, eine Frau sollte sich vor der Falle der Mutterschaft und der Heirat hüten! […] Mutterschaft ist heute eine wahre Sklaverei … Und wenn Frauen trotz allem ein Kind wollen, so sollten sie es bekommen, ohne zu heiraten. Denn die Ehe, das ist die größte Falle.“
Marxismus und radikaler Feminismus sind gleichsam Vater und Mutter des „Gender Mainstreaming“. Barbara Rosenkranz zitiert dazu die Aussage einer führenden kanadischen Feministin, die das historische Scheitern des „real existierenden Sozialismus“ auf die Vernachlässigung der Frauenfrage zurückführt: „Die Konzentration auf die Veränderung der Produktionsverhältnisse ist eine strategische Fehleinschätzung gewesen, die gesellschaftliche Sprengkraft der Frauenfrage fatal unterschätzt worden.“ Im deutschen Sprachraum hat Alice Schwarzer wie keine andere für die Durchsetzung dieses Ge­dankengutes gesorgt. Wäh­rend sie noch in den 70er Jahren heftig von christlich-konservativen Kräften bekämpft wurde, gibt sich heute der Generalsekretär der ÖVP als ihr deklarierter Anhänger und äußerte sogar: „Ich knie vor Alice Schwarzer“. Nichts macht deutlicher, wie sehr sich die Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten geändert hat: Denn Alice Schwarzer hat sich nicht gewandelt oder angepaßt. Sie vertritt dieselben Thesen wie eh und je.

Hirschbrunft und ­Geschlechterkampf

Die vom ORF verwöhnten österreichischen Kabarettisten wirken neben der von Barbara Rosenkranz dokumentierten Realität der Gender-Studies blaß und fade: Diese als „Geschlechterstudien“ bezeichnenden Forschungsprojekte sollen zu konkreten Strategien im Sinne des GM führen. Da werden Studien finanziert, die sich der geschlechtsspezifischen Wirkung von Pflanzen bei Innenraumbegrünung widmen oder der spezifischen Raumaneignung von Frauen im Unterschied von Männern, welche eine feministische Raumplanung für Innenarchitekten ermöglichen soll. Auch der Nationalpark Eifel zwischen Bonn und Aachen hat eine entsprechende „Gender-Study“ in Auftrag gegeben, um von den „ExpertInnen“ für immerhin 27.000 Euro die Empfehlung zu erhalten, Bilder von der Hirschbrunft in Zukunft aus den Werbebroschüren zu streichen, da diese nur „stereotype Geschlechterrollen“ beförderten!
Keine Idee ist verrückt genug: Die deutschen Grünen fordern bereits eine Änderung des Namensrechtes. Konnten bisher Vornamen sprachlich nur dann ins andere Geschlecht gewechselt werden, wenn sich Transsexuelle vorher einer Operation oder Hormonbehandlung unterzogen hatten, soll dies nun jedem Bürger freistehen: Mit einfacher Willensbekundung soll man sprachlich und damit auch juristisch ins andere Geschlecht wechseln können. An dieser Stelle hat man den Eindruck, daß die Politik endgültig zum Kabarett geworden ist. Würde es diese Regelung doch allen Parteien einfach machen, die geforderte 50 %-Frauenquote zu erfüllen, ohne das politische Personal auszuwechseln. Genügt die bloße Willenserklärung, haben unsere Grünen mit Alexandra van der Bellen plötzlich eine weibliche Spitzenkandidatin.
Doch der Slapstick ist ernst gemeint. Und bei der „freien Wahl“ zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht ist noch lange nicht halt: Warum sollte es nicht mehr als zwei Geschlechtsidentitäten geben: Es könnten ebensogut 3, 5 oder 50 sein, zitiert Barbara Rosenkranz eine Vordenkerin des GM. Wem da nur die bedauernswerten Zwitter als mögliches drittes Geschlecht einfallen, ist offenbar phantasielos. Geschlechterrollen könnten täglich neu erdacht werden, sind viele Verfechter des GM überzeugt. Eine zur Zeit noch etwas verachtete Geschlechtsrolle ist etwa die der Pädosexualität, zu deutsch: der Kinderschändung. Der deutsche Grünen-Politiker Volker Beck sprach sich schon vor Jahren dafür aus, jetzt, nach der Gleichstellung der Homosexualität, den Kampf für eine Entkriminalisierung der Pädosexualität aufzunehmen, und in Holland ist bereits eine eigene Pädophilen-Partei registriert, die auch den Geschlechtsverkehr mit Unter-12jährigen entkriminalisieren will.

