Hitler kann nicht sterben. Er mutierte zum Instrument. Sechs Jahrzehnte nach seinem physischen Tod ist er als „geistiger Schraubenschlüssel“ aktiv – für Stellschrauben der deutschen Politik. Dabei rückt die größte Lüge unserer Zeit ins Rampenlicht: Professionelle Vergangenheitsbewältiger kultivieren Betroffenheitsrituale rund um einen Teilausschnitt der Geschichte; in Wahrheit aber geht es um Macht- und Geldfragen der Gegenwart.
Was Menschen lesen, formt ihr Bewußtsein. Da die Meinungsmacher dies wissen, unterliegen historische Fakten strikter Sortierung. Stets wird ihre „politische Brauchbarkeit“ untersucht. Je nach Einschätzung landen sie entweder im Mülleimer des Vergessens, Verdrängens und Verschweigens; oder sie finden Aufnahme ins aktuelle Waffenarsenal. Selektive Moral kennzeichnet den herrschenden Schuld-Kult. Er ist Deutschlands archimedischer Punkt. Von diesem läßt sich zwar nicht die ganze Welt, wohl aber die schwarz-rot regierte Republik aus den Angeln heben.
Mitte November 2005 wurde Matthias Platzeck, Ministerpräsident von Brandenburg, zum SPD-Vorsitzenden gewählt. Er sagte (mit autobiographischem Unterton): „Es war nicht alles schlecht in der DDR“. Platzeck ist die klassische Verkörperung der „Berliner Republik“. Die jüngste Diktatur auf deutschem Boden – die mit den freien Wahlen 1990 endete –, ist mittlerweile salonfähig. Daß die DDR eine Schöpfung Stalins war, bleibt unerwähnt; Rolle und Rang des Sowjetsystems im Reigen der Massentötungen des 20. Jahrhunderts erst recht.
Die frischgebackene Große Koalition in Berlin schwimmt wie ein Korken auf diesem Strom der veröffentlichten Meinung. Die „Antifa“-Dogmen sind in den Rang eines Neben-Grundgesetzes – einer zweiten deutschen Verfassung – aufgerückt. Hubertus Heil, der neue SPD-Generalsekretär, proklamiert den „Kampf gegen die braune Pest“ als vorrangiges Ziel. Auf den „antifaschistischen Konsens“ mit der Merkel-Partei vertrauend, verlangen führende Sozialdemokraten, die mit 700 Millionen Euro ausstaffierte Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ – die eigentlich nur Zwangsarbeiter-Entschädigungen auszahlen sollte – auf andere Ziele umzuwidmen. Die Stiftung verfügt über mehr Geld, als sie satzungsgemäß ausgeben kann. Nun sollen übrigbleibende Millionen für „Antifa“-Propaganda nutzbar gemacht werden. Die Begründung lautet, „die zentrale Lehre aus der Geschichte“ sei die „Verteidigung der Demokratie“. Wobei freilich, worüber niemand überrascht ist, nur am rechten Flügel verteidigt wird.
Die Staatskassen können noch so leer sein, für einseitige Vergangenheitsbewältigung lassen sich immer Mittel finden. Oscar Wilde bemerkte einmal sarkastisch: „Als ich klein war, glaubte ich, Geld sei das Wichtigste. Nun, da ich alt geworden bin, weiß ich: Es stimmt“. Die Linkspartei um Gysi und Lafontaine ist vermutlich die reichste politische Kampfgemeinschaft in der gesamten EU. Bis heute ist der Verbleib etlicher Devisen-Milliarden aus dem früheren SED-Vermögen ungeklärt. In den letzten Lebensmonaten der DDR wurden sie in Steueroasen versteckt. Kommunistenchef Gregor Gysi reiste danach – im Bundestagswahlkampf 1990 – mit Koffern voller Tausend-Mark-Scheine durch das Land und benahm sich wie ein Bilderbuch-Kapitalist aus dem 19. Jahrhundert.
