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Faschismus universal

Von Benedikt Kaiser, M. A.

Aus Italien in die Welt?

Es liegt zumindest ein Konsens in der heterogenen Faschismus-Forschung vor: Diesem zufolge war der Faschismus stets eine zutiefst nationalistische Angelegenheit. Wo er auch in einer Kleingruppe, Bewegung oder Partei auftrat – und er tat dies von Italien bis Großbritannien, mit Ausläufern von Sowjetrußland bis China und von Bolivien bis Chile – , richtete er sich aus nationalen Motiven gegen innere wie äußere Feinde. Mit einer solchen landesspezifisch nationalistischen Ausrichtung, die sich zwangsläufig gegen die Interessen benachbarter Nationalismen richtete, wurde eine internationalistische Orientierung, wie sie der große ideologische Rivale, der Kommunismus, verfocht, unmöglich gemacht. Doch dieser Konsens muß hinterfragt werden.

Bevor dies geleistet wird, muß dargelegt werden, was im folgenden als „Faschismus“ betrachtet wird, denn freilich gibt es eben gerade keinen Konsens darüber, was die Essenz des Faschismus ausmacht.
Anstelle einer Diskussion der mannigfaltigen Theorien sei erläutert, daß der Verfasser sich – neben den entsprechenden Arbeiten Armin Mohlers, Karlheinz Weißmanns und Renzo de Felices’ – insbesondere auf die Forschungsergebnisse Zeev Sternhells bezieht. Dem israelischen Historiker zufolge ist der Faschismus als revolutionäre Synthese eines nichtmaterialistischen (antimarxistischen) Sozialismus und eines als „organisch“ verstandenen Nationalismus zu betrachten.
Als Integrationsideologie war er „ni droite ni gauche“ („weder rechts noch links“) und richtete sich gegen Kommunismus, Liberalismus und Kapitalismus. Diese ideenpolitische Verknüpfung war bereits am Vorabend des Ersten Weltkrieges ausgearbeitet. Durch die Erfahrungen und Resultate des Krieges sowie revolutionäre Nachkriegsproblemstellungen (Verträge von Versailles und Trianon, Fiume-Abenteuer Gabriele d’Annunzios, linksradikale Aufstände etc.) gewann das Krisenphänomen an Dynamik und wurde durch den bald als „Duce“ angesehenen Benito Mussolini in Italien zur Massenbewegung, die einen neuen, einen „faschistischen Stil“ (Mohler) schuf.
Ausdrücklich hervorzuheben ist, daß Sternhell den deutschen Nationalsozialismus Adolf Hitlers nicht in dieses Ideenkonglomerat des Faschismus einschließt: Der rassenbiologische Determinismus schließe alle Bemühungen aus, den NS als Variante („Radikalfaschismus“ nach Ernst Nolte) des Faschismus einzustufen.2

Nationalsozialismus und Faschismus widersprechen sich

Denn die Affinitäten, die es zwischen dem totalitären Nationalsozialismus und dem autoritären Faschismus gegeben hat, so stellt Jerzy Maćków fest, „wiegen […] weniger als die Unterschiede“. Als entscheidenden Grund nennt der in Regensburg lehrende Politikwissenschaftler die Ideologie: „Der Faschismus ist eine Ideologie des Staates, der Nationalsozialismus demgegenüber […] eine der Rasse.“3 Man muß diese Feststellung für das Ansinnen dieses Aufsatzes derart zuspitzen, daß der Faschismus überhaupt eine politische Theorie ist, während der Nationalsozialismus (Hitlerscher und Himmlerscher Prägung) die Sphäre der politischen Weltanschauung verläßt und als dem Wesen nach als unpolitische Rassenideologie gelten kann, bei der „Staat“ und „Nation“ ihre Bedeutung zugunsten der „Rasse“ verlieren. Die daraus abgeleitete Völkerhierarchie mit ihren fatalen Folgen im Zuge der verbrecherischen Besatzungspolitik in Osteuropa macht zudem deutlich, weshalb nationalsozialistische Stellen bis 1945 etwa kein Europa-Konzept – und sei es nur als rudimentäre Entgegnung zur „Atlantik-Charta“ – erarbeiten wollten und lediglich wirtschaftliche Erwägungen zur besseren Nutzung der kontinentalen Ressourcen („Europäische Großraumwirtschaft“) durch nachgeordnete, reformnationalsozialistische Stellen überliefert sind.
Es ist demnach festzuhalten, daß der realexistierende Nationalsozialismus aufgrund des exklusiven Germanozentrismus und des grassierenden hypervölkischen Chauvinismus tatsächlich nicht „universal“ oder auch nur „europäisch“ wirken konnte. Der Konsens der Faschismus-Forschung schließt aber – von wenigen Ausnahmen abgesehen – „den“ Faschismus in diese Auffassung mit ein; die Rede ist generalisierend vom Faschismus als „Antithese des Internationalismus“ (Jerzy Borejsza). Diese Annahme ist aus mehreren Gründen historisch und ideenpolitisch falsch.

