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Die Kosaken in der Wehrmacht

Ein Vortrag von Philipp von Schoeller

Ein Zeitzeugen-Bericht

Ich erinnere mich 60 Jahre zurück. Ich war nach einer Verwundung in Stalingrad dem schrecklichen Ende dieser Schlacht entkommen. Die Dezimierung der Panzereinheiten in der 6. Armee machte die Aufstellung von immer mehr berittener Kavallerie für Aufklärungszwecke und als schnelle Eingreiftruppe nötig. Den aus dem Kaukasus zurückgenommenen Einheiten schlossen sich nicht geringe Teile der Kosakischen Bevölkerung des Terek-, Don- und Kubangebietes an – Männer mit Frauen und Kindern. Sie hofften, der Sowjetherrschaft auf diese Weise zu entkommen.

Bis dahin waren alle Darlegungen der deutschen Generäle, man möge doch freiheitsliebende Russen in Freikorps unter deutscher Führung zusammenfassen, unter Hinweis auf das „Untermenschentum“ der Slawen von Hitler beiseite geschoben worden. Nun aber, nach Stalin
grad, lebte in den noch gehaltenen sowjetischen Gebieten die Tätigkeit der Partisanen verstärkt auf. Es kam zur ersten Aufstellung von Freiwilligen-Einheiten solcher Russen, die sich in den Gefangenenlagern dazu gemeldet hatten. Darunter waren besonders viele Kosaken.
Schließlich kam es dann doch dazu, daß die I. Kosaken-Division im ostpreußischen Mielau als reguläre Wehrmachts-Division aufgestellt wurde. Ihr Kommandeur war der Ritterkreuzträger Generalmajor von Pannwitz. Er war als Major Abteilungskommandeur in meinem Stammregiment gewesen, dem
Kavallerieregiment 11 in Stockerau bei Wien, kannte mich von dort und holte mich nach meiner Ausheilung nach Mielau.
Die Division bestand aus zwei Brigaden mit je drei Regimentern (zwei Don-, zwei Kuban-, einem Terek- und einem Sibirien-Kosaken-Regiment) – jedes Regiment ungefähr zu 1.000 Reitern. Dazu je eine Artillerie-Abteilung und die üblichen Divisionstruppen (Nachrichten- und Pionier-Abteilung usw.)
Brigade-, Regiments- und Abteilungskommandeure waren deutsche Offiziere, ebenso die Schwadronchefs und Zugführer. Hier aber hatte jede Schwadron als Zugführer in der Regel einen, manchmal auch zwei Kosakenleutnante. Die Unteroffiziere waren alle Kosaken, bis auf ein oder zwei Unteroffiziere in jeder Schwadron.
Eine Ausnahme bildete das Donkosakenregiment 5, Oberst Kononow, in dem das ganze Führungspersonal Kosaken waren. Es gab einen deutschen Verbindungsoffizier zur II. Brigade und zum Divisionsstab. Ein Rittmeister, Graf Rittberg, hatte diese nicht immer ganz leichte Aufgabe.
Die Familien der Kosaken, Frauen, Kinder, Großmütter und Großväter, wurden zum großen Teil in einem zu einem Lager ausgebauten Dorf in Oberitalien zusammengezogen. Es erhielt den Namen Kasachi-Stan – „Kosakendorf“.
Im Oktober 1943 wurde die Division von Mielau nach Kroatien verlegt. Dort waren die Tito-Partisanen zu einem ernsten Problem für die dort stationierten deutschen Truppen geworden. Bewegliche Eingreiftruppen, also Kavallerie-Einheiten, schienen der Heeresleitung für diesen Einsatz geeignet.
Damals war ich Adjutant beim Kommandeur der II. Brigade, dem Eichenlaubträger Oberstleutnant Baron Hans Wolff. Er war Balte, Gutsbesitzer in Pommern und ein Mann, der einem nicht nur Respekt, sondern auch Zuneigung abzufordern imstande war. Im Jänner 1944 wurde ich dann Chef einer Schwadron im Terek-Kosakenregiment 6.
Am Beginn der Einsätze gab es ein unangenehmes Problem. Es zeigte sich nämlich, daß sich – wahrscheinlich aus den Gefangenenlagern – doch einige unzuverlässige Elemente unter die Kosaken gereiht hatten, die nun die erste sich bietende Gelegenheit ergriffen, zu den Partisanen zu desertieren. Großer Schaden konnte allerdings dadurch  nicht entstanden sein. In manchen Fällen kamen wir rechtzeitig auf solche Absichten. Dann wurde der Betreffende bei einer Zeremonie nach altem Kosaken-Brauch ausgestoßen: Er mußte vor der angetretenen Schwadron die Uniform ausziehen und wurde – nur mit einer umgehängten Decke – abtransportiert, zurück in ein Gefangenenlager.
Dieser Prozeß der Selbstreinigung dauerte nicht allzu lange: nach zwei bis drei Monaten hörte man nichts mehr von Desertionen.

