Bis vor nicht allzulanger Zeit waren homosexuelle Kontakte zwischen Männern überhaupt strafbar in Europa und noch heute sind sie es in 13 Bundesstaaten der USA. Daß sich angesichts dieser Situation Stimmen erhoben, die betonten, daß es den Staat eigentlich nichts anginge, was hinter geschlossenen Wohnungstüren vor sich geht – außer es kommen Menschen dabei zu Schaden – muß nicht wundernehmen. Auch die katholische Kirche hat akzeptiert, daß zur Durchsetzung moralischer Gebote staatliche Macht in unserer Zeit nicht mehr herangezogen werden kann.
Wenngleich die tatsächlichen Ursachen für Homosexualität heute wissenschaftlich noch nicht letztgültig erforscht sind, ist die wahrscheinlichste Annahme wohl die, daß hormonelle Vorgänge im Mutterleib während früher Entwicklungsphasen des Embryos dafür verantwortlich sind. Daß es sich dabei um eine Störung und Abnormität handelt, zeigt die schrille Lebensführung vieler Homosexueller, der Hang zu extremen Sexualpraktiken und häufigem Partnerwechsel und der fließende Übergang zur Pädophilie. Jedenfalls sind homosexuelle Neigungen in der Regel nicht willentlich erworben, sondern schicksalhaft aufgegeben. Die katholische Kirche verurteilt daher auch nicht die Neigung als solche, sondern bloß das Ausleben derselben – genauso wie vor- oder außereheliche Liebesbeziehungen Heterosexueller.
Ähnlich wie wiederverheiratete Geschiedene sind die echten homosexuellen Liebespaare, die es ja auch gibt, eine – ungelöste – Herausforderung für die Pastoral der Kirche. „Absegnen“ kann die Kirche aber beides nicht, denn dazu müßte sie sich gegen das Wort Gottes stellen. Umso seltsamer ist es, daß gerade jene evangelischen Gemeinschaften, die vor 500 Jahren mit dem Schlagwort „sola scriptura“ – nur die Schrift! – gegen die Lehrpraxis der katholischen Kirche angetreten waren, heute so bereitwillig sind, sich über unmißverständliche Aussagen ebendieser Schrift gegen die Homosexualität hinwegzusetzen.
Doch auch in katholischen Medien ist schon von „homosexuell begabten“ Menschen die Rede, als ob es sich dabei um eine Gottesgabe handelte, die dankbar anzunehmen wäre. Noch weiter gehen deutsche Politiker, die überhaupt nur mehr Menschen mit homosexuellen Erfahrungen ein „ganzes Menschsein“ zusprechen wollen. In dieser Geisteshaltung wurzeln auch alle Forderungen nach „Gleichberechtigung“ der Homosexualität, die in Wirklichkeit auf deren Privilegierung hinauslaufen.
Beispiel Homo-Ehe: Normale Ehen sind steuer-, miet- und erbschaftsrechtlich vor allem deshalb bevorzugt, weil ihre wesentlichste Aufgabe die Aufzucht von Kindern ist und damit der Erhalt einer Generationenfolge, die für den Fortbestand unseres Wirtschafts- und Sozialsystems unabdingbar ist. Daneben gibt es gibt viele Arten von Partnerschaften, die nicht die Privilegierung der Ehe genießen und genießen können. Zwei befreundete Witwer, die die Wohnung teilen, unverheiratete Schwestern, die zusammenleben, eine Tochter, die ihre alt gewordene Mutter bis zu deren Tod pflegt – sie alle können nicht in die steuerlichen oder mietrechtlichen Vergünstigungen von Ehepaaren kommen, weil ihr Verhältnis nicht auf die Geburt und das Großziehen von Kindern ausgerichtet ist, was große finanzielle und zeitliche Opfer von den Eltern fordert. Stellt man homosexuelle Paare nun den Familien gleich, diskriminiert man alle nichtsexuellen Lebensgemeinschaften zwischen Menschen, die sich aus diversen Gründen ebenfalls für ein Zusammenleben entschieden haben. Nur die Ausrichtung der Familie auf die Fortpflanzung rechtfertigt ihre priviligierte Stellung innerhalb unseres Rechtssystems!