Zwei Aktivposten blieben in der Hand Gysis und seiner Gesinnungsfreunde: Geld und Medieneinfluß. Die „Antifa“-Masche spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie ist alt, gleichwohl aber aktuell. Sie erfüllt nach wie vor ihren Zweck: die Maskierung der extremen Linken und damit die Erweitevung ihrer Operationsmöglichkeiten. Marxisten werden – bis weit ins bürgerliche Lager hinein – als vermeintlich demokratische Bundesgenossen im „Kampf gegen Rechts“ wahrgenommen.
Im April 1945 – während im Raum Berlin noch die Kanonen donnerten – brachte eine sowjetische Militärmaschine die 13-köpfige „Gruppe Ulbricht“ von Moskau nach Frankfurt an der Oder. Dies war zugleich die Geburtsstunde einer neuen Strategie. Deren Ziel bestand darin, eine Isolierung der Marxisten in Deutschland zu vermeiden. KP-Funktionäre erhielten von Stalin die Weisung, sich nicht offen als kommunistisch zu deklarieren, sondern als „antifaschistisch-demokratisch“.
Es funktioniert bis heute. Nur vor diesem Hintergrund war die moskau
freundliche Entspannungspolitik vor drei Jahrzehnten möglich. Als Geschmacks
verstärker wirkte auch hier die Vergangenheitsbewältigung. Willy Brandt lobte den „Antifaschismus“ der Sowjets, nannte die Russen „Opfer“ und betonte im selben Atemzug die Zahlungsbereitschaft seiner Regierung. Deutschland, so schrieb der Bundeskanzler und SPD-Chef, habe die „Rechnung für Hitlers Krieg“ erst noch zu begleichen. Alle bis dahin erlittenen Verluste – Raub und Vertreibung, rote Massenmorde und Demontagen – seien bloß „eine Anzahlung“ gewesen.
Brandts Vertrauter Egon Bahr, dem damals eine Art „Pax Sovietica“ als künftige europäische Friedensordnung vorschwebte, bemühte sich unverzüglich um die praktische Umsetzung der Worte seines großen Vorsitzenden und Friedensnobelpreisheiligenschein-Scheinheiligen Brandt. Arbeitsstäbe befaßten sich mit der Höhe möglicher deutscher Reparationen an das Sowjet-Imperium, das seinerseits aber gar keine Forderungen mehr erhoben hatte. Eine gespenstische Szene. Ein wunderlicher Salto des deutschen Schuld-Kults.
Die Russen waren ebenso überrascht wie erfreut. Sie wußten, daß Stalin in Jalta und Potsdam einen Betrag von 20 Milliarden Dollar genannt hatte, den Deutschland insgesamt zahlen sollte – davon die Hälfte an Moskau. Und noch besser wußten sie, daß die Abtrennung der Ostgebiete des Reiches und die jahrzehntelange Ausplünderung Deutschlands die Höhe der Reparationsforderungen von 1945 um ein Vielfaches übertraf.
Die Vertriebenen, sofern sie nicht den kommunistischen Massenmorden zum Opfer fielen, mußten ihr bewegliches und unbewegliches Eigentum zurücklassen. Dazu kamen weitere Beutezüge, Demontagen von Industrie- und Verkehrsanlagen, die Enteignung der deutschen Patente, der Raub der Handels- und Fischereiflotte, der deutschen Geldbestände und Auslandsguthaben sowie unschätzbarer Kunst- und Kulturschätze. Allein für das zweite Halbjahr 1945 registrierten die sowjetischen Armeetagebücher den Abtransport von 400.000 Waggons der Deutschen Reichsbahn mit Beutegut Richtung Osten. Weder die geraubte Fracht noch die Waggons wurden je zurückgegeben.
Dennoch zückte Brandt das Portemonnaie. Ideen haben Konsequenzen. Die Richtigkeit dieses Satzes bestätigt sich unentwegt. In einer 1971 von Egon Bahr geleiteten Konferenz von Vertretern Bonner Ministerien kamen Reparationszahlungen in einer Größenordnung von „bis zu fünfzig Milliarden D-Mark“ an den Ostblock zur Sprache. Nach allen Erfahrungen wäre dieses Geld letztlich in die sowjetische Rüstung geflossen.