Romantisches Kosaken-Leben

Das Leben mit diesen rauhen Männern verleitete anfangs auch Offiziere nicht selten dazu, das romantische Kosakenleben von vor hundert, hundertfünfzig Jahren zu führen. Ich erinnere mich an einen Rittmeister, Ritterkreuzträger, der sich ein Liebchen zugelegt hatte und die hübsche junge Volkskdeutsche in einer Kutsche hinter der Schwadron mitführte. Wenn ich ihn in seinem Quartier besuchte, saß sie dort und stopfte seine Socken.
Auch das Verhalten gegenüber der Zivilbevölkerung ließ oft zu wünschen übrig. Die Kosaken stahlen nach Kosakenart Hühner, Gänse, nicht selten auch Schweine und Kühe. Manche Offiziere drückten mehr als nur ein Auge zu. Da griff General von Pannwitz zu einer Maßnahme, die so typisch für diesen hochkultivierten Mann war: Er ließ in der ganzen Division an alle Offiziere eine zehnseitige Schrift des Dichters Bruno Brehm verteilen, der vormals Offizier in der k.u.k.-Armee gewesen war und nun – ich habe vergessen, wo – in der Wehrmacht diente. Zu dieser Schrift hatte Pannwitz selbst ein mahnendes Vorwort verfaßt. Sie hieß „Das Unvergeßliche“ und behandelte die Ethik österreichischer Offiziere, die in der alten Armee Angehörige fremder Völker aus den Kronländern zu führen hatten und selbst in den Kronländern ihren Dienst taten. Die zentrale Aussage lautete wörtlich:
„Haltung ohne Takt ist in der Fremde nichts wert. Was ihr mit der Waffe gewinnt, verliert ihr durch falsches Auftreten.“
Es spricht für beide, den General und seine Offiziere: Zwar mußte das Kosakenleben weitergehen – aber alle bemühten sich, das Gleichgewicht zwischen der Disziplin einer zivilisierten Truppe und der eigenartigen Kultur der Mannschaft zu finden. Ich und alle meine Kameraden waren und sind heute noch stolz darauf, in dieser Truppe gedient zu haben.
Den dunkleren Seiten dieses sonderbaren Soldatenlebens steht die unübertreffliche Disziplin dieser Männer im Einsatz gegenüber und ihr scheinbar angeborenes Talent, sich zu Pferd im Gelände zu bewegen. Wir haben oft beobachtet, wie bei irgendwelchen freien Bewegungen nicht nur im Wald- und Buschgelände von einer ganzen Schwadron so überhaupt nichts zu sehen war, sondern auch beim Durchkämmen der großen Kukuruztafeln nicht mehr als gelegentlich da oder dort der Kopf eines Reiters, der sich orientieren wollte.
Im Jänner 1944 bekam ich als Oberleutnant meine erste Schwadron – die sechste im Terekkosaken-Regiment 6. Es kam zu den ersten Einsätzen – meist Spähtrupps und Vorstöße in Schwadronsstärke in das bewaldete, unwegsame Partisanengebiet, dazu die langweiligen Spähtrupps zur Bahnüberwachung einer Seitenstrecke nach Bosnien der großen Linie Agram – Belgrad. Nicht nur langweilig waren diese Ritte, die ich meist einem Unteroffizier mit vier oder fünf Mann überließ, sondern auch eher sinnlos: jede Woche war die Strecke nächtens irgendwo anders gesprengt worden.
Ansonsten verlief das Frühjahr verhältnismäßig ruhig. Es gab genügend Zeit für kleine Feste mit Theateraufführungen. Offenbar war das Theaterspielen mit grotesken Verkleidungen eine gerne geübte Beschäftigung der Kosaken, und immer stand dabei eine Hochzeit mit  schlüpfrigen Nebenhandlungen und viel Schnapstrinken, an dem sich das Publikum ausgiebig beteiligte, im Mittelpunkt. So endete die Aufführung regelmäßig im Chaos.
Ein Chor wurde zusammengestellt, der bald im ganzen Regiment als ein besonderer galt. Es gab die ersten Gefallenen, und die Beerdigungen wurden mit diesem Chor zu wirklich würdigen Ereignissen. Nur beim ersten Begräbnis, das ich, noch Unerfahrener, zu kommandieren hatte, gab es ein Durcheinander.
Die Schwadron war vor dem offenen Grab angetreten, und als der Pope seines Amtes gewaltet hatte und der letzte Choral verklungen war, sprang plötzlich aus dem dritten Glied vom linken Flügel ein Kerl mit einem großen Schnapsballon nach vorne zum Grab: Es sollte auf das Wohl des Gefallenen im ewigen Leben getrunken werden. Jetzt aber waren die Männer nicht mehr zu halten – alles stürmte nach vorne, um nur ja ein Glas zu bekommen. In dem Gedränge wurde der Pope in die Grube gestoßen und konnte erst später, als der Schnaps zu Ende war, wieder herausgeholt werden.
Ich hatte relativ leicht ein zwar verkrüppeltes, aber gerade noch brauchbares Russisch sprechen gelernt, denn ich war ja in der Tschechei aufgewachsen, und die Umstellung war nicht allzu schwer.
Saufen und Singen – das waren die zwei Dinge, auf die man achthaben mußte. Wenn ich abends in meinem Quartier schon im Bett lag und ich hörte irgendwo im Schwadronsbereich Gesang, gab es nichts: ich mußte sofort aufstehen und mich zu den Leuten gesellen, mit ihnen mitsaufen und den Kasatschok mittanzen. Nur so war zu verhindern, daß es auch zu keinen unangenehmen Zwischenfällen kam: Prügeleien, Diebereien, und in der Bevölkerung gab es ja auch hübsche Mädeln. Ich war immer stolz darauf, daß es in der „Sechsten“ keine einzige Vergewaltigung gab und  daß Diebstähle nicht über ein gelegentliches Hendel oder ein Ferkel hinausgingen – abgesehen natürlich von noch so gut versteckten Schnapsflaschen und kleinen Fässern.
Wenn dann der Morgen graute, wandten sich regelmäßig ein paar Leute an mich – ich möchte doch einen kleinen Morgenritt erlauben. Im Nu waren die Pferde gesattelt, und dann ging es hinaus – beileibe nicht in irgendeiner Ordnung. Wir waren zu einer sinnlos galoppierenden Horde geworden, die jauchzend und säbelschwingend über die dunstigen Wiesen jagte – offenbar der Inbegriff kosakischer Freiheit.
Häufig gab es anstelle der Theateraufführungen Dshigitovkas, bei denen die Kosaken ihre Kunststücke zu Pferd zeigten. Alles mußte natürlich im vollen Galopp geschehen – vom Ab- und Aufspringen bis zum Galopp, stehend auf zwei Pferden, vom Aufheben einer Kubanka vom Boden bis zu einer kleinen Pyramide auf vier oder fünf nebeneinander stehenden Pferden. Letzteres endete meist mit einem Kollaps der Pyramide, noch bevor sie fertig war, denn auch hier wurde auf viel Wodka oder irgendeinen grauslichen lokalen Schnaps nicht verzichtet.

