Das Vorhaben „Museum neu“, eine Fusion des Volkskunde- mit dem
Völkerkundemuseum, ist endgültig gescheitert. Der Plan von Ministerin Claudia Schmied, das größte Volkskundemuseum Europas – unser Volkskundemuseum in Wien – im Völkerkundemuseum bloß als vernachlässigbares Anhängsel unterzubringen – auf wenigen Quadratmetern im Keller und Dachboden – ist nun Makulatur.
Dieses Vorhaben wäre den Kernaufgaben der beiden Museen nicht gerecht geworden und hätte daher die Vielfältigkeit und damit den Reichtum der österreichischen Museumslandschaft geschmälert. Das Museum für Völkerkunde, eines der fünf bedeutendsten Völkerkundemuseen der Welt mit seinen Zeugnissen der kulturellen Vielfalt verschiedenster Völker aus Afrika, Asien, Nord- und Südamerika war bis zum Jahr 2000 ein eigenständiges Bundesmuseum. Die damalige verantwortliche Ministerin Elisabeth Gehrer hatte dem Wunsch des damaligen Direktors des Kunsthistorischen Museums Wilfried Seipel entsprochen und das Museum für Völkerkunde in das Kunsthistorische Museum integriert. Durch diese Fehlentscheidung verlor das Völkerkundemuseum an Bedeutung. Der ehemalige Direktor Prof. Dr. Feest hat schon vor Monaten entnervt das Handtuch geworfen.
Das österreichische Museum für Volkskunde ist aufgrund seiner umfangreichen Sammlungen und Forschungstätigkeiten zur Volkskunst Österreichs und seiner Nachbarländer das größte seiner Art in Europa. Es nimmt seit seiner Gründung aufgrund seiner umfangreichen Sammlungen und Forschungstätigkeit zur Regionalkultur Österreichs eine bedeutende Stellung innerhalb der europäischen Kulturmuseen ein. Internationale Kontakte und Kooperationen machen das Museum heute zu einem Ort des wissenschaftlichen und kulturellen Dialogs in einem sich politisch und gesellschaftlich neu formierenden Europa. Es leistet einen entscheidenden Beitrag zum besseren Verständnis der eigenen Kultur. Trotz dieser herausragenden Bedeutung wird es mit einer beschämend niedrigen finanziellen Unterstützung von 400.000,– Euro pro Jahr abgespeist und befindet sich seit vielen Jahren in einer schwierigen Situation. Es steht mit dem Rücken zur Wand. Die räumliche Situation im Palais Schönborn im 8. Bezirk ist eine Katastrophe. Die Stadt Wien fühlt sich nicht zuständig das prachtvolle Barockpalais instandzusetzen. Und die minimale jährliche Subvention vom Bund reicht oft nicht einmal aus, um Plakate für Ausstellungen drucken zu lassen. Im Vergleich dazu erhält das erfolglose Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien hingegen jährlich 9,5 Mio. Euro. (Seit Jahren kritisiere ich die dortigen Zustände unter dem nun endlich entlassenen Direktor Noever. Die Vorwürfe, private Feste auf Kosten der Steuerzahler zu feiern, die nun auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden, stehen beispielhaft für die Selbstbedienungsmentalität in der linken Kunstszene.)
Einige Zitate aus dem ehemaligen Konzept „Museum neu“ mögen als Beweis dienen, was das wahre Ziel der Verschmelzung war. Es hätte „in einer im Zuge der Globalisierung multikulturell gewordenen Welt die historisch gewachsenen Einstellungen hinterfragen und lokale und regionale Identitäten in Frage stellen sollen!“ Das „Museum neu“ sollte sich „gegen eine Volkstümelei wenden und sei daher mehr als lediglich die Verschmelzung zweier Museen.“ „In einem Labor als Denkwerkstatt“ sollte „bisheriges Wissen nicht weitergegeben, sondern hinterfragt und durchbrochen werden!“ „Durch den gesellschaftspolitischen Auftrag richtet sich das Haus abseits des Bildungsbürgertums an Migrantinnen!“
Mit dieser beinharten Kampfansage gegen die eigene Geschichte und die eigene Volkskultur sollte ein Multi-Kulti-Schlachtschiff geschaffen werden, das das Wissen der Bedeutung der eigenen Kultur verwischen und damit auslöschen sollte. Das Vorhaben „Museum neu“ war somit ein ideologischer Anschlag auf unsere eigene Identität! Die von BM Claudia Schmied geplante Verschmelzung der beiden Museen ging von der Idee aus, unsere kulturellen Wurzeln durch die Beliebigkeit einer multikulturellen Gesellschaft zu ersetzen.
Der Direktorin des Volkskundemuseums, Frau Dr. Margot Schindler, gebührt eine Auszeichnung. Durch ihren mutigen Schritt, sich gegen eine Marginalisierung ihres Museums zu stellen und aus dem Vorhaben der Verschmelzung der beiden Museen auszusteigen, wird ein Neuanfang möglich.
Nun ist die Zeit für eine Wende gekommen. Im Interesse der Bewahrung unserer Museenlandschaft ist es dringend notwendig, daß diese beiden Museen jeweils eigene Bundesmuseen werden. Einerseits wäre das Volkskundemuseum nicht von den jährlichen Subventionsvergaben und vom Wohlwollen der jeweiligen zuständigen Bundesminister abhängig, sondern würde wie andere Bundesmuseen auch eine jährliche Basissubvention erhalten, und andererseits würde das Völkerkundemuseum im Kunsthistorischen Museum nicht als „Abteilung“ untergehen, sondern wieder selbstbestimmt die großartige Sammlung präsentieren.
Durch meinen beharrlichen Widerstand gegen diesen Anschlag auf unser Kulturerbe ist eine Pattstellung entstanden, die eine gedeihliche Zukunft der beiden Museen noch möglich macht.