Eurofaschistische Schriftsteller

Einigermaßen bekannt4 ist die „europäistische“ (sic!) Ausrichtung von zumeist intellektuellen Aktiven der faschistischen Bewegungen, die zum Teil früher und leidenschaftlicher europäisch dachten als viele Angehörige der demokratischen oder linken Intelligenzija, weshalb die frappante Diagnose des amerikanischen Historikers Tony Judt, daß „der europäische Gedanke ursprünglich eine rechte Idee war“5, auch für diesen Personenkreis gültig ist. In Frankreich sprach der bedeutendste eurofaschistische Schriftsteller, das zeitweilige Zentralkomitee-Mitglied der Parti Populaire Français (Französische Volkspartei, PPF) Pierre Drieu la Rochelle, von seinem „europäischen Glauben“6, der die verkommenen Nationalismen des Kontinents zu überwinden habe, und ersann – gegen den westlich dominierten Genfer Völkerbund – ein anzustrebendes „Genf der Faschismen“7 als Schritt auf dem Weg zur gesamteuropäischen Einheit. Der belgische „Rexist“ Pierre Daye nannte in diesem Sinne als Ziel das „historische Werk Paneuropa“8. In den Niederlanden konkurrierten proeuropäische Faschisten mit „Großdietschen“ und NS-orientierten „Großgermanen“. In Großbritannien wirkte die ehemalige Hoffnungsfigur der Labours, Sir Oswald Mosley, der als Anführer der British Union of Fascists (BUF) ab 1932 den bis dahin zersplitterten britischen Faschismus wesentlich prägte. Seine Blackshirts verweigerten sich nicht nur den gängigen anti-irischen und anti-deutschen Ressentiments der klassischen britischen Rechten. Mosley trat sogar für den „Zusammenschluß Europas“ ein, um alte, immer wiederkehrende europäische Konflikte zu überwinden. Verwirklicht werden könne dies durch ein neues „Weltideal“. Unausgesprochen, doch deutlich ist: gemeint war der Faschismus. Was in dieser 1936 gehaltenen BUF-Grundsatzrede anklingt9, die Betonung des Faschismus als „Weltideal“, nicht nur eines „fenomeno europeo“ (Adriano Romualdi), führte Mosley an anderer Stelle weiter aus: „Jede der großen politischen Denkschulen ist ihrerseits eine universale Bewegung gewesen: Konservatismus, Liberalismus und Sozialismus stimmen in nahezu jedem Land überein … In dieser Hinsicht nimmt Faschismus genau die gleiche Stellung ein.“10

Eurofaschistische Wendung

Schreitet Oswald Mosley hier in einem für die damalige Zeit bemerkenswerten Dreischritt vom britischen Faschismus zu einer europäischen Variante und hernach zur Vorstellung einer universalen Gültigkeit, zögerte er in der Praxis. Denn unterdessen wurden im Italien des Jahres 1933 die Comitati d’azione per l’universalita di Roma (CAUR) gegründet, eine Vereinigung, die den theoretischen Dreischritt Mosleys praktisch vollziehen wollte. Dem Gründungsprozeß voraus gingen rund drei Jahre weltanschaulicher Debatten innerhalb des italienischen Faschismus, deren Beteiligte neben dem Führungskreis des Partito Nazionale Fascista (PNF) insbesondere Zirkel waren, die sich um verschiedene Zeitschriften (u. a. Ottobre, Antieuropa11, L‘Universale) bildeten. Mussolini gab das Startsignal zur (offiziellen) Internationalisierung der Faschismus-Konzeption, als er vom Standpunkt der 1920er Jahre – der Faschismus sei eine italienische Angelegenheit und kann nur für Italien gelten – abwich und vor seinen Kadern kundtat: „Ich behaupte heute, daß der Faschismus als Idee, als Lehre und in seiner Praxis universal ist; italienisch in seinen besonderen Einrichtungen, ist er allgemeinwirkend im geistigen Sinne.“12 Dies nahm speziell Asvero Gravelli als Handlungsanweisung. Gravelli, der Mussolini von der frühesten Entstehungsphase des Faschismus an, also ab dem gewaltsamen Mailänder Frühling 1919, zur Seite stand, gab neben Ottobre und Antieuropa weitere Periodika heraus, die sich zumeist an junge Italiener wandten, bei denen er als einer der ersten Führer der faschistischen Jugendeinheiten „Balilla“ einen guten Leumund besaß. Kurz nach Mussolinis Wendung zum fascismo universale veröffentlichte er in Antieuropa einen Programmtext „Auf zur faschistischen Internationale“, der 1932 mit weiteren Artikeln zu einem gleichnamigen Buch zusammengefaßt wurde. Die Grundhaltung kann in der Quintessenz gebündelt werden, daß das kurzfristige Ziel die Herausbildung einer jungen italienischen Avantgarde darstellte, welche die faschistische Machtübernahme von 1922 nur als Auftakt zu einer langfristigen gesamteuropäischen Revolution im faschistischen Sinne auffasse.