Die Atamane

Es gab die Funktion der „Atamane“ – das waren die geistigen Betreuer der Kosaken, die außerhalb der Hierarchie von Unteroffizieren und Offizieren mit Befehlsgewalt standen, aber eine ganz unglaubliche Autorität beanspruchten und auch ausübten. In der II. Abteilung des Terekregiments 6 trieb sich ein wild aussehender Wachtmeister, Ataman Samtschalkin, herum, der ein guter Sänger, aber ein noch besserer Trinker war und im Suff jeden küßte, der ihm in den Weg kam.
Ein großer Herr war aber der Oberst Ataman Kulakow, der sich beim Stab der II. Brigade aufhielt – der Prototyp eines zaristischen Offiziers, der er auch gewesen war. Er hatte in der Weißen Armee gegen die Bolschewiken gekämpft, beide Beine verloren, wurde von Bauern im Kaukasus gerettet und zwanzig Jahre lang in einem Keller vor den Sowjets versteckt, traute sich nur nachts an die frische Luft, bis er im Jahre 1943 von deutschen Gebirgsjägern gefunden wurde. Er hatte eine Gesichtsfarbe wie Papier.
Einer meiner Kosaken hatte sich in ein kroatisches Mädel verliebt und wollte sie heiraten. Er holte sich die Erlaubnis von Kulakow, der dann auch bei der Hochzeit den Trauzeugen abgab. Das Haus, in dem das Paar die Hochzeitsnacht verbrachte, wurde in einer Blitzaktion von Partisanen überfallen, der Kosak erstochen. Wir haben nie herausgefunden, ob nicht die Braut die üble Rolle des Lockvogels gespielt hat, denn es war ja merkwürdig, daß die Partisanen sie ungescholten ließen.