Nicht ein anderer, gar kein Junge ist das Ziel!

In Österreich ist „GM“ ein Kriterium der Förderungswürdigkeit von Angeboten der außerschulischen Jugendarbeit. Ein Jugendverein, der sich dieser Strategie nicht unterwirft, bekommt laut dem Bundes-Jugendförderungsgesetz vom Jahr 2000 keine Förderungen mehr. Was konsequente GM-Arbeit in der Erziehung konkret bedeutet, schildert Barbara Rosenkranz am Beispiel der in Wien bereits erfolgreich arbeitenden „geschlechtssensiblen Kindergärten“. Dort werden Mädchen animiert, ihren Spielkameraden Autos wegzunehmen, andere vom Platz in der Garderobe zu verdrängen oder körperliche Gewalt im Konfliktfall einzusetzen. Buben hingegen werden in Massagetechniken eingeführt, sie erhalten Kosmetikkörbe und lernen, ihre Nägel zu lackieren. Das Fazit der Autorin: „Die gender-versierten Pädagogen erziehen hier also je nach Geschlecht ganz unterschiedlich, ja ganz gegensätzlich. Die ‚Gender-ExpertInnen‘ beginnen in eine Zwickmühle zu geraten. Um Ungleichheit aufzuheben, wird ungleich behandelt, um Diskriminierung zu vermeiden, wird diskriminiert.“ Doch eine deutsche Kinder-Tageseinrichtung namens „Dissenz“ ist auch hier schon einen Schritt weiter: Sie verkündet offen „das Ziel ist nicht ein anderer Junge, das Ziel ist gar kein Junge!“ Worum es geht, ist die Verwirrung, die Zerstörung von Identitäten.
Auch über die Massenmedien wird versucht, das Bewußtsein der breiten Masse langsam entsprechend umzuprägen. Da sind die boomenden androgynen Inszenierungen in der Popmusik zu nennen, oder Ereignisse wie die ursprünglich subversive Christopher-Street-Day-Parade, die nun zu einem medialen „Event“ geworden ist – ähnlich dem von Firmen wie „Vöslauer“ gesponserten „Life-Ball“ in Wien, dessen angebliches Ziel, für den Kampf gegen Aids Spenden zu sammeln, schon längst gegenüber der Propagierung des schrillen Lebensstiles von Homosexuellen und Transvestiten aller Art in den Hintergrund getreten ist.

Tarn-Strategien

Barbara Rosenkranz zeigt in ihrem Buch unmißverständlich auf, wie das GM schleichend, undemokratisch und von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, in der Politik als Leitprinzip verankert wurde. Sie macht deutlich, daß es keinesfalls nur um Chancengleichheit und um „geschlechtergerechte Ordnung“ geht.
Manipuliert und beeinflußt wird auch dort, wo es niemand vermutet. So vermittelt das Fernsehen auf subtile, fast unmerkliche Weise falsche Leitbilder: Während der reale Anteil von Singles in Deutschland 21 % beträgt, sind es in deutschen Fernsehfilmen 44 %. Verheiratet und kindererziehend sind 28 % der Deutschen, im Film gerade einmal 5 %. Während die tatsächliche Geburtenrate in Deutschland 1,3 Kinder pro Frau beträgt, liegt sie im Fernsehen bei nur 0,48 Kindern. (In analoger Weise sind in den auch hierzulande so beliebten amerikanischen Krimiserien die Mörder zu acht oder neun Zehntel Weiße, während es in der Realität genau umgekehrt aussieht.)
Neben dem Anliegen der Geschlechtsideologen tritt beim GM noch ein zweites Motiv zu Tage, wobei sich die Ziele von Kapitalisten und Marxisten zumindest mittelfristig überschneiden dürften: Es geht darum, die Arbeitskraft der Frauen optimal für die Wirtschaft verfügbar zu machen. So soll laut einer vom EU-Rat beschlossenen Leitlinie die gesamteuropäische Frauen-Beschäftigungsquote bis zum Jahr 2010 auf 60 % erhöht werden: Das bedeutet, daß mindestens ein Drittel der Kinder unter drei Jahren in Kinderkrippen und mehr als 90 % der Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Kindergärten betreut werden müßten.
Das in diesem Zusammenhang gerne vorgebrachte Argument eines positiven Zusammenhanges zwischen Geburtenrate und Frauenerwerbsquote hält einer empirischen Prüfung aber nicht stand. Gerade Orte, wo es eine Vielzahl von Kinderkrippen gibt, wie die Großstädte Paris, Berlin oder Wien, haben vergleichsweise weit geringere Geburtenzahlen als die krippenarmen ländlichen Regionen.
Und während die Mehrzahl der sogenannten „ExpertInnen“ immer und immer wieder die massive Verstärkung des staatlichen Betreuungsangebotes für Kinder ab der Geburt fordert, sind 76 % der Österreicher und Österreicherinnen der Auffassung, daß Kinder unter dem Alter von drei Jahren nicht einer externen Betreuungseinrichtung überlassen werden sollten. Doch es geht, wie ein deutscher sozialistischer Politiker vor einigen Jahren formulierte, um „Lufthoheit über den Kinderbetten“: Je früher der Staat auf die Kinder zugreifen kann, desto früher ist Indoktrination und im Sinne des GM auch geistige Geschlechtsumwandlung möglich.
Für GM-Projekte hat allein das österreichische Unterrichtsministerium in den Jahren 2005/06 fast 7 Millionen Euro ausgegeben. Barbara Rosenkranz schreibt dazu: „Welcher Aufwand, welcher beflissene Eifer für welch verkehrtes Ziel! Würde nur ein Bruchteil der für GM verwendeten Aufmerksamkeit, der eingesetzten Mittel der bitter notleidenden Familienpolitik gewidmet werden, wären wir aller Sorgen ledig.“