Ablehnung des Nationalsozialismus

Neben dem regen publizistischen Werben für ein universalistisches Faschismus-Verständnis organisierte Gravelli auch den nach einem italienischen Physiker benannten Volta-Kongreß 1932, der unter dem Motto „Über Europa“ stattfand. Deutschsprachige Besucher waren etwa Stefan Zweig und Karl Anton Prinz Rohan, Werner Sombart und Alfred Rosenberg, also ein buntes Sammelsurium unterschiedlicher weltanschaulicher Positionen, was für andere Länder ebenfalls galt. Daß mit Rosenberg ein Ideologe des völkischen Nationalsozialismus anwesend war, kann ebensowenig für eine entsprechende Ausrichtung des Kongresses geltend gemacht werden, wie die Anwesenheit Stefan Zweigs für eine bürgerlich-konservative Orientierung spricht. Vielmehr sollte erstmals auch international für Mussolinis Staat geworben werden, indem man unterschiedliche Multiplikatoren zu erreichen gedachte. Gerade die Rosenberg-Linie war es zudem, die von Gravellis Ottobre unermüdlich attackiert wurde. Sowohl der biologische Antisemitismus als auch die Überhöhung des Germanentums gegenüber anderen Völkern bei Geringschätzung des universalen christlichen Erbes stießen auf Ablehnung der italienischen Stammautoren, aber auch von Gastbeiträgern wie einem holländischen Faschisten, der bereits 1933 vor rassisch begründeten Expansionsgelüsten des „Dritten Reiches“ warnte. Dies war indes nicht nur die Meinung eines einzelnen Autors, sondern bis 1936 offiziöse Linie Italiens. Materiell unterstützt wurden dementsprechend nur europäische Parteien oder Bewegungen, die unverdächtig waren, dem deutschen Nationalsozialismus anzuhängen. Prominenteste Beispiele hierfür waren die belgischen Rexisten und die österreichische Heimwehr. Renzo de Felice wies darauf hin, daß der als „heidnisch“ verstandene Rassismus der Hitler-Bewegung im Kreuzfeuer der faschistischen Kritik stand: So spottete Mussolini über die abstrusen Ergüsse Hitlers in Mein Kampf, und Antieuropa brachte im Herbst 1933 eine Sonderausgabe zum Thema „Rassismus“, in der ein internationales Autorenensemble unter Bezugnahme auf religiöse (katholische) und politische (faschistische) Fundamente die Antipathie zum Rassendeterminismus darlegte.

Die Gründung der CAUR

Offensichtlich drängte der Machtantritt der Nationalsozialisten Mussolini und seine Kader, Stellung zu beziehen, denn mit 1933 nahmen derlei klärende Programmartikel und Standortbestimmungen zu. Um eine straffe Führung der verschiedenen Zirkel eines „europäischen“ oder „universalen“ Faschismus zu gewährleisten, ließ Mussolini im Juli 1933 die bereits erwähnte Vereinigung CAUR durch den früheren Privatsekretärs d’Annunzios und Rivalen Gravellis, Eugenio Coselschi, als „Vorstufe zur faschistischen Internationale“ (H. W. Neulen) gründen.13 Konstant wurde nun das Ziel nationaler Faschismen in ganz Europa postuliert, die sich von Rassentheorie und „heidnischen Versuchungen“ fernhalten sollten. Zu den bis dato bereits erscheinenden Organen kamen weitere hinzu (u. a. Universalità Fascista), außerdem gründete man verschiedene Institutionen zur Erforschung faschistischer Theorie (Korporatismus, Mystik, Philologie) und besetzte die Vorstände möglichst international und renommiert, was aufgrund des noch anhaltenden gesamteuropäischen Ansehens des Prestige-Philosophen des italienischen Faschismus, Giovanni Gentile, ermöglicht wurde. Der erste Kongreß der CAUR fand in Montreux am Genfer See im Dezember 1934 statt. Neben den einladenden Italienern um Coselschi waren Teilnehmer aus 13 weiteren Nationen zugegen, unter anderem aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und Irland. Keine Vertreter sandten das nationalsozialistische Deutschland und die Faschisten Großbritanniens.14 Mosley begründete sein Fernbleiben schließlich doch mit der spezifisch nationalen Ausrichtung seiner Organisation; er wollte den Vorwürfen britischer Konservativer, die BUF sei den Weisungen auswärtiger Kräfte unterworfen, keinen weiteren Auftrieb geben, da die CAUR zurecht als „Speerspitze des faschistischen Universalismus“ (Wolfgang Schieder) mit dem Epizentrum Rom angesehen wurden.
Die Teilnehmer der Konferenz selbst versuchten weitgehend erfolglos, faschistische Universalien sichtbar und für alle Anwesenden als gleichermaßen gültig anzuerkennen. Zwar wurde sich geeinigt, daß der Korporatismus in einem autoritären Staat bei Absage an Kommunismus und Kapitalismus für alle das Ziel bedeute, aber bei den Inhalten eines zu schaffenden autoritären Staates wurde keine Einigkeit erzielt. Vidkun Quisling, Vertreter des Nasjonal Samling Norwegens, vermißte eine völkische Schlagseite, der rumänische Abgesandte Ion Motza, der später als Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg fiel, ergänzte diese Beanstandung um das Fehlen des Antisemitismus, woraufhin eine lebhafte Debatte um die sogenannte „Judenfrage“ entstand, bei der sich unversöhnliche Positionen gegenüberstanden. Die wacklige Resolution, die am Ende der Tagung verabschiedet wurde, versuchte einen Spagat, der darin bestand, festzulegen, daß jede Nation selbst feststellen müßte, was ihrer Integrität nutze, daß die Bildung eines Staates im Staat unterdrückt werden müßte, eine internationale Kampagne gegen Juden indes auszuschließen sei.15

