Mehr als ein Viertel aller Bauernhöfe haben zwischen 1995 und 2003 aufgegeben. Jeden Tag mehr als ein Dutzend Betriebe, insgesamt mehr als 73.000 Höfe. Mindestens ebenso viele Arbeitsplätze gingen dadurch in diesen acht Jahren ebenso verloren.
Die Hauptursache, schreibt die „Unabhängige Bauernzeitung“, liegt in der Unterbewertung, ja Diskriminierung bäuerlicher Qualitätsarbeit, was sich im erzielten landwirtschaftlichen Einkommen widerspiegelt. Zwar gibt es Gesetze in Österreich und den anderen EU-Ländern, die die bäuerliche Arbeit und deren Leistungen für die Umwelt, den Erhalt der Landschaft u. ä. honorieren sollen, doch offenbar ohne Erfolg. Der „Grüne Bericht“ des Landwirtschaftsministeriums veröffentlichte jetzt die Einkommensschere zwischen dem durchschnittlichen Monatseinkommen aus der Land- und Forstwirtschaft (Löhne und Gehälter aus unselbständiger Tätigkeit zuzüglich Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit bzw. angemeldeten Gewerbebetrieb, hier als Erwerbseinkommen bezeichnet) und stellte es mit dem durchschnittlichen Brutto-Monatseinkommen (umgerechnet auf zwölf Monate) der Industriebeschäftigten (Arbeiter und Angestellte gemeinsam) gegenüber:
Einkommen je Monat Einkommensdisparität
Jahr Ind.-besch. Erwerbseink. in Euro in Prozent
1995 2.338 1.241 1.097 – 88,40
2000 2.676 1.274 1.402 – 110,04
2004 2.942 1.506 1.436 – 95,34
Eigentlich müßten diese Zahlen die Verantwortlichen von ihren Sitzen reißen. Sie machen deutlich, daß die Probleme des ländlichen Raumes (Entsiedelung, Verwaldung, gefährdete Kulturlandschaft etc.) und das Absterben der bäuerlichen Landwirtschaft eine klar benennbare Ursache hat: Die Bauern werden für ihre Leistungen nicht entsprechend entlohnt.
Änderung ist keine in Sicht. Im Gegenteil! Angesichts eines entfesselten Weltmarktes, aufgrund dessen fast nirgendwo mehr Erzeuger kostendeckend arbeiten können, sollen die sogenannten „Ausgleichszahlungen“ weiter reduziert werden. Doch bei den Bio-Futterbau-Betrieben, also jenen, die die Kulturlandschaft in Berggebieten am meisten und nachhaltigsten prägen, beträgt der Anteil der sogenannten „öffentlichen Gelder“ am Betriebseinkommen schon heute 86 %: Schon geringe Kürzungen in diesem Bereich würden für sie echte Existenzprobleme bedeuten.
Ohne gerechten Lohn für die landwirtschaftliche Arbeit wird die Kulturlandschaft Österreichs nicht zu erhalten sein.
Nach einem Bericht der „Unabhängigen Bauernzeitung“ 55/August 2006