„I don’t mind what people are doing as long as they don’t frighten the horses in the street“, soll die englische Königin Victoria einmal gesagt haben. Und doch reglementieren die Staaten bis heute das Leben ihrer Bürger auch in höchst privaten Bereichen. Der christlichen Lehre sind sie dabei schon lange nicht mehr verpflichtet, weshalb nicht nur praktizierte Homosexualität, sondern auch die Tötung von Kindern im Mutterleib erlaubt ist. Doch während darüber jeder nach eigenem Gutdünken selbst entscheiden darf, wird ihm seitens des Staates weiterhin vorgeschrieben, aus welchen Kräutern er sich einen Tee aufgießen oder eine Zigarette drehen darf und aus welchen nicht.
Dabei gibt es nur eine Gruppe weltweit, die von der europäisch-nordamerikanischen Drogenpolitik profitiert: Das sind die Drogendealer und ihre Bosse selbst. Wie die amerikanische Prohibitions-Zeit der 1930er Jahre erst das organisierte Verbrechen des Alkoholschmuggels hervorgebracht und der Mafia Milliardengewinne beschert hat, verdanken sich Reichtum und Macht der Drogenbarone heute einzig und allein unserer Politik.
Liberale und konservative Regierungen gehen in der Regel davon aus, daß „mündige Staatsbürger“, die für intellektuell befähigt genug gehalten werden, bei Wahlen über die Zukunft des Landes abzustimmen, auch die richtigen Entscheidungen für ihr eigenes Leben treffen können. Zu dieser Freiheit gehört auch, sich für Aktivitäten entscheiden zu können, die mit einem gewissen Risiko für die eigene Person verbunden sind: Bergsteigen, Drachenfliegen – oder eben der Gebrauch diverser narkotischer oder halluzinogener Substanzen. Auch der Gebrauch der „Droge Alkohol“ ist dem Erwachsenen völlig freigestellt, obwohl die gesundheitlichen Risken wohlbekannt sind. Selbst wenn tatsächlich alle nicht in die unmittelbare körperliche Abhängigkeit führenden Drogen freigegeben würden, hätte wohl keine von ihnen das Potential zu auch nur annähernd ähnlichen Opferzahlen zu führen, wie sie König Alkohol hierzulande Jahr für Jahr unangefochten hervorbringen darf.
Wie Ezra Mishan, Professor an der London School of Economics im englischen Magazin „Right Now“ (4/05) ausführte, verdankt sich ein großer Teil der schädlichen Wirkung von Drogen ihrer Kriminalisierung und nicht ihrem Gebrauch an sich. Wären Drogen in unseren Ländern nicht verboten, könnte man Qualität und Inhaltsstoffe derselben kontrollieren wie heute jene des Alkohols. Und schon allein mit dieser Maßnahme, mit der Bindung des Drogenverkaufes an lizenzierte Händler, würde ein großer Teil der heutigen kriminellen Gesellschaften ausgetrocknet. Auch der Jugendschutz könnte so ähnlich effizient durchgeführt werden.
Nach einer Drogenlegalisierung würde deren Marktpreis um mehr als 90 % fallen, wie Ezra Mishan weiter ausführt, was gleichzeitig das Ende der „Beschaffungskriminalität“ zur Folge hätte. Der Gebrauch von Drogen führt auch zu nahezu keiner Folgekriminalität – im Unterschied zu dem von Alkohol, dessen Folge häufig gewalttätiges Verhalten ist. Letztlich kostet unsere Drogenpolitik nur Geld, sehr viel Geld für letztlich fruchtlose Polizeiaktionen. Trotz allem Aufwand sind Haschisch und Marihuana ein fester Bestandteil der Jugendkultur geworden, wie auch – nicht ganz so unbedenklich – mittlerweile gewisse Designerdrogen. Aus dem Schaffensprozeß gewisser Künstler, und nicht der schlechtesten, ist wiederum Kokain kaum wegzudenken, wie nicht nur das Beispiel österreichischer Liedermacher lehrt, sondern gerade auch das bedeutender rechter Literaten (vgl. NO 4/03). Das Geld für diesen Kampf gegen Windmühlen, gegen eine künstlich vom Staat herbeigeführte „Kriminalität“ könnten sich unsere Regierungen sparen und die freiwerdenden Ressourcen – finanziell und personell – zur Verhütung und Bekämpfung echter Verbrechen einsetzen.
Die Sachlage ist klar: Die Forderung nach einer Entkriminalisierung des Gebrauchs von Drogen müßte eigentlich ein Anliegen rechter Politik sein, steht diese doch für die Freiheit und nicht für den Gouvernanten-Staat linken Zuschnitts, der uns umhütet und umsorgt und zugleich unser Leben, ja unser Denken bis ins Detail zur reglementieren bestrebt ist.