Jahre der Anstrengung: 1935 und 1936

Nach dem Kongreß wurde ein internationales Sekretariat gebildet, das dem Faschismus eine europäische, danach universale Dimension erarbeiten sollte. Neben Coselschi gehörten sieben Nichtitaliener der „Kommission für den Universalen Faschismus“ an. Sie vereinbarten ein zweites Treffen, und man tagte bereits im Januar 1935 in Paris, allerdings ergebnislos. Auch eine dritte Versammlung, in Amsterdam im April 1935, sorgte für keine weitere Konkretisierung des gemeinsamen Strebens. Die antinationalsozialistische Fraktion verdammte im Tagungsbericht jedwedes „materialistische Bestreben, daß die exklusive Dominanz einer Rasse über weitere preist“16. Es verwundert nicht, daß die rassisch argumentierenden Kräfte um Quisling und den Dänen Fritz Clausen keinerlei Sympathie mehr für das universalfaschistische Projekt zeigen wollten und sich endgültig dem Nationalsozialismus zuwandten.
Hätten die CAUR, deren letztes Treffen im September 1935 wiederum in Montreux stattfand, den Auszug der Völkischen noch als Selbstreinigungsprozeß verbuchen (und vor Kritikern kommunizieren) können, wurde der Todesstoß für das Ansinnen ausgerechnet in Italien versetzt. Carlo Lozzi, ein Freund des 1935 amtierenden Propagandaministers Galeazzo Cianos, wurde beauftragt, eine objektive Analyse der Vereinigung vorzunehmen. Sein Befund war verheerend: falsche (d. h. nationalsozialistisch beeinflußte) oder bedeutungslose (weil in ihrem Heimatland marginalisierte) Teilnehmer17, menschliche Schwächen führender Repräsentanten und schließlich das Verdikt, das Gros sei mehr an italienischen Lire als am Projekt Universaler Faschismus interessiert.18
Ebenso zum Nachteil der CAUR waren Parallelunternehmen anderer italienischer Faschisten, die die Bedeutung von vornherein schmälerten, da eine effektive Aufgabenabstimmung der Auslandsarbeit unzureichend blieb. Einrichtungen wie das literarisch-intellektuelle Institut „Junges Europa“, das „Studieninstitut für Universalen Faschismus“ oder auch das „Institut für Propaganda des Universalen Faschismus“ waren nicht oder lediglich informell verknüpft.19 Neben dem „Lozzi-Bericht“ und der fehlenden Koordination trug auch Mussolini selbst wesentlich zum Scheitern der CAUR und ähnlicher Ansinnen bei. Die außenpolitische Annäherung an den vorher äußerst abschätzig beäugten Hitler (es sei schlechterdings nicht möglich, mit einem Idioten zu reden, so Mussolini nach dem ersten Treffen in Venedig 193420) korrelierte mit einer Abnahme der Unterstützung und somit auch der Aktivitäten faschistischer Universalisten. Das Abessinien-Abenteuer 1936 isolierte Italien dann international vollends. Da der Duce aber auf Verbündete angewiesen war, honorierte er die wohlwollende Neutralität Hitlers und schuf mit ihm schließlich die „Achse“ Berlin–Rom im Oktober 1936. Die stetig wachsende deutsch-italienische Verschränkung führte 1938 im Gefolge einer ideologischen Radikalisierung zur italienischen Rassengesetzgebung. Vor allem auch antinationalsozialistische „Universalfaschisten“ wie Coselschi, Gravelli und Guiseppe Bottai erlitten eine verhängnisvolle Niederlage, von der sie sich nicht erholen sollten, war ihre jahrelange Arbeit doch auf die Herausstellung der Unvereinbarkeit von Nationalsozialismus und Faschismus hinausgelaufen, was von ihrer unumstrittenen Führungsperson nun offiziell konterkariert wurde. Somit verblieben sie als „Protestbewegung innerhalb des Faschismus“ (Michael A. Ledeen) ohne realpolitische Bedeutung.
1939 wurden die CAUR, die über 150.000 Mitglieder in 22 Ländern zählten21, offiziell aufgelöst, und Italien, wo sich traditioneller Expansions-Nationalismus und Imperiums-Streben gegen „sozialistische“ und universale Züge des Faschismus durchsetzten, sollte bis 1943, dem Jahr des „Manifests von Verona“22, keine (pan-)europäischen Initiativen mehr ergreifen. Im Zweiten Weltkrieg, der hier nicht ausführlicher thematisiert werden kann, wurde jedoch deutlich sichtbar, daß das Selbstbestimmungsrecht der Völker, das im faschistischen Universalismus zumindest ideell vorgesehen war, mit der nationalsozialistischen Theorie der unbedingten Hegemonie der „germanischen Rasse“ und der daraus resultierenden Besatzungspolitik im Stile eines Ausplünderungsimperialismus nicht vereinbar war.23