Partisanen-Kämpfer

Nun wurden die Kämpfe härter. Wir wurden in den landschaftlich wunderschönen Pozegakessel, südwestlich von Vukovar, verlegt. Die Sicherungen um unsere Quartiere wurden immer dichter, denn das Dorf, in dem ich einmal Quartier bezogen hatte, war im Frühsommer nächtens überfallen worden, und ich hatte einen braven deutschen Wachtmeister verloren, dessen Tod mir sehr naheging.
Ganz in der Nähe wohnten in einem schönen Landhaus zwei alte Damen. Der Vater der einen hatte mit meinem Vater bei den Windischgrätz-Dragonern gedient. Sie lud uns, die Offiziere der Schwadron, zum Abendessen ein. Wir saßen seit langem wieder an einem weiß gedeckten Tisch auf der Veranda und aßen mit Silberbesteck von Porzellantellern. Der Hof war von einem meiner Züge gesichert, aber trotzdem gelang es einer ortskundigen Gruppe von Partisanen, bis an die Parkmauer vorzuschleichen. Plötzlich Maschinen- und Gewehrfeuer – Aufspringen – Kerzen ausblasen – in der Finsternis Waffen suchen. Bis wir selbst die Parkmauer erreicht hatten, waren die Kerle verschwunden. Zurück auf der Veranda, wurde ich an Rilkes „Cornet“ erinnert: das Silberbesteck in den Schmutz getreten, das Geschirr zerbrochen, die Kerzenleuchter verbogen.
Wir mußten zur Kenntnis nehmen, daß die Tito-Partisanen mit alliierter Hilfe sich immer mehr zu einer regulären Armee formierten. Sie wurden in dieser Zeit auch als kriegführende Macht anerkannt. Dazu kommt, daß die Partisanen uns mit ihren Kenntnissen immer um eine Nasenlänge voraus waren. Es ist mir nicht nur einmal geschehen, daß ich von einer bevorstehenden Verlegung meiner Schwadron von meinen jugoslawischen Quartiergebern informiert wurde, lange bevor ich selbst den Marschbefehl erhielt.
Aber auch als anerkannte kriegführende Macht blieb die Grausamkeit dieser Leute eines der wesentlichen Mittel ihrer Kriegführung. Ich will mich nicht über die genügend bekannten Scheußlichkeiten auslassen, die sie verübten, aber ein Zitat aus dem Buch „Der Krieg der Partisanen“, von dem später abtrünnigen engen Freund Titos, Milovan Djilas, möchte ich doch vorbringen. Dieser Djilas war in den siebziger und achtziger Jahren überall in Westeuropa zu einem auf widerliche Weise hofierten Vortragenden geworden – auch in Österreich und Deutschland. Da ist auf Seite 375 seines Buches (Verlag Fritz Molden, Wien) über sein Verhalten, nachdem er zwei deutsche Landser gefangengenommen hatte, zu lesen:
„Ich nahm mein Gewehr von der Schulter …, versetzte dem Deutschen mit voller Wucht einen Schlag auf den Kopf. Der Gewehrkolben brach ab, der Deutsche fiel auf den Rücken. Ich zog mein Messer und schnitt dem Deutschen mit einem Zug die Kehle durch. Dann reichte ich das Messer Raja Nedeljkovic, … damit er den zweiten erledigte. Nedeljkovic machte sich über den zweiten her, der zappelte, aber bald still dalag. Daraus entstand die Mär, ich hätte den Deutschen im Nahkampf abgeschlachtet. In Wirklichkeit waren die Deutschen wie gelähmt und machten nicht einmal den Versuch, sich zu wehren oder zu fliehen …“
Man soll sich vorstellen, daß ein ehemaliger deutscher Soldat solche Sätze, mit einer derartigen Selbstgefälligkeit geschrieben, veröffentlicht. Wir haben es oft genug erlebt, wie das Gift der Sieger sich ganz und gar ungerechtfertigt über uns ergoß –, aber die Schandtaten der Ihren sind zu Heldentaten geworden.
Es ist hier aber vielleicht auch der Platz, eine traurige Geschichte von unserer Seite zu erzählen:
Der Kommandeur des Kuban-Kosakenregiments 4 war ein Oberstleutnant Baron Paul Wolff. Nach einem schweren Gefecht schickte er eine von einem Reiterzug bewachte Wagenkolonne mit Verwundeten durch die eben genommene Gegend nach hinten. Der Transport war ausreichend als Verwundetentransport gekennzeichnet. Die Partisanen hatten in einem Dorf einen Hinterhalt gelegt, hielten von den Dächern die Reiter in Schach oder erschossen sie, während andere die Verwundeten niedermetzelten.
Wolff kam mit den Schwadronen, die zu Hilfe eilten, zu spät. Überwältigt von den Grausamkeiten, die er sah, ließ er das Dorf niederbrennen.
Für diese Tat wurde Wolff vor ein Kriegsgericht gestellt, degradiert und in eine Strafkompanie versetzt. Trotzdem überlebte er den Krieg, wurde nachher an Jugoslawien ausgeliefert und dort gehenkt.
Im Winter 44/45 griffen reguläre bulgarische Truppen unter dem General Stoijtsheff in die Kämpfe ein. Stoijtsheff war vor dem Krieg ein sehr bekannter Springreiter gewesen, und wir waren dann in den siebziger und achtziger Jahren zusammen Mitglieder im IOC, bis er – über 90jährig – starb. Er war alles andere als ein Kommunist und hat sich mir gegenüber noch vor der „Wende“ als königstreu bekannt. Ich habe ihn einmal in Sofia besucht und ihm bei dieser Gelegenheit erzählt, daß wir gegeneinander gekämpft hatten. Er wollte aber nicht darüber reden.
Im Herbst 1944 wurde die 1. Kosaken-Kavallerie-Division zum XV. Kosaken-Kavallerie-Korps umgegliedert, die zwei Brigaden wurden Divisionen. Der Reichsführer SS Himmler bemühte sich, das Korps – wie alle anderen Einheiten fremder Völker – in die Waffen-SS zu überführen.
Nun war die Kavallerie ja nicht gerade eine Truppe, in der die nationalsozialistische Ideologie wirklich Fuß gefaßt hatte. Pannwitz und seine Offiziere widersetzten sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dieser Absicht mit der unbestreitbar zutreffenden Begründung, daß die Kosaken sich ja ganz und gar als ein um seine kosakische Freiheit kämpfendes Freikorps verstanden und jede andere, in diesem Falle ja unvermeidliche politische Ideologisierung ihren Kampfwillen, ihre Motivitation, mindern mußte. Obgleich Himmler Befehle in dieser Hinsicht schon unterschrieben hatte, unterblieb ihre Durchführung. Die Überstellung ist in einer Zeit, in der das OKW wohl schon andere Sorgen hatte, nie zustandegekommen.
Im darauffolgenden Winter 1944/45 bekamen wir es dann an der slawonisch-ungarischen Grenze mit sowjetischen Truppen zu tun. Das war die endgültige Bewährungsprobe für die Loyalität der Kosaken. Die Kämpfe in Schnee und bitterer Kälte nahmen an Härte zu, wie ich es seit Stalingrad nicht mehr erlebt hatte.
Irgendwie hatte man sich damals schon auf die Möglichkeit  eingestellt, daß dieser Krieg ein verlorener war, und wir vermieden es natürlich, mit den Kosaken über dieses Thema zu sprechen. Aber die Kosaken waren ja nicht blöde, und ich habe später oft darüber nachgedacht, was in dieser Zeit wohl in ihren Köpfen vorgegangen ist. Sie litten stumm und kämpften wie die Löwen.
Gerade während dieser Winterkämpfe in Slawonien begann mir ein Knochen die Amputationsnarbe an meinem linken Vorfuß zu durchstoßen. Nach Rücksprache mit dem Abteilungsarzt meldete ich das meinem Regimentskommandeur Prinz Karl Salm-Horstmar. „Kannst du’s noch aushalten?“, war seine Frage. Offiziersnachschub für das schon ziemlich ausgeschossene Regiment sollte bald kommen. Bis Ende März 1945 hatte ich noch auszuhalten.
Dann kam Offiziersnachschub. Der bayerische Oblt. Baron Aretin löste mich ab, und ich konnte mich von meinem recht zusammengeschmolzenen Haufen verabschieden. Das Ausheilen einer an sich geringfügigen Reamputation hat bis Mai gedauert. So bin ich dem Grauen entkommen, das mehr als vierzigtausend meiner deutschen und Kosakenkameraden das Leben kosten sollte.

