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Deutschland in fünfzig Jahren

Von Achim Lang

Einen ungeschönten Blick auf die Zukunft (die in Österreich nicht viel anders aussehen wird) warf der bekannte Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg in einem großen Interview auf Seite 3 der angesehenen Tageszeitung „Die Welt“ vom 28. Februar 2006. Dieses Gespräch hier ausführlich zu dokumentieren, soll nicht Mutlosigkeit erzeugen. Im Gegenteil! Nur wenn eine Entwicklung klar erkannt und mit deutlichen Worten beschrieben wird, läßt sich ihr begegnen.

Zur Frage der Zuwanderung erklärte Herwig Birg wörtlich: „Deutschland leistet sich eine millionenfache Einwanderung in die Sozialsysteme. Das ist nun nicht mehr zu bezahlen. Hochqualifizierte Einwanderer können ihren Lebensunterhalt in der Regel selbst verdienen, aber sind auf dem Weltmarkt so knapp, daß wir nicht hoffen können, wir könnten unseren Bedarf durch Einwanderung decken. Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, daß Herkunftsländer wie Indien ihre Elite für die Entwicklung des eigenen Landes dringend selbst brauchen. In Indien leben 1 Milliarde Menschen, die meisten von ihnen in unvorstellbarer Armut. Mit welchem Recht stellen wir uns eigentlich vor, daß die Fähigkeiten der indischen Elite dazu da sind, unseren Wohlstand zu sichern?“

Demographie als Waffe

In der Folge führt Herwig Birg aus, daß in Deutschland bereits seit 1972 die Sterbe- die Geburtenzahlen übertreffen, es also als erstes Land in Friedenszeiten zu schrumpfen begann, gefolgt von anderen europäischen Ländern. Nun treten die entwickelten Regionen Asiens in diese Phase ein. Birg: „Die Weltbevölkerung als ganzes wird ab 2070 nach jahrhundertelangem Wachstum in die Schrumpfung übergehen – eine demographische Zeitenwende … die zuerst in Deutschland einsetzte. Die islamischen Länder aber, die nicht wie Afrika mit Aids zu kämpfen haben, werden weiter wachsen. Einige sehen in hohen Geburtenraten ein Instrument zur Erlangung der auf andere Weise nicht erreichbaren politischen Herrschaft: Demographie als Waffe.“

Keine kulturelle Bereicherung

In Deutschland werden die Migranten und ihre Nachfahren durch Geburtenrückgang und Zuwanderung schon in wenigen Jahren die Mehrheit stellen und ganze Stadtbezirke dominieren. Birg: „… und dann nähert sich das der Fünfzigprozentmarke in der Stadt insgesamt. Umkehren kann man das nicht. Ein von 90 % Moslems bewohnter Stadtteil ist nicht kulturell zurückzuholen. Wer da von kultureller Bereicherung spricht, soll das erklären: Wo sind die Galerien, die Orchester, die Chöre und Theater, die uns bereichern? Bunte Gemüseläden, Restaurants und Folklore sind schön, aber nicht genug. Kultur wird erst wirksam, wenn Menschen für andere einstehen, ohne dafür rechtlich gezwungen werden zu können.“
Den Gedanken, der Staat könne mit bestimmten Maßnahmen die Zuwanderer zur Übernahme deutscher Kultur und Grundwerte bringen, hält Birg für völlig illusorisch: „Eine Kultur muß so attraktiv sein, daß sie freiwillig angenommen wird. Man wollte die polnischen Einwanderer im Ruhrgebiet mit Polizeigewalt zwingen, in ihren Vereinen Deutsch zu sprechen, das vergißt man heute gerne. Sie standen uns jedoch kulturell so nahe, daß sie es dann freiwillig taten. Aber kann man das wirklich von anderen Kulturen in einer hochtechnologisierten Welt erwarten? In der jeder Haushalt seine eigene Kultur wählen kann aus tausend Fernsehprogrammen? Man kann doch in Berlin leben, als lebte man in der Türkei. Je größer, und hier sind wir wieder bei der Demokraphie, eine Population ist, desto mehr nimmt der lebensweltliche Druck ab, sich auf seine Umwelt einzulassen.“ Nicht bloß die deutsche, die europäische Kultur droht also durch eine Völkerwanderung verdrängt zu werden. Eine Entwicklung, die es in die Weltgeschichte schon öfters gegeben hat.

Das Deutsche schwindet noch schneller als die Deutschen

Deutschland 2050, nach der Analyse des Bevölkerungswissenschaftlers Herwig Birg: „Daimler Chrysler hat (schon heute) in seinen Betrieben Deutsch durch Amerikanisch ersetzt. Es ist wahrscheinlich, daß man in den Betrieben des Exportweltmeisters Deutschland im Jahr 2050 besser nicht Deutsch spricht, vielleicht ist es bis dahin  ein Entlassungsgrund. Fakt ist, daß das Deutsche sehr viel schneller verschwindet, als die Zahl der Deutschen abnimmt. Der deutsche Botschafter weigerte sich jüngst auf einem bedeutenden Kongreß der in Südkorea arbeitenden Germanisten als einziger Redner, seine Ansprache auf Deutsch zu halten. Die Unterschicht hat allemal Spaß an der Verhunzung des Deutschen.
Mit der Sprache verschwindet die Klarheit des Denkens, da findet dann niemand mehr etwas dabei, wenn die Stadt Dresden 50.000 Sozialwohnungen an einen ausländischen Konzern verkauft, der aus den Einnahmen beim Weiterverkauf die Pensionen der Anteilsbesitzer irgendwo auf der Welt finanziert, nur nicht der Leute, die diese Wohnungen einmal geschaffen haben. Die Berliner verkaufen ihr Grundwasser an einen schwedischen Konzern. … Alles, was sich verscherbeln läßt, wird zu Geld gemacht. Wir leben 2050 nicht mehr in Deutschland, das ist dann nur noch ein geographischer Begriff. Wir leben im Wirkungsbereich von internationalen Konzernen, und die Menschen werden ihre Identität über die Firma beziehen, die sie bezahlt. Right or wrong, my business!“
Soweit der Trend, wie er sich heute aus den aktuellen Entwicklungen extrapolieren läßt. An dieser Analyse ist sicher nichts falsch. Und doch hat im Jahre 1950 niemand auch nur einigermaßen richtig die heutige Weltlage vorausgesagt. Geschichte entwickelt sich nicht linear, und auch was die Zuwanderung nach Europa betrifft, kann es eine Trendumkehr geben. Man muß sie nur wollen. Harte Analysen, wie die hier dokumentierte, schaffen dafür die Grundlage.

 

 
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