Universalfaschistischer Solitär

Von CAUR unabhängig agierte indes der Engländer James Strachey Barnes. Er entstammte einer angesehenen Familie der englischen Oberschicht. Seine ersten zehn Lebensjahre verbrachte er in der Toskana bei seinem Großvater Sir John Strachey, reiste nach seiner Schulbildung in England immer wieder nach Florenz und wirkte im Ersten Weltkrieg als Verbindungsoffizier zwischen britischen und italienischen Kräften. 1923 bezog Barnes seinen Hauptwohnsitz in Rom, pendelte aber zwischen Italien, Großbritannien und der Schweiz. Dort, in Lausanne, übernahm er Ende der 1920er Jahre den Posten des Generalsekretärs des „Internationalen Zentrums für Faschismusforschung“, einer profaschistischen Denkfabrik, deren Vorstand neben Barnes und Gentile Professoren und Politiker aus ganz Europa (außer Deutschland) umfaßte.24 In England verfügte Barnes über gute Kontakte zur Splittergruppe British Fascisti, deren relevanter Kern 1932 zur BUF Mosleys wechselte. In Italien reichte sein Kontakt in die höchsten Führungsreihen der Faschistischen Partei, mit Mussolini traf Barnes wiederholt zusammen. Mussolini war es auch, der das Vorwort zu Barnes 1928 publiziertem Hauptwerk The Universal Aspects of Fascism verfaßte und insofern dessen Faschismus-Verständnis billigte. Anerkennend schrieb er, daß Barnes die universalen Aspekte des Faschismus erfolgreich erarbeitet habe. Zwar sei Faschismus als Bewegung zunächst ein italienisches historisches Produkt, doch die Lehrsätze hätten nunmehr universalen Charakter, so daß der Faschismus für das 20. Jahrhundert die allgemeine Bedeutung erfahren werde, die der Liberalismus im 19. innehatte.25

Das zweifache Rom

Barnes selbst deutete den Faschismus als zeitgemäße katholische Herrschaftsform auf Erden: Er reihe sich deshalb in die Tradition katholischer Theokratie ein, da für Mussolini Gott im Zentrum des Universums stünde. Die faschistische Bewegung gründe sich auf dem Hauptstrom europäischer Überlieferung, die von Rom ausging, sowohl vom Imperium Romanum als auch vom Vatikan. Die Frontstellung erfolge gegen den Individualismus, der sich in der „heidnischen Renaissance“, der Reformation und in der Französischen Revolution ausgedrückt habe. Auch der Kapitalismus sei grundsätzlich aus dem Protestantismus hervorgegangen und zum Faschismus konträr.26 Das Fundament des Faschismus werde gebildet durch die einzigartige, gemeinwohlfördernde Synthese aus Katholizismus, Syndikalismus und Nationalismus. Aufgrund zeithistorischer Besonderheiten und der Gestaltungskraft Mussolinis konnte dies in Italien umgesetzt werden. Europa müsse sich nun aufs neue des doppelten Roms annehmen, des Roms in seiner antik-imperialen und katholischen Tradition, als Europa bereits im Wesen eins gewesen sei.27 Verabschieden müsse man sich von der Auffassung der Volkssouveränität (die für Mussolini eine „ideologische Abstraktion“ sei), souverän ist letztlich nur Gott. In diesem Sinne ruft Barnes Papst Leo XIII. und dessen Enzyklika Immortale Dei (1885) an und zitiert sie ausführlich; die Schlußfolgerung der Ausführungen: „Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt.“ (Röm, 13,1) Dies sei universal gültig und untrennbar von der Bedingung Leos XIII. aus Immortale Dei: „Die Herrschergewalt ist aber an sich mit seiner Staatsform notwendig verknüpft; sie kann die eine oder andere Form annehmen, wenn diese das gemeinsame Wohl und Gedeihen wirksam fördert.“28 Barnes nennt auch Nationalismus als Wesenskern des Faschismus und will ihn nur als Wille zum Nationalstaat verstehen. Höher als dieser Wille stehe aber das Ziel der Menschheit, Schritt für Schritt den universalen Staat bei Beibehaltung föderaler Verschiedenheiten zu schaffen. Dies sei keine Adaption des linken Internationalismus, der die Autoritäten abschaffen wolle. Für Barnes war es vorstellbar, daß souveräne Nationalstaaten, die sich den universalen (katholischen) Prinzipien unterstellen, korporativ zur Welteinheit schreiten würden. Bis dahin sei jedoch der klassische Nationalstaat, mit Thomas von Aquin gesprochen, die „vollkommene Gemeinschaft“ (communitas perfecta).29 Der Staat wäre demnach zwar autoritär zu gliedern, müsse aber in jedem Fall durch das (katholische) Moral- und Sittengesetz eingehegt werden30, um irdischer Barbarei unempfänglich zu sein. So wäre es möglich, durch beispielhaftes Vorleben die Vereinigung Europas und der Christenheit zu schaffen, indem sich die Staaten dem „doppelten Rom“ unterordneten: Dem des Katholizismus und dem des Faschismus. Der erste Schritt hierfür wäre das Aufkommen landesspezifischer Faschismen, deren Machtübernahme sich Barnes friedlich wünschte. Auch wenn die Wahrheit universal sei, müsse sie in jedem Land ihre eigene Ausprägung und Durchsetzung finden. Hernach könne die Vielheit der Nationen erhalten bleiben, so wie das Römische Reich die innere Verfaßtheit seiner Glieder nicht angetastet hatte.31