Es waren deshalb die Angelsachsen, die auf die Bremse stiegen. Die Möglichkeit zum Eingreifen bot ihnen das Londoner Schuldenabkommen von 1953. Die Westmächte – die die Deutschen als Verbündete gegen Moskau brauchten („Germans to the front!“) – zeigten sich damals vergleichsweise großzügig und verzichteten sogar auf einen Teil der Vorkriegsschulden. Washingtons Bedingung war, daß keine Reparationen an den Sowjetblock gezahlt werden. Das rettete die Deutschen zunächst vor Brandts Idee, als vorgetäuschte „Wiedergutmachung für Hitler“ die russische Militärmaschinerie zu subventionieren. Unterlaufen wurde das Londoner Abkommen dennoch: Die Brandt-Scheel-Regierung steigerte die Kreditvergabe an kommunistische Staaten. Deutschland verlor in der Folge Milliarden an Steuergeldern.
Daneben laufen bis heute Entschädigungszahlungen für frühere Zwangsarbeit. Abgesehen davon, daß es Millionen Deutsche gab, die von den Kommunisten versklavt wurden und von den dafür verantwortlichen Staaten keinen Cent bekamen, handelt es sich zumeist um Doppelzahlungen. Denn Deutschland hat schon unter früheren Regierungen – vor allem unter den SPD-Kanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt – große Beträge unter diesem humanitären Titel in Länder des Ostblocks gepumpt. Die zweckbestimmten Gelder wurden offenbar von den kommunistischen Regierungen ganz oder teilweise veruntreut.
Also zahlt Berlin noch einmal. Daß dies hingenommen wird, ohne Rebellionen auszulösen, liegt an geistigen Faktoren: an der ständigen Berieselung der Bevölkerung mit den Melodien des Schuld-Kults. Über sämtliche Kanäle der Massenmedien. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die selektive Wahrnehmung historischer Tatsachen – und die auf dieser schiefen Optik aufbauende Singularitätsthese. So „einmalig“ und „einzigartig“, wie die professionellen Vergangenheitsbewältiger behaupten, waren indessen die von Nationalsozialisten verübten Taten nicht.
Den Mahnungen, niemand dürfe Schandtaten verharmlosen, verniedlichen oder relativieren, ist zuzustimmen. Bei realistischer Betrachtung muß freilich gesehen werden, daß solche Wortwolken häufig aus den Gedankenküchen von Personen herüberwehen, die ihrerseits haargenau das praktizieren, wovor sie warnen: sie verharmlosen, verniedlichen und relativieren Verbrechen – nämlich die der Kommunisten. Ihr Wirken in der Öffentlichkeit ist somit Ausdruck grenzenloser Verlogenheit.
Seelenblähungen wie die Lust am schlechten Gewissen und der deutsche Selbsthaß – beides Intellektuellenphänomene – erleichtern ihnen das Handwerk. Am Ende sind die Deutschen weltweit die einzigen, die Erinnerungen an die Schattenseiten der eigenen Geschichte in Form eines „Gedenk-Rummels“ (Michael Wolffsohn) pflegen. Niemand sonst will Zerknirschungs- und Betroffenheitsrituale als nationalen Exorzismus zelebrieren. Darin liegt die wahre Singularität – das Einzigartige am deutschen Verhalten. Die Vergangenheit dient als Waffe in den Grabenkämpfen der Gegenwart. Ihre „Bewältigung“ steht im Dienst der Politik – namentlich der Personalpolitik – und ist moralisch diskreditiert.
Im „ewigen Bußgang der Deutschen“ (Franz Josef Strauß) liegen versteckte Minen. Verkrampfung und Abnormalität reichen bis zur Lächerlichkeit. Nobelpreisträger Günter Grass will mehr Zigeuner ins Land holen, da „Sinti und Roma die schöneren Menschen sind“. Dem nordischen Dunstbild der Nationalsozialisten setzt er das Alternativkonzept einer „Aufsüdung“ entgegen. Das photographische Negativ des Dritten Reiches erscheint dabei als verläßlicher Kompaß politischer Korrektheit. Um jedem Anschein NS-ähnlicher Diskriminierung zu entgehen, vermeidet eine viel gelesene Tageszeitung sowohl die Bezeichnung „Zigeuner“ wie auch „Sinti und Roma“; stattdessen spricht sie von einer „mobilen ethnischen Minderheit“. Die bekannte Operette von Johann Strauß müßte demnach in „Der mobile-ethnische-Minderheit-Baron“ umbenannt werden.