Wie weit die Pläne der Homo-Lobby reichen, zeigt die Entwicklung in Kanada: Dort wurde eine Lokalzeitung wegen der Veröffentlichung von homosexuell-kritischen Bibelzitaten verurteilt und den Absolventen einer staatlich anerkannten Hochschule wird die volle Anerkennung ihrer Lehramtsstudien versagt, weil diese Hochschule von ihren Studenten ein Leben nach christlichem Gebot (u. a. Verbot homosexueller und jeglicher vor- und außerehelicher Geschlechtsbeziehungen) voraussetzt. In Kanada ist es sogar schon strafbar, der Homo-Lobby die Unterstützung zu versagen: Ein Druckereibesitzer in Montana wurde zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, weil er sich weigerte, Flugschriften einer schwul-lesbischen Gruppe zu drucken.
Gleichzeitig wird die Slowakei angegriffen und als „Gottesstaat katholischer Taliban“ bezeichnet, weil sie diesen Trend nicht mitmacht und Katholiken zugesteht, aus Gewissensgründen Abtreibung oder Homosexualität abzulehnen. Nach EU-Vorgabe darf niemand wegen Rasse, Religion, Geschlecht oder sexueller Orientierung am Arbeitsplatz diskriminiert werden. Während also sozialistische Parteien nach wie vor Mitarbeiter, die sich politisch anders orientieren, entlassen dürfen, wäre es christlichen Kirchen verboten, Mitarbeiter zu kündigen, die sich plötzlich fernöstlichen Religionen oder satanistischen Sekten zuwenden – keine religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz! Ebensowenig dürften Kindergärten oder Volksschulen offensichtlich homosexuell Veranlagte zurückweisen.
Aber schon in weniger sensiblen Arbeitsbereichen muß diese Forderung als maßlos gebrandmarkt werden: Sucht ein Vorgesetzter einen neuen Mitarbeiter aus, wird er nicht nur nach dessen fachlicher Befähigung sondern auch nach persönlichen Kriterien entscheiden. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, gewiß aber auch das, was man die persönliche „Chemie“ nennt. So wird ein Bayer vielleicht einem bayerischen Bewerber mit etwas weniger Fachkompetenz als dessen norddeutschen Konkurrenten den Vorzug geben, einfach, weil er mit ihm auf der menschlichen Ebene besser „kann“.
Wer mag es ihm verdenken? Wollen wirklich Preußen, Schwule oder Moslems Anstellungen einklagen, weil ihnen diese (vermeintlich) nur aufgrund der Antipathien des präsumptiven Chefs verweigert blieben? Wie kann der Staat Arbeitgebern vorschreiben, nach welchen Kriterien Mitarbeiter auszusuchen sind und verbieten, daß eine Firma solche Kriterien auch selbst aufstellt?
Gerade eben erst hat sich der Staat als Sittenwächter verabschiedet, jetzt kehrt er als Gesinnungskontrollor in rigidem Maße wieder zurück. Und doch: Die Kombination von Multikulti und neuer Morallehre der pc-Generation funktioniert nicht wie gedacht.
Als die anglikanische Episkopalkirche Nordamerikas einen bekennenden Homosexuellen zum Bischof ernannte, erwies sich das als Stolperstein im interreligiösen Dialog. Moslemführer sagten ein hochrangiges Religionsgespräch mit der anglikanischen Kirche ab, weil sie nicht mit einem Religionsführer sprechen wollten, der offensichtlich gegen die Gebote Gottes verstößt. Tatsächlich ein Treppenwitz der Geschichte. Aber immerhin: Die Muselmanen nehmen den Willen Gottes – soweit sie ihn erkannt haben – zumindest noch ernst, im Unterschied zu vielen Repräsentanten der christlichen Kirchen.