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Entschädigung für Massenmörder?

Von Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker

In der letzten Nummer habe ich im Editorial die Berichterstattung unserer Zeitschrift über die Entschädigung für Zwangsarbeiter reflektiert und das Resümee gezogen, daß in Sachen Weltkrieg II ein klarer Schlußstrich schon längst überfällig ist, wenn man nicht alle Opfer aller menschen- und völkerrechtswidrigen Handlungen während des Krieges entschädigen will. Sonst wäre die Diskussion, wie sie sich heute abspielt, nichts als eine unerträgliche Heuchelei, weil durch sie wieder Menschen in zwei Kategorien eingeteilt werden: Solche, die man ohne weitere Folge schinden und töten darf, und solche, bei denen das nicht der Fall ist. Zu welch haarsträubenden Auswüchsen dieser heute herrschende Blickwinkel führen kann, zeigt der folgende, aus dem Rundbrief der sudetendeutschen Jugend vom Oktober 2000 entnommene Bericht:
„Er wird für eines der schlimmsten Nachkriegsverbrechen an Deutschen verantwortlich gemacht – und jetzt scheint sein Name auf einem Antragsformular für Entschädigung aus dem deutsch-tschechischen Zukunftsfonds auf: František Foukal.
Der für das Massaker an deutschen Gefangenen in den Maitagen des Jahres 1945 mutmaßlich verantwortliche ‚Partisanenkapitän’ František Foukal, gegen den deshalb auch eine Strafanzeige bei der deutschen Staatsanwaltschaft in Hof vorliegt, hat am 26. Februar 2000 eine Entschädigung aus dem deutsch-tschechischen Zukunftsfonds beantragt. Diese soll 120.000 Kronen betragen.
Foukal war seit 1941 Spitzel für die Gestapo, im Dezember 1944 gliedert er sich in den tschechischen Widerstand ein, wird Zuträger für die Partisanenbrigade Jan Zizka. Am 31. März 1945 wird er verhaftet, kommt zusammen mit anderen Gestapohäftlingen über Brünn in das Lager Miröschau bei Rokitzan in Westböhmen. Hier gründet er nach dem Weggang der deutschen Bewachung am 5. Mai 1945 zusammen mit weiteren fünfzig Gefangenen die Pseudopartisanengruppe Brdy, die Jagd macht auf deutsche Militärpersonen, die den amerikanischen Linien zustreben. Die eingebrachten Gefangenen werden in die Keller des Schlosses in Miröschau gebracht und nach menschenunwürdigen Quälereien, nackt vor einer Grube im Schloßpark knieend, durch Genickschuß getötet (siehe Bild auf Seite 11). Diese bildmäßig dokumentierten Vorgänge hat zum ersten Mal Jaroslav Pospišil in seinem Buch ‚Hyeny’ 1996 veröffentlicht, gefolgt vom tschechischen privaten Fernsehsender ‚TV Nova’ in seinen Sendungen am 6. Juni und am 31. Oktober 1996. Dabei gab der Sender die Zahl der Toten mit 30 an. Darüber hinaus bereicherte sich Foukal an Wertgegenständen, die seine Partisanen erbeutet hatten. Drei Koffer, gefüllt mit diesen Wertgegenständen, brachte Foukal nach Prag, wo sich deren Spur verliert.
Im Jahr 1949 wird Foukal Agent der tschechischen Staatssicherheit. Er denunziert eine gegen die kommunistische Machtergreifung im Februar 1948 gerichtete Widerstandsgruppe, wodurch es zu mehreren Hinrichtungen und zur Verurteilung von etwa 200 Personen zu langjährigen Haftstrafen kam. Im Jahr 1951 gerät Foukal selbst in das Räderwerk der tschechischen Justiz, wird 1953 zu fünfeinhalb Jahren Freiheits
entzug verurteilt, die er jedoch dank seiner Beziehungen nicht verbüßt. Schließlich erlangt er im Verband der antifaschistischen Widerstandskämpfer hohe Funktionen.
Rechtzeitig nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei im August 1968 hat Foukal sein Haus in Freistadtl im Bezirk Zlin, das durch seine Aktionen während des Krieges und danach bekannt geworden war, verkauft und ist in seinen Geburtsort Martinitz im Bezirk Kremsier umgezogen, wo er polizeilich gemeldet ist.
Bis Anfang Juli hielt er sich in der psychiatrischen Heilanstalt in Kremsier auf. Dies wurde dort auch bestätigt. Recherchen der ‚Sudetenpost’ haben ergeben, daß Foukal am 7. Juli – also kurz nach Bekanntwerden seines Aufenthaltes in Kremsier – auf Antrag seiner Familie in das Militärkrankenhaus in Troppau überstellt wurde. In diesem Spital finden normalerweise nur Angehörige des Militärs oder der Polizei Aufnahme. Der Staat scheint also noch immer seine schützende Hand über Foukal zu haben.
Ein klein wenig Gerechtigkeit hat jedoch die Ortsbehörde von Frystak (Freistadtl), dem langjährigen Wohnort Foukals, gezeigt, als sie nach dem Erscheinen des Buches ‚Hyen’ rückwirkend ein Aufenthaltsverbot ausgesprochen hat. Für die deutschen Opfer tschechischer Willkür freilich wäre es unerträglich, zu wissen, daß sie mit ihren Steuergeldern über das Instrumentarium des deutsch-tschechischen Zukunftsfonds mithelfen sollen, ihre ehemaligen Peiniger zu entschädigen.“

 
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