Der ernste Teil der Angelegenheit gipfelt in Forderungen, Deutschland solle – um endlich seine Läuterung vor der Welt zu beweisen – alle Türen für Einwanderer aus fremden Kulturkreisen weit öffnen. Josef Schmid, der aus Österreich stammende Bamberger Bevölkerungswissenschaftler, stellt dazu fest: „Es ist beängstigend, wenn eine ökonomisch führende Nation an entscheidender geographischer Stelle sich ein pubertäres, halluzinatorisches Verhältnis zur Politik leistet, wenn die Deutschen nach Weltkriegen sich nun einer maßlosen Idee von Weltrettung verschreiben, weil sie weder an den Problemen noch an sich selbst Maß nehmen.“ Josef Schmid beschreibt, wie die deutsche Gesellschaft vor einer „aggressiven Moralbohème“ in die Knie geht und sich mit den Denkverboten der Political Correctness einer Art Inquisition nähert. Die Meinung der Mehrheit, daß die Zuwanderung begrenzt werden müsse, halte man in weiten Teilen der Medien und der Politik „für einen Mentalitätsdefekt der einheimischen Bevölkerung, der mit einer Erziehung gegen Ausländerfeindlichkeit zu beheben wäre“. Umerziehung ohne Ende.
In der „Besserungsanstalt namens Deutschland“ (Josef Schmid) wird auf zahlreichen Feldern der aktuellen Politik in ähnlicher Weise sachfremd und „volkspädagogisch“ argumentiert. Dem russischen Präsidenten ist dies so unangenehm aufgefallen, daß er – entgegen den finanziellen Interessen seines Landes – die Deutschen auffordert, endlich damit aufzuhören. Putin erkennt, wie zweischneidig der Begriff „Tätervolk“ ist. Er weiß, daß die größten Massenmorde der Menschheitsgeschichte von Russen und Chinesen verübt wurden. (Vgl. die Werke „Schwarzbuch GULAG“, „Roter Terror“, „Ihr verreckt hier bei ehrlicher Arbeit!“, „Von Workuta bis Astrachan“ und „Stalins Kriegsgefangene“ im Leopold Stocker Verlag sowie „Die deutschen Vertriebenen“ im Ares Verlag.)
Wladimir Putin, der den Russen – und allen anderen Völkern der Welt – den dornigen deutschen Weg ersparen will, spricht von „Selbstgeißelung der Deutschen“. Düstere Kapitel gebe es in der Geschichte jedes großen Volkes. Die Zeit heile jedoch Wunden. Putin rät den Deutschen, ihre Selbstanklagen zu beenden. Ähnlich äußert sich der Hollywood-Gigant Steven Spielberg. Die Deutschen sollten auch die dunklen Flecken in den Bilanzen anderer Völker sehen. Dann würden sie erkennen, wie sinnlos es sei, in gebückter Haltung und mit schlechtem Gewissen zu leben. Spielberg verweist auf das Schicksal der schwarzen Sklaven in Amerika.
Der weltberühmte Wiener Psychologe Viktor E. Frankl war der Inbegriff von Humanität. Er sagte in einem Vortrag: „Ich wage die Behauptung, daß grundsätzlich jede Nation holocaustfähig ist“. Frankls wissenschaftliche Beobachtung gipfelte in der Einsicht, daß „in allen Völkern der Mensch eine Legierung aus Gut und Böse“ ist. Schuld sei stets personbezogen. Am allerwenigsten könne es eine „retrograde Kollektivschuld“ geben – eine Verantwortlichkeit für Taten, die man nicht selbst begangen habe.