Kriegsende

Dem, was ich jetzt zu erzählen habe, möchte ich etwas vorausschicken:
Ich lehne in Berichten über historische, insbesondere zeithistorische Ereignisse, und hier wieder in Berichten über den Krieg, jede Art von Verallgemeinerung ab. Sie werden von mir kein Wort gegen „diese Engländer“ oder gegen „dieses perfide Albion“ hören. Wegen einer Anzahl niedriger Charaktere unter den englischen Soldaten ist dieses Land als ganzes in keiner Weise zu verdammen, ebenso wie wir (allerdings mit wenig Erfolg) ablehnen, in unserer Gesamtheit verdammt zu werden, nur weil sich unter uns auch solche gefunden haben. Aber: Vae Victis.
In den letzten Wochen des Krieges war es das einzige Ziel des Generals, das Korps trotz aufreibender Rückzugskämpfe in Eilmärschen nach Kärnten zu führen. Es war ja bekannt, daß Osttirol, Kärnten und die Steiermark Britische Besatzungszone werden sollten. Auch die Kosakenfamilien aus dem oberitalienischen Kasachi-Stan brachen nach Lienz in Osttirol auf. Während diese in Peggetz, nahe von Lienz blieben, wurden die Regimenter – nachdem sie sich den Engländern ergeben hatten – mit ihren Pferden in verschiedene Lager in Kärnten aufgeteilt, wo sie sich in voller Disziplin entwaffnen ließen.
Schon in Jalta war die Auslieferung der Kosaken von Churchill, de Gaulle und Roosevelt an Stalin zugesagt worden, obgleich die Genfer Konvention die Auslieferung von Gefangenen an ihre Heimatstaaten gegen ihren Willen streng untersagt. Jetzt standen die Sowjets – statt, wie in Jalta als Grenze der Besatzungszone vereinbart, am Semmering – schon an der Mur, und sollten sich auf den Semmering zurückziehen. Die Engländer geben heute an, daß eine Anzahl von in Deutschland gefangen gehaltenen Engländern von den Sowjets „befreit“ worden war und von diese angeblich als Geiseln bis zur Auslieferung der Kosaken zurückgehalten wurde. Diese letzte Version halte ich für nicht sehr stichhaltig als Rechtfertigung für den ja vorhersehbaren Mord an 50.000 Menschen. Diese Frage hätte sich sicher auf dem Verhandlungswege lösen lassen.
Für den politischen Vertreter Großbritanniens im Mittelmeerraum, den späteren Premierminister MacMillan, bedeutete nach dem Jalta-Abkommen das Vorhandensein der Kosaken in der englischen Besatzungszone eine Verlegenheit. In der englischen Armee hatte er einen Helfer, der sich von MacMillan Protektion erhoffte für eine spätere politische Laufbahn in der Konservativen Partei. Es war dies der strebsame – manche würden sagen: streberhafte –, relativ junge Brigadier Low, der im Stab des Englischen V. Corps Dienst tat.