Mythos Rom

Bei aller Realitätsbezogenheit, die Barnes für sich und sein Werk einfordert, wird deutlich, daß er sich der „Universalidee Rom“ vollständig und utopisch hingegeben hatte. Daß er dabei mit Mussolini konform ging, verwundert nicht, wenn man seiner Biographin glaubt: „Für Benito Mussolini gab es nur eines: Rom.“32 Und der „Duce“ schrieb selbst: „Rom ist unser Ausgangs- und Bezugspunkt, ist unser Symbol oder, wenn man, will, unser Mythus.“33 Der Mythos war bei Mussolini aber trotz seiner Versöhnung mit der Kirche und seiner Betonung der Bedeutung des Katholizismus für eine gute Staatsordnung letztlich imperialer Natur im nationalistischen Sinne, was Barnes in seinen idealtypischen Ausführungen, die er stärker an Jacques Maritain, Thomas von Aquin und päpstlichen Enzykliken ausrichtete als an faschistischen Vordenkern, nicht sehen wollte bzw. bei Abfassen des Werkes 1927 (also neun Jahre vor Abessinien, zwölf Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg) noch nicht sehen konnte. Allerdings blieb Barnes auch nach dem imperialistischen turn des faschistischen Italiens seiner geographischen und weltanschaulichen Wahlheimat treu; 1940 nahm er die italienische Staatsbürgerschaft an. Während des Krieges verkehrte Barnes mit dem US-amerikanischen Dichter Ezra Pound. Beide sendeten aus italienischen Radiostationen bis 1945 Propagandasendungen an ein englischsprachiges Publikum.

Faschistische Universalien heute?

Pound wurde in jüngster Zeit Namensgeber für die einzige europäische (neu-)faschistische Bewegung, die mit relativem Erfolg den Faschismus für das 21. Jahrhundert neu denken möchte: CasaPound Italia (CPI)34. Adriano Scianca, Kulturbeauftragter CPIs, beschreibt in einem Beitrag für die rechtsintellektuelle Zeitschrift Sezession, was für seine Organisation aktualisierter und zeitgemäßer „Faschismus“ bedeute. Er betont dabei, daß der Vorwurf, man müsse den Begriff als überholt betrachten, nicht zutreffe, schließlich müßten andere ältere Theorien ihren Namen auch nicht ablegen.35 Der junge Philosoph reiht damit den Faschismus ebenbürtig in die Reihe politischer Theorien ein, wobei er sich darin mit Mosleys oben zitiertem Verständnis des Faschismus als einer Weltanschauung neben weiteren trifft. Zudem schreibt Scianca im Grundlagenwerk zur CasaPound: „Faschist zu sein heißt eine nüchterne und entspannte Erscheinung zu haben […], heißt, einen Willen zur Größe, zur Macht, zur Schönheit, zur Ewigkeit, zur Universalität zu haben.“36
Auch wenn CasaPound-Verantwortliche betonen, daß ihre Bewegung eine genuin italienische Erscheinung ist, was schon allein aufgrund der im Vergleich zu Resteuropa gänzlich anders gearteten Rahmenbedingungen in Italien zutreffend ist, kann man beobachten, daß das erste Mal seit 1945 im Ansatz auch faschistische „Universalien“ sichtbar gemacht werden. Denn sowohl CasaPound als auch ihr nahestehende Internetportale („Zentropa“) üben eine spürbare Faszination auf junge Rechte auf der ganzen Welt aus, die versuchen, den für CPI und das Zentropa-Umfeld typischen Stil zu adaptieren und jenseits altväterischer ideologischer Wege neue Impulse auszusenden.