Jeder Staatsterrorismus ist einzigartig. Die „Singularitäten“ des 20. Jahrhunderts treten im Plural auf. Singularitätsthesen entstammen der Märchenwelt. Die zahlreichen Blutbäder unterscheiden sich vor allem dadurch, daß sie von der Bewußtseinsindustrie stark oder schwach (oder gar nicht) wahrgenommen werden. Genozid-Forscher Gunnar Heinsohn hat in seinem Standardwerk „Lexikon der Völkermorde“ darauf hingewiesen, daß die Massentötung von Eigentümern („Bourgeoisie“, „Kulaken“, „Kapitalisten“, „Ausbeuter“) durch die Kommunisten eine Größenordnung von mindestens 85 Millionen Ermordeten erreicht hat. Andere Wissenschaftler errechnen eine Gesamtzahl von mehr als hundert Millionen Opfern des Kommunismus. Fest steht jedenfalls, daß es sich um die größte Menschenvernichtung der Weltgeschichte handelte.
Verurteilt wurde deswegen niemand. Nach Schuldbekenntnissen sucht man im ehemaligen Ostblock vergeblich. Und natürlich verfällt kein Mensch auf den Gedanken, die Bewohner des Landes, dem Stalin entstammte, als „Tätervolk“ zu etikettieren. Längst würde die gleiche Logik für alle Nationen der Erde gelten, wenn nicht deutsche Meinungsmacher an ihrem Sonderweg festhielten. Doch der Nasenring, der ihnen seit Jahrzehnten als bequemes Lenkungsmittel der Politik dient, bekommt allmählich Risse. Irgendwann wird er zerbröseln.
Selektive Moral ist Unmoral. Opfer werden nach Qualitätsstufen sortiert. Ein Vergleich mit dem indischen Kastensystem mag weit hergeholt sein. Unmöglich ist er nicht. In beiden Fällen nehmen perfide Wertungen den Menschen die Würde. Das offizielle Deutschland spricht meist nur von Opfern des Nationalsozialismus. Ausgeblendet bleiben in der Regel die Vertreibungsgenozide und die Weltrekordzahlen an Ermordeten, die auf das Konto der Kommunisten gehen. Doch im 20. Jahrhundert wurden mehr „Klassenfeinde“ als „Rassenfeinde“ getötet. Heuchelei und Doppelmoral wirken abstoßend. Den Regisseuren der Betroffenheits-Inszenierungen weichen darum allmählich die Mitläufer von der Fahne. Eines Tages gleichen sie Offizieren ohne Fußtruppen. Berufsmäßige Vergangenheitsbewältiger drehen routiniert die Schuld-Gebetsmühle und merken nicht, wie die Historisierung – „Musealisierung“ – beständig voranschreitet: das Einordnen des Geschehenen in das Gesamtbild der Geschichte.
Noch kann Hitler nicht sterben. Die Meinungsindustrie, die ihn als Werkzeug benützt, hält ihn künstlich am Leben. Je größer der zeitliche Abstand ist, umso mehr Planstellen für Hitler-Bekämpfer entstehen. An Geld mangelt es nicht. Solange sich Politiker medienkonform verhalten, ist ihnen Applaus sicher. Im Rausch des Beifalls merken sie kaum, daß häufig nur noch Journalisten und staatsfinanzierte Professoren klatschen, während sich die schweigende Mehrheit des Volkes angewidert abwendet.
Jan van Houten – niederländischer Publizist aus jüdischer Familie – hat zu diesem Diskurs eine Prophezeiung beigesteuert, die aufhorchen läßt: Wenn die deutschen Pädagogen und Medienschaffenden nicht aufhören, ihr eigenes Volk an den Pranger zu stellen, dann stehen irgendwann die Zeichen auf Sturm. Die nachwachsenden Generationen werden die zum politisch-psychologischen Werkzeug verkommenen Bewältigungsrituale nicht mehr hinnehmen. Das Pendel wird irgendwann in die Gegenrichtung ausschlagen: Auf den Linksdrall folgt dann ein Ruck nach rechts.