„FPÖ-Werbung läßt Muezzins abschießen“ titelte die Wiener Gazette „Der Standard“. Auf welchen Internetseiten sich die lachsrosa Journalisten wohl herumgetrieben haben? Vom „Abschießen“ konnte beim Werbegag der steirischen FPÖ jedenfalls keine Rede sein, nur von Stop-Schildern, die vor die aufsteigenden Minarette zu plazieren waren. Was daran „Volksverhetzung“ oder „Herabwürdigung religiöser Lehren“ sein soll, fragt sich der österreichische Katholik, der noch gut die gehässigen „Anti-Christus-Karikaturen“ Gerhard Haderers in Erinnerung hat. Wenn solche auf den Kern der christlichen Verkündigung zielenden Zeichnungen vom verfassungsmäßigen Recht auf die Freiheit der Kunst gedeckt waren, was kann dann juristisch an dem vergleichsweise harmlosen Spiel auszusetzen sein, in dem es ja nicht um den Islam als Religion ging, sondern nur um die Frage, ob das Minarett als Symbol islamischen Machtanspruchs in Österreich Platz haben soll.Doch der mediale Wirbel um das Minarett-Spiel hat auch sein Gutes: Gab er doch Bundespräsident Fischer Gelegenheit zur Selbstentlarvung: Der Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich habe, so der Herr Bundespräsident, „keinen guten Zeitpunkt“ für seine Forderung nach einer Moschee mit Minarett in jeder Landeshauptstadt gewählt – ausgerechnet jetzt vor zwei Landtagswahlen.Was Fischer damit sagen will, ist offenbar, daß er diese Forderung für gerechtfertigt hält, nur zum Wahlkampfthema dürfe sie nicht gemacht werden. Das könnte doch seinen Genossen Stimmen kosten. Mit der Demokratie hat der Herr Bundespräsident also offenbar nicht viel am Hut: Eine solch entscheidende Frage der Gestaltung des Zusammenlebens soll nicht dann diskutiert werden, wenn das Volk an der Wahlurne Gelegenheit hat, seine Meinung dazu kundzutun, nein, die Islamisierung des öffentlichen Raums soll besser in Zeiten vorangetrieben werden, die für den Machterhalt der Roten ungefährlicher sind. Damit hat Heinz Fischer klar einbekannt, daß er die Brille des sozialistischen Apparatschiks bis heute nicht abgelegt hat, und alles andere ist als das, was er als Präsident sein sollte: der Wahrer der Interessen aller Österreicher jenseits der parteipolitischen und religiösen Gräben.
Ebenso grotesk ist die Aufregung um den Slogan der Wiener FPÖ „Mehr Mut für unser Wiener Blut“. „Nazi-Jargon“ lesen die Grünen da heraus, von Johann Strauß haben sie offenbar noch nie gehört. Der Dritte Präsident des Nationalrats, Dr. Martin Graf, hat dazu einen treffenden Kommentar auf seiner Internetseite www.unzensuriert.at veröffentlicht:„Es ist recht schade, wie sehr sich manche Leute über den Nationalsozialismus definieren, wo doch so viele aktuelle Probleme unserer Gesellschaft ungelöst vor uns liegen, die mit der Vergangenheit reichlich wenig zu tun haben. So vermerkt der Internet-Tagebuchschreiber Helge Fahrnberger, der einmal mehr große antifaschistische Ehren erwarb, indem er als Erster über die neue Plakatserie der Wiener FPÖ bloggte, über das heftig diskutierte „Wiener Blut“-Sujet folgendes: „Es widerstrebt mir, die Nazikeule auszupacken, aber ,Wiener Blut’ und ‚Zu viel Fremdes’ erinnert halt doch sehr an den ‚Wochenspruch der NSDAP’ in der Woche vom 21. November 1938, keine zwei Wochen nach der ‚Reichskristallnacht’.“ Und dieser Spruch, falls er Ihnen nicht so wie Herrn Fahrnberger auch sofort eingefallen ist, der lautet: „Ein Volk, das sein Blut vom Juden freihält, wird ewig leben.“Die Ähnlichkeit zu „Mehr Mut für unser ‚Wiener Blut’ – Zu viel Fremdes tut niemandem gut.“ ist wahrlich unglaublich. Und die Wochensprüche der NSDAP gehören ja ohnehin zum Standard-Rezitationsreservoir jedes aufrechten Bürgers, um jederzeit den Anfängen wehren zu können, wann und wo immer es nötig ist. So viel zur gewiss sehr widerwillig ausgepackten Nazikeule des Herrn Fahrnberger, der sich immerhin die Mühe gemacht hat, sein persönliches Sprucharchiv zu durchforsten. […]Wenn ich […] den Spruch auf dem Plakat der FPÖ lese, dann denke ich bei „Wiener Blut“ zunächst an Kultur, Operette, vielleicht ein bisserl an Falco und insgesamt an den liebenswerten Charakter dieser großen Kulturstadt. Und bei „Zu viel Fremdes tut niemandem gut.“ denke ich an die Einwanderungsdebatte, die jüngst völlig unbestellt von den Regierungsparteien losgetreten wurde. Ich denke an Ausländerkriminalität, die von vielen Medien nicht mehr beim Namen genannt wird. Ich denke an Zuwanderer, die unsere demokratischen Werte nicht teilen, und das auch lauthals verkünden, indem sie – zum Beispiel jüngst in Belgien – zur Ermordung des vermutlich künftigen Regierungschefs aufrufen, weil sich dieser öffentlich zur Homosexualität bekennt.Jeder Bürger hat die Wahl, im FPÖ-Slogan zu erkennen, was er will. Die Interpretation eines mutigen, aber verantwortungsbewussten Umgangs mit sozialen Problemen unserer Wiener Gesellschaft erscheint mir jedoch als einzig zulässige Deutung im 21. Jahrhundert. Alles andere wäre ewiggestrig.“