Der Bausatz von Jabbas Palast aus der Lego Star-Wars-Serie hat die Kritik der „Türkischen Kulturgemeinde in Österreich“ hervorgerufen. Wenn diese bemängelt, daß hier Jabba als Bösewicht dargestellt wird, der „eine orientalische Wasserpfeife raucht und eine Prinzessin als Bauchtänzerin in Ketten gefangenhält“, trifft die Kritik aber weniger die Produzenten von Lego, als den Filmproduzenten George Lucas und seine Star-Wars-Filme, der bei der Schilderung des Wüstenplaneten Tatooine verständlicherweise Anleihen bei den orientalischen Kulturen genommen hat. Daß Lego, nur weil es Produkte zu diesem Film anbietet, nun „Klischees in Plastikmännchen“ gießen und somit „kulturrassistische“ Vorteile befördern würde, und Jabbas Palast an die Hagia Sophia in Istanbul – immerhin eine ursprünglich christliche Kirche! – erinnern würde, ist doch wohl zu weit hergeholt.
Jedenfalls wird Lego diesen Bausatz ab 2014 nicht mehr produzieren. Während der Türkische Verein dies als Sieg seiner Kampagne verbucht, weist die Lego-Zentrale in München darauf hin, daß alle Lego-Bausätze nur wenige Jahre im Sortiment wären und auch die Produktion von Jabbas Palast nur bis Ende 2013 vorgesehen war.
Das Interessanteste an dieser Meldung des linksliberalen österreichischen „Standard“ sind aber die fast 200 Leser-Postings, die sich zu über 90 % über das Ansinnen des Türkischen Vereins lustig machen und fordern, daß Lego als Protest Jabbas Palast länger im Sortiment halten müsse, Vergleiche mit inkriminierten Begriffen wie „Zigeunerschnitzel“, „Mohr im Hemd“ u. a. ziehen und feststellen, daß nur mehr der „Besoffene Kapuziner“ (Bezeichnung für ein österreichisches Dessert) erlaubt ist, denn „Kapuziner ist katholisch und die werden ungestraft laufend beleidigt. Problemlos. Wenn’s ein besoffener Mufti wäre, gäb es schon eine Fatwa.“ Sogar mit einem Junge-Freiheit-Artikel hat ein Standard-Leser seinen Kommentar verlinkt. Ein anderer Poster wiederum kündigt an: „Als Nachfolger kommt 2014 das Spielset ‚Erste Türkenbelagerung Wiens‘. Hier werden dann endlich keine Klischees mehr bedient, sondern lediglich Tatsachen nachgestellt.“
Vielleicht sollte die „Standard“-Redaktion manchmal auch einen Blick auf die Meinungen ihrer Leser werfen! Für mich jedenfalls war die Lektüre der User-Kommentare das erheiterndste Erlebnis der letzten Tage. Oder, wie es ein anderer Poster ausdrückte: „‚Kultureller Rassismus‘ … geil … kommt noch vor ‚politisch inkorrekt‘ … super … hatten wir in den 80ern alles nicht*rofl*.“ Für die weniger Chat-affinen unserer Leser: rofl = roll on floor laughing = Ich wälze mich vor Lachen am Boden!
Voll Lol (laugh out loud = laut lachen) nach einer Lektüre von derstandard.at vom 3. April 2013
Von Wolfgang Dvorak Stocker