In der Ukraine hat die Verurteilung Ivan Demjanjuks für negative Reaktionen gesorgt. Einerseits war es Gegenstand mehrerer Zeitungsberichte, daß im selben Dorf binnen weniger Jahre zwei Ivan Demjanjuks geboren worden waren, von denen einer 1971 Selbstmord verübte, nachdem der KGB sich für ihn zu interessieren begonnen hatte. Aufgrund der Namensgleichheit könnte eine Verwechslung vorgelegen sein, der allerdings niemand nachgegangen sei. Andererseits herrscht im Geburtsort Ivan Demjanjuks und darüber hinaus in der ukrainischen Öffentlichkeit die Meinung vor, daß Deutschland die Schuld an Krieg und Judenverfolgung anderen umhängen wollte und deswegen – im übertragenen Sinne – John Demjanjuk hängte.
Kyiv Post, 3. Juni 2011
Gespräche deutscher Offiziere in britischer und amerikanischer Gefangenschaft wurden während und nach dem Zweiten Weltkrieg systematisch abgehört, um Aufschluß über Beteiligung an oder Kenntnis von deutschen Kriegsverbrechen zu gewinnen: 150.000 Seiten Abhörprotokolle liegen vor und wurden nun von den deutschen Historikern Sönke Neitzel und Harald Welzer ausgewertet. Während die Ergebnisse in den Medien als neuer Beweis für die breite Beteiligung der Wehrmacht an Kriegsverbrechen und Völkermord-Aktionen gewertet wurden, sprechen die nüchternen Zahlen eine ganz andere Sprache: Nur 30 von 16.000 Gesprächsprotokollen, also 0,2 %, enthalten irgendwelche Hinweise auf Völkermord, wobei es auch bei diesen Gesprächen oft um nicht selbst Erlebtes, sondern um Gerüchte und Verbrechen vom Hörensagen geht: „0,2 % derartiger Bezugnahmen auf Völkermord ist nicht viel, das wissen auch die Autoren. Sie fügen hinzu, solche Äußerungen seien überproportional aufgezeichnet worden, und jeder auch nur indirekte Bezug sei mitgezählt worden. Unter diesen Umständen sind 0,2 % eigentlich nicht wenig, sondern gar nichts.“ stellt der Historiker Dr. Stefan Scheil in der „Jungen Freiheit“ vom 6. Mai 2011 fest. Die Nationalzeitung wiederum wies am 15. April 2011 darauf hin, daß zusätzlich oft Spitzel eingesetzt wurden, die die Unterhaltung in eine bestimmte Richtung lenken sollten, und wirft den Autoren darüber hinaus einseitiges Zitieren vor – es seien vor allem Zitate ausgewählt worden, die deutsche Verbrechen oder zumindest die Lust am Töten seitens deutscher Soldaten belegen, hingegen keine der diesbezüglich kritischen Äußerungen oder solche, so es um Widerstand bzw. um Kriegsverbrechen der Alliierten ging.
„Angenommen, die deutsche Wehrmacht hätte am 22. Juni 1941 nicht die Sowjetunion angegriffen?“
„Das wäre eine Katastrophe für Europa gewesen. Stalin hätte Europa angegriffen. Deutschland und Osteuropa wären von der Roten Armee wohl rasch überrannt worden. Sie dürfen nicht vergessen: Das Deutsche Reich hatte kein riesiges Territorium zum Ausweichen wie Rußland und verfügte zudem kaum über nennenswertere Reserven. Innerhalb weniger Monate hätten Stalins Soldaten wohl an der portugiesischen Atlantik-Küste gestanden.“
Der russische Historiker Dimitrij Zmelnichy, Herausgeber wissenschaftlicher Sammelbände über Stalins Kriegspläne und -vorbereitungen gegen Deutschland und den Westen.
„Zuerst“, Mai 2011