Das Kriegsverbrechen

Der Englische Oberkommandierende im Mittelmeerraum, Lord Alexander of El Alamein, hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um dem Völkerrecht Genüge zu tun und im Befehlswege die Kosaken vor dem sicheren Tod zu bewahren. Unter anderem hatte er Verbindung mit dem US-General Patton aufgenommen, dessen Truppen in Bayern, Salzburg und Oberösterreich standen. Patton stellte eine genügende Zahl von LKWs zur Verfügung, um die Kosaken in die US-Zone abzutransportieren und damit die Engländer von der Verlegenheit zu befreien, die die Kosaken für diese gegenüber den Sowjets bei ihren Verhandlungen über den Rückzug bis über den Semmering ja bedeuteten.
Nun aber schaltete sich MacMillan ein. Der Brigadier Low wagte es mit MacMillans Rückendeckung, Lord Alexanders Befehle zu übergehen, und erklärte den Amerikanern, ihre angebotene Hilfe sei nicht nötig. Low organisierte die Auslieferung des gesamten Korps an die Sowjets bis ins letzte Detail, setzte sich allerdings kurz nach Anlaufen der Operation nach England ab.
General von Pannwitz wurde von den englischen Offizieren immer wieder versprochen, daß nicht ausgeliefert werden würde. Mein inzwischen verstorbener guter Freund, Graf Franz Joseph Stolberg, wurde allerdings von einem englischen Leutnant am Tag vor der Katastrophe gewarnt, daß dies alles Lüge sei. Er ermöglichte Stolberg noch in der Nacht die Flucht über die Berge.
Dann geschah der Wortbruch.
Mitte Mai erfolgte der Angriff auf Peggetz und Tristach bei Lienz, wo die Kosakenfamilien aus dem oberitalienischen Kasachi-Stan ihr Lager aufgeschlagen hatten, und auf die anderen Lager. In Peggetz wurden Frauen, viele von ihnen schwanger, alte Männer und Kinder mit Gewehrkolben erschlagen, mit Bajonetten erstochen, trotz Gegenwehr mit bloßen Händen. Nur ganz wenige konnten in die Wälder flüchten. Schließlich wurden die Überlebenden mit Gewalt auf LKWs verladen. Einige Zeugen leben noch. (Ich kenne eine Frau, jetzt Amerikanerin, die damals, 7jährig, in die Wälder entkommen ist.)
Überliefert ist aus einer englischen Quelle der Ausspruch eines jungen englischen Offiziers: „This is not what for six years we have been fighting for!“
In den anderen Lagern wurden Kosaken und deutsches Rahmenpersonal getrennt, dann unter Vorwänden, die kaum einer mehr glaubte, mit Gewalt auf
LKWs verladen und über die Judenburger Murbrücke an die Sowjets ausgeliefert. Viele begingen in der Nacht vorher Selbstmord, schnitten sich mit Glasscherben die Schlagadern oder Pulsadern durch, erhängten sich. Es gibt Photographien der Toten als Beweise. Noch auf der Judenburger Brücke sprangen andere von den LKWs in die Mur, in den sicheren Tod.