Fazit

Der eingangs erwähnte Konsens in der uneinheitlichen Faschismus-Forschung, demzufolge der Faschismus wesensgemäß eine zutiefst nationalistische Angelegenheit war, ist nicht ohne Einwände gültig. Wie gezeigt wurde, gab es in den europäischen faschistischen Milieus Persönlichkeiten, Gruppen oder Parteien, die für „una Europa fascista“ (Benito Mussolini) stritten und somit den Boden der klassischen, häufig chauvinistischen, landesspezifischen Nationalismen zugunsten supranationaler Konzeptionen verließen. Zu nennen waren hier insbesondere Intellektuelle wie Pierre Drieu la Rochelle, Pierre Daye oder Oswald Mosley. Institutionalisiert wurden derartige „Eurofaschismen“ in verschiedenen italienisch-internationalen Institutionen, allen voran den CAUR, die von Eugenio Coselschi geführt wurden. Bis 1936 entfalteten diese Komitees rege Aktivitäten, bevor sie an inneren und äußeren Unzulänglichkeiten scheiterten, eine europäische, hernach universale politische Theorie des Faschismus zu erarbeiten, die ähnlich der marxistisch-leninistischen Doktrin für alle verwandten Bewegungen des Globus als weitgehend konsensual betrachtet worden wäre. Und so ist es kein Zufall, daß es „zwar eine Komintern, aber keine Faschintern gegeben hat“ (Emilio Gentile). Im universalen Rahmen dachte mit James Strachey Barnes ein Solitär, der die individuelle Sympathie Mussolinis gewann. Barnes’ idealtypischer katholisch-faschistischer Weltstaat mit dem zweifachen (religiösen und politischen) Gravitationszentrum Rom gehört jedoch – trotz aller gegenteiligen Aussagen des britischen Wahlitalieners – in den Bereich politisch-heilsgeschichtlicher Utopien und steht für den (in diesem Ausmaß!) recht singulären37 Versuch eines katholisch-konservativen Intellektuellen, christliche Paradigmen und päpstliche Lehrsätze mit der faschistischen Bewegung zu versöhnen. Weniger utopisch, gleichwohl stets vage blieb die Vorstellung einiger weniger französischer und italienischer Faschisten vom „Bund der lateinischen Nationen“, die vor Errichtung der „Achse“ noch stellenweise als imperialer Schutzblock vor einem hegemonialen Deutschland kursierte.38 Jedenfalls zeigt dies, daß verronnen geglaubte Ideen vereinzelt zwar unter anderen Vorzeichen wiederkehren, aber eben doch wiederkehren. Denn wenn der (antifaschistische) Gegenwartsphilosoph Giorgio Agamben in der augenblicklichen Euro-Krise ein „Lateinisches Imperium“ als Gegengewicht zu der als hegemonial empfundenen Bundesrepublik Deutschland erwägt, so ist das eben kein gänzlich neuer Entwurf Agambens.
Ungeachtet dieser begründeten Einsprüche bleibt zu konstatieren, daß die Euro- und Universalfaschisten daran scheiterten, die Nationalismen innerhalb der Faschismen zu zähmen, auf eine höhere Ebene zu transferieren oder prinzipiell zu überwinden. Die Agitation der rumänischen Eisernen Garde ging vor allem zu Lasten der Ungarn, die ungarische Pfeilkreuzler-Bewegung auf Kosten der Rumänen und Slowaken, die kroatischen Ustaschi waren gefangen im Serbenhaß (was für die wenigen serbischen Faschisten umgekehrt ebenso galt), niederländische („großdietsche“) Faschisten wollten Flandern annektieren, gesamtbelgische Faschisten die Norddepartements Frankreichs usw. Arnd Bauerkämpers Ansatz, das Scheitern der „Faschistischen Internationale“ an ihren immanenten Widersprüchen festzumachen, trifft die Problematik daher im wesentlichen.39 Ergänzt werden muß dies durch die faschistische Selbstkritik des Franzosen Victor Barthélemy. In einem Gespräch mit Mussolini vom Dezember 1944 resümierte der PPF-Generalsekretär, daß Mussolini, als er die Idee des universalen Faschismus propagierte, also vor 1939, eine tatsächliche „Internationale des Faschismus“ hätte gründen müssen. Daß dies nicht zustande kam, sei einerseits auf den ins Extrem gesteigerten Nationalismus, andererseits auf die Verkümmerung des sozialistischen Elements zurückzuführen.40 Daß gerade französische Faschisten derartige Kritik äußerten, verwundert kaum. Sie, die auf ein italienisch-deutsches Entgegenkommen hofften, indem sie dachten, gerade von Frankreich aus wäre der universale Charakter der faschistischen Revolution nach ganz Europa zu tragen gewesen, wurden bitter enttäuscht. Als sie 1940 von Mussolini weltanschauliches Wohlwollen und ein Signal für einen gesamteuropäischen Aufbruch erwarteten, reagierte Italien klassisch imperialistisch mit der territorialen Forderung nach Nizza, Korsika und Tunis. Der universale Charakter des Faschismus als Gegenentwurf zu Kapitalismus, Kommunismus und biologistischem Nationalsozialismus war zu diesem Zeitpunkt bereits der nationalistischen Hybris gewichen.