 

ISBN 978-3-902475-53-4
Barbara Rosenkranz
MENSCHINNEN
Gender Mainstreaming – Auf dem Weg zum geschlechtslosen Menschen

168 Seiten, 15 x 23 cm, Hardcover
19,90 €

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Anmerkungen

1 Bermann, Nadja/Sorger, Claudia: Die Umsetzung von Gender Mainstreaming in der österreichischen Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik. Ein Erfahrungsbericht der Gender-Mainstreaming-Koordinationsstelle im ESF. Hrsg. v. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Wien 2007, S. 10.
2 Zastrow, Volker: Politische Geschlechtsumwandlung. In: FAZ, 19. Juni 2006, Nr. 139, S. 8.
3 Vgl.: www.europarl.europa.eu
4 Vgl.: www.europa.eu
5 Vgl.: Mitteilung der Europäischen Kommission KOM (96) 67, endg. vom 21. Feb. 1996.
6 Allerdings wird der Begriff Gender auch heute noch in Medizin und Psychologie verwendet, in diesen Sparten jedoch vor gänzlich anderem Hintergrund: Gender-Medizin betrachtet gerade die fundamentalen Unterschiede der Geschlechter, die ein unterschiedliches Handeln auf medizinischer und psychologischer Ebene unter Rücksicht auf das Geschlecht der betroffenen Person bedingt. So wurde beispielsweise vor Kurzem in einer Studie festgestellt, daß Frauen eine männliche Spenderniere um 11 Prozent häufiger abstoßen als Männer.
7 Zitiert nach: Sex and Gender: On the Development of Masculinity and Femininity, Science House, New York City 1968.
8 Vgl.: www.genderkompetenz.info
9 Zitiert nach: Dingler, Johannes/Frey, Regina: Wie Theorien Geschlechter konstruieren. In: Alles Gender? Oder was? Theoretische Ansätze zur Konstruktion von Geschlecht(ern) und ihre Relevanz für die Praxis in Bildung, Beratung und Politik. Dokumentation einer Fachtagung der Heinrich-Böll-Stiftung und des „Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse“ am 9./10. März 2001 in Berlin. Berlin 2001, S. 7–25, S. 9.
10 Vgl.: www.genderkompetenz.info
11 Zastrow (2006), S. 11.
12 Ebd.
13 Ebd.
14 Pfister, René: Der neue Mensch. In: Der Spiegel 1/2007, S. 27.
15 Zitiert nach: Hager, Angelika: Die Biber-Frau. In: „Profil. Das unabhängige Nachrichtenmagazin Österreichs“,24. Dezember 2007, S. 43–47.
16 Ebd. Vgl. Webseite des GenderKompetenzZentrums der Humboldt-Universi­tät in Berlin: www.genderkompetenz.info; Zugriff am 29. Mai 2008.

 

 
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