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Franz Schönhuber †

Von D. S.

Franz Schönhuber war ein Herr. Während es in Österreich mit der alten FPÖ bis in die 1980er Jahre eine rechte Honoratiorenpartei gab, der Persönlichkeiten zugehörten, die über alle Parteigrenzen hinweg öffentliche Achtung erfuhren, unternahmen in der BRD die Unionsparteien alles, um ihr Diktum durchzusetzen, daß es rechts von ihnen keine demokratisch legitimierte Partei geben dürfe – zum letzten Schaden ihrer selbst und vor allem Deutschlands. Die zunehmende Stigmatisierung und Ghettoisierung blieb naturgemäß nicht ohne Folgen für das politische Personal, das bereit war, für eine rechte Kraft in den Ring zu steigen. In Franz Schönhuber verbanden sich aber Intelligenz, Kultiviertheit und Weltläufigkeit zu einer beeindruckenden Persönlichkeit, die, für einen unbefangenen Betrachter zumindest, den mediokren Durchschnitt auch der etablierten Politikerkaste deutlich überragte.
Eigentlich von der SPD herkommend, hatte der bald zum einflußreichen „Franzens-Club“ um CSU-Chef Franz Josef Strauß gehörende Journalist in den 1970er Jahren rasch Karriere gemacht. Später wußte er im kleinen Kreis manchmal davon zu berichten, wie damals, als von politischen Skandalen in den Medien noch wenig die Rede war, von Franz Josef Strauß und den Seinen mit der Macht umgegangen wurde. Schon als Chefredakteur der München „tz“ moderierte er Fernsehsendungen für den Bayerischen Rundfunk und wurde insbesondere mit der Sendung „Jetzt red' i“, in der jeder Bürger seine Anliegen vortragen konnte, sehr bekannt. Später wechselte er hauptberuflich zum Fernsehen und wurde 1975 Hauptabteilungsleiter beim Bayerischen Rundfunk im Bereich „Information“. Dem Bayerischen Journalisten-Verband stand er bis 1981 sogar als Vorsitzender vor. Seine Karriere endete, als er in diesem Jahr die Autobiographie „Ich war dabei“ veröffentlichte, in der er von seiner Zugehörigkeit zur Waffen-SS berichtete.
Damit waren seine Tage beim Bayerischen Rundfunk gezählt. 1983 gründet er mit anderen Unzufriedenen die Partei „Die Republikaner“, die sich bei der Namensgebung wohl nicht von ungefähr an den damals so erfolgreichen Konservativen unter Ronald Reagan orientierten. Einige beachtliche Erfolge – darunter 7,5 Prozent bei den Europawahlen 1989 – wurden bald erzielt, dann aber folgten Rückschläge aufgrund innerer Querelen. Schönhuber war daran nicht unschuldig, wohl auch deshalb, weil er glaubte, mit der Abgrenzung von radikalen Kräften und damit verbundenen innerparteilichen Säuberungen früher oder später als seriöse Alternative von rechts wahrgenommen zu werden. Das erwies sich als Illusion, waren doch die deutschen Massenmedien niemals zu einem einigermaßen fairen Umgang mit einer Rechtspartei bereit. Als Schönhuber seinen Irrtum einsah, wurde er bald zum Opfer jener Kräfte seiner Partei, die weiterhin hofften, daß inhaltliche Mäßigung und strikte Abgrenzung gegenüber anderen rechten Gruppierungen letztlich doch vom politisch-medialen System der BRD honoriert werden würde – eine Hoffnung, die sich freilich bis heute und trotz aller Erfolge der lange totgesagten NPD nicht erfüllt hat. In der Folge setzte sich Schönhuber publizistisch intensiv für die Einigung der politischen Rechten in Deutschland ein und war daher bei den jüngsten Bundestagswahlen auch dazu bereit, als parteifreier Kandidat für die sächsische NPD anzutreten.
Wer Franz Schönhuber kennenlernte, war nicht nur von der Breite seiner Bildung und der Weite seines Blicks angetan. Für einen Deutschnationalen erstaunlich, dachte er eher austro- als borussophil und wußte um die Verluste, die das Ende des alten Reiches mit sich gebracht hatten. Sein politisches Denken war daher auch keineswegs engstirnig-nationalistisch, sondern, von einer festen nationalen deutschen Position ausgehend, durchaus europäisch und reichisch. Hinter dem mitreißenden Redner, der ganze Bierzelte füllen konnte, stand ein sehr nachdenklicher Geist, dem die feinen Verästelungen und Schattierungen des Daseins nicht fremd waren. Auch wenn Franz Schönhubers Lebensweg nicht frei von Irrtümern und seine Persönlichkeit nicht frei von Fehlern war, so war er doch – ein Herr. Und das ohne Einschränkung von jemand sagen zu können, bedeutet viel in unserer Zeit.

 
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