Alle ermordet

Englische Soldaten erzählten, wie sie in der darauffolgenden Nacht vom anderen Murufer den Gesang der Kosaken, Gebetshymnen und Gewehrsalven hörten – dann Stille.
Das Kriegsverbrechen gegen die Haager Landkriegsordnung und die Genfer Konvention besteht neben den Grausamkeiten, also den heute so oft strapazierten Menschenrechten, in der Auslieferung der gefangenen Kosaken an die Sowjets, gegen ihren Willen, in der Auslieferung ehemaliger russischer (nicht sowjetischer) Generäle (Krasnow, Naumenko, Shkurow u. a. m., die niemals sowjetische Staatsbürger waren, sondern französische, jugoslawische, deutsche usw.) und in der Auslieferung der deutschen Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, die nicht einmal im Jalta-Übereinkommen erwähnt worden waren.
Die runden Zahlen, die ich jetzt nenne, sind – da ganz genaue Unterlagen fehlen – Schätzungen, aber Schätzungen, die auf wissenschaftlichen Untersuchungen der verschiedenen Forscher beruhen:
Ausgeliefert wurden: Mindestens 49.000 Kosaken und dazu 1.000 Deutsche und Österreicher.
Von den 49.000 Kosaken waren 5.000 solche mit jugoslawischen, französischen, spanischen, Schweizer und sogenannten Nansen-Pässen. Dazu eine ganze Anzahl Kinder, die in Kasachi-Stan in Oberitalien geboren waren. Sie alle fielen nicht einmal unter das völkerrechtswidrige Jalta-Abkommen, in dem zwar die Auslieferung der Kosaken vereinbart worden war, nicht aber der deutschen und anderer Staatsbürger. Diese „anderen“ waren meist ehemalige weißrussische Offiziere, die den Bolschewiken in den Jahren 1917/18 entkommen waren.
Nur am Rande möchte ich hinzufügen, daß dazu noch an die 20.000 Jugoslawen kamen – Domobranci, die reguläre kroatische Armee, und Ustaschi, der SS entsprechende Einheiten, die an Tito und damit dem sicheren Tod ausgeliefert wurden.
General von Pannwitz wurde vor der Auslieferung von seinen Offizieren nahegelegt, aus seiner Haft in Kärnten zu fliehen. Er hat abgelehnt. Er wurde 1 ½ Jahre später nach einer der üblichen sowjetischen Prozeßverfahren in der Ljubljanka mit den anderen Kosaken-Generälen der Weißen Armee gehenkt. Man hatte auch ihn als Deserteur verurteilt, weil er von seinen Kosaken zum Ehrenataman ernannt worden war und damit vorgeblich die sowjetische Staatsbürgerschaft erworben hatte.
Alle diese Ereignisse sind unwiderlegbar in vielen Dokumenten und historischen Werken dokumentiert, und zwar nicht nur in deutschen, sondern ebenso in englischen, US-amerikanischen, französischen und österreichischen; dazu kommen Archive aus Kärntner Dörfern und Städten und – für Brigadier Low niederschmetternd – die Archive des NKWD und von Smjersh, die nach 1990 den Forschern zugänglich gemacht wurden, nicht zuletzt auch dem verdienten und international anerkannten Grazer Historiker Prof. Karner.
Aus den sibirischen Gefangenenlagern kehrten etwa 200 Deutsche von 1.000 Ausgelieferten zurück, aber auch über diese Zahl bin ich nicht ganz sicher. Wieviele – oder besser: wie wenige Kosaken mit dem Leben davongekommen sind, ist bis heute nicht bekannt.
Ein englischer Historiker, Graf Nikolai Tolstoy-Miloslawski, dessen Vater im Jahre 1917 den Bolschewiken entkommen war, Urgroßneffe des Grafen Leo Tolstoy, verheiratet mit einer Engländerin, hat das Schicksal der Angehörigen des XV. Kosakenkorps in zwei umfangreichen Bänden beschrieben: „The Victims of Yalta“ / „Die Opfer von Jalta“ und einige Jahre später „The Minister and the Massacres“ / „Der Minister und die Massaker“.
In diesem zweiten Werk schildert Tolstoy vor allem die Rolle, die der schon erwähnte Brigadier Low gespielt hat und – ebenso bedeutsam – die Rolle des späteren Prime Minister McMillan, der dem Brigadier Low bei seinen verbrecherischen und befehlswidrigen Aktionen den Rücken gestärkt hat. Low wurde dann später Generalsekretär der Konservativen Partei, also der „Tories“, und als „Lord Aldington“ Mitglied des Oberhauses.
Lord Aldington war in der Zwischenzeit Pensionist geworden, war Aufsichtsratsvorsitzender einer Versicherungsgesellschaft und Präsident einer alten Mittelschule in Winchester. Auch in seinem zivilen Dasein hat er es verstanden, sich Feinde in England zu machen. Einer von diesen, ein Mr. Watts, bat Graf Tolstoy, ihn bei einer Streitschrift zu unterstützen, mit der Aldington wegen seines Kriegsverbrechens als unwürdig seiner Funktion in der altehrwürdigen Schule in Winchester angegriffen wurde.

Graf Tolstoys Vernichtung

Aldington, der es nie gewagt hatte, Tolstoys Büchern zu widersprechen, fühlte sich jetzt stark genug, den ganz unbedeutenden Mr. Watts zu klagen. Hier nun erwies sich Graf Tolstoy als der typische Nachkomme der alt-russischen Herrenkaste: er wollte den kleinen Mr. Watts nicht im Stich lassen, griff in Zeitungsartikeln und Interviews in einer Art an, die es Lord Aldington schließlich unmöglich machte, nicht zu klagen. Tolstoy – in der Überzeugung, daß er eine gerechte Sache vertrat –, hatte es darauf abgesehen, geklagt zu werden. Er verlor den Prozeß und wurde wegen Verleumdung zu umgerechnet an die vier Millionen Deutsche Mark Bußgeld verurteilt – die höchste Summe, die in Großbritannien jemals in ähnlichen Prozessen als Strafe verhängt wurde.
Der Prozeßablauf war eine Schande für die englische Rechtsprechung. Dicke Bücher und Stöße von Zeitungsberichten wurden darüber geschrieben. Ich war und bin noch relativ oft in England und glaube guten Gewissens sagen zu können, daß ganz England über diesen Skandal empört war und ist, mit wenigen Ausnahmen. Heute noch, 16 Jahre später, werden in englischen Zeitungen Artikel darüber publiziert.
Ich erzähle nur ein paar Einzelheiten aus diesem Prozeß.
Der Richter Michael Davies war mit Lord Aldington befreundet. Beide gehörten sie demselben Golfklub an.
Der Richter beschimpfte Graf Tolstoy – nannte ihn einen „selbsternannten Historiker“.
Der Richter – das geht aus den Prozeßakten einwandfrei hervor – beeinflußte die Schöffen, darunter einen Pakistani und andere eingebürgerte Leute aus Ostasien.
Der Richter bestellte ein Gutachten, das von einem pensionierten Offizier namens Cowgill verfaßt wurde, der während der Aktion im Jahre 1945 gar nicht in Kärnten gewesen war.
Dieses für einen Informierten groteske Gutachten wurde jenen englischen Offizieren als Beweis entgegengehalten, die sehr wohl Zeugen der Vorgänge in Kärnten und erschienen waren, um für Tolstoy auszusagen.
Akten aus dem War Office (Kriegsministerium) und dem Foreign Office (Außenministerium) wurden Lord Aldington vor dem Prozeß zur Stellungnahme vorgelegt. Dieser bekam dadurch Gelegenheit, die ihn belastenden Dokumente auszusortieren. Dem Rechtsvertreter Tolstoys wurde die Einsichtnahme verweigert.
Die aussortierten Dokumente blieben durch Jahre verschwunden. Sie tauchten später wieder auf, als ein anständiger englischer Beamte sie ganz hinten in einem Schrank versteckt, fand. Tolstoy versuchte aufgrund dieser Akten eine Wiederaufnahme des Prozesses. Dies ist nach englischem Recht nur möglich, wenn der Antragsteller eine bestimmte Summe als eine Art Kaution für die Prozeßkosten hinterlegt. Dieser Betrag wurde so hoch angesetzt, daß der mittellos gewordene Tolstoy ihn nicht aufbringen konnte.
Aldington schwor einen Meineid: Er sei bei den Vorgängen in Kärnten gar nicht anwesend, sondern schon nach England abgereist gewesen. Es wurde aber das Logbuch des Piloten, mit dem Aldington geflogen war, gefunden, aus dem hervorgeht, daß Aldington, der damalige Brigadier Low, erst nach dem Anlaufen der schändlichen Operationen ausgeflogen war. Der Richter entschied, daß der Pilot wahrscheinlich müde gewesen sei und sich bei dem Eintrag des Datums geirrt haben dürfte, denn (Zitat) „ein ehemaliger Brigadier in der britischen Armee irrt sich nicht“.
Das sind nur einige wenige Einzelheiten aus diesem Prozeß, über den es ein Buch mit 500 Seiten gibt.
Tolstoy wandte sich an den Europäischen Gerichtshof in Straßburg und obsiegte. Dies blieb aber ohne jeden Einfluß auf die britische Rechtsprechung.
Lord Aldington ist im Jahr 2001 87jährig gestorben.
Tolstoy, der sich nach dem Urteil sofort für bankrott erklärte, hat nur einen Bruchteil der 1 ½ Millionen Pfund bezahlt, hat aber sehr schwere Jahre in großer Armut verlebt, während der er auf die Unterstützung durch Freunde angewiesen war. Es war ihm unmöglich gemacht worden, auch nur einen Penny zu verdienen. Jegliches Einkommen hätte er sofort an das Gericht abliefern müssen. Eine kleine Erbschaft wurde sofort von Aldingtons Erben gepfändet. Nach Aldingtons Tod arbeitet er aber wieder an seinen Büchern, die er jetzt auch veröffentlichen darf. Bisher war nach englischem Gesetz jeder Verlag und jeder Buchhändler mit einer Strafe bedroht, sollte er eines der Bücher publizieren oder führen. Die neuen Bücher Tolstoys werden insofern interessant sein, als seit der „Wende“ immer mehr Akten von NKWD, Smjersh und anderen Archiven zur Verfügung stehen. So etwa solche über die Verhandlungen, die Aldington in Judenburg mit den Sowjets geführt hat – Verhandlungen, die er stets bestritten hat.

 
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