Anmerkungen

1  Vgl. Mohler, Armin. „Der faschistische Stil“, in: ders.: Das Gespräch: Über Linke, Rechte und Langweiler. Dresden 2001, S. 121–178; Weißmann, Karlheinz: Faschismus. Eine Klarstellung, Schnellroda 2009; Felice, Renzo de: Les interprétations du fascisme. Paris 2000; ders.: Der Faschismus. Ein Interview von Michael A. Ledeen, Stuttgart 1977.
2  Vgl. Sternhell, Zeev: Faschistische Ideologie. Eine Einführung, Berlin 2002, S. 16; desweiteren:  ders. (Hrsg.): Die Entstehung der faschistischen Ideologie. Von Sorel zu Mussolini. Hamburg 1999; ders.: Ni droite ni gauche. L’idéologie fasciste en France, 3. Aufl., Brüssel 2000.
3  Maćków, Jerzy: Totalitarismus und danach. Einführung in den Kommunismus und die postkommunistische Systemtransformation, Baden-Baden 2005, S. 37.
4  Deshalb wird an dieser Stelle nur kursorisch darauf eingegangen. Zur ersten tiefergehenden Beschäftigung mit Europa-Vorstellungen philofaschistischer und faschistischer Intellektueller, Bewegungen und Parteien, vgl. Neulen, H. W.: Eurofaschismus und der Zweite Weltkrieg. Europas verratene Söhne, München 1980; Kaiser, Benedikt: Eurofaschismus und bürgerliche Dekadenz. Europakonzeption und Gesellschaftskritik bei Pierre Drieu la Rochelle, Kiel 2011; Grunert, Robert: Der Europagedanke westeuropäischer faschistischer Bewegungen 1940–1945, Paderborn 2012.
5  Judt, Tony/Snyder, Timothy: Nachdenken über das 20. Jahrhundert, München 2013, S. 187.
6  Drieu la Rochelle, Pierre: Socialisme fasciste, Paris 1934, S. 229.
7  Ders.: Enquête sur le rajeunissement de la France [1934], in: Textes Politiques 1919–1945, Paris 2009, S. 136–138, hier 138.
8  Daye, Pierre: L’Europe aux Européens, Brüssel 1942, S. 150.
9  Ausführlicher Auszug der Rede bei Mosley, Oswald: Weg und Wagnis. Ein Leben für Europa, Leoni a. Starnberger See 1967, S. 302 f.
10  Ders.: The Greater Britain, London 1932, S. 14, hier zit. n. Sternhell: Faschistische Ideologie, S. 19.
11  Gemeint war das „alte“ liberale, demokratische, mithin „schwache“ Europa. Dem stellten Gravelli und seine Autoren ein „Junges Europa“ gegenüber, womit sie sich auf den Helden des italienischen Risorgimento und Vater des revolutionären Bundes „Junges Europa“, Guiseppe Mazzini (1805–1872), bezogen.
12  Mussolini, Benito: Der Geist des Faschismus. Ein Quellenwerk, hrsg. und erläutert von Horst Wagenführ, München 1940, S. 27.
13  Zu Coselschi, Gravelli, deren zahlreichen Zeitschriften sowie allgemein zu unterschiedlichen universalfaschistischen (v. a. korporativen, katholischen oder säkularen) Bemühungen weiterer italienischer Aktivisten, vgl. die zu wenig beachtete Studie von Beate Scholz: Italienischer Faschismus als „Exportartikel“ (1927–1935), Trier 2001.
14  Vgl. die Auflistung der Namen und Gruppierungen bei Ledeen, Michael A.: Universal Fascism. The Theory and Practice of the Fascist International, 1928–1936, New York 1972, S. 114 f. Nicht zu verwechseln ist die Montreux-Tagung der CAUR mit einer weiteren internationalen Tagung, die wenige Wochen vorher in Zürich stattfand. Dort trafen sich zur unverbindlichen Aussprache Faschisten und Nationalsozialisten vieler Länder, darunter in diesem Fall auch Gravelli, Mosley und ein deutscher Vertreter (Hans Keller, von Bauerkämper zurecht als „einflußloser“ Leiter einer marginalen „Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Nationalisten“ bezeichnet).
15  Vgl. Ledeen, S. 118–121.
16  Tagungsbericht CAUR-Amsterdam, zit. n. ebd., S. 123 f.
17  Das Problem einer Faschismus-Definition hatten folglich auch die Faschisten selbst, die angesichts in ganz Europa sprießender, unterschiedlichster Gruppen der äußersten Rechten vor der Frage standen: Welche nationalgesinnte Bewegung kann für uns als faschistisch gelten? Vgl. auch Payne, Stanley: Geschichte des Faschismus. Aufstieg und Fall einer europäischen Bewegung, Wien 2006, S. 284 f.
18  Vgl. ebd., S. 124–126.
19  Vgl. Bauerkämper, Arnd: Der Faschismus in Europa 1918–1945, Stuttgart 2006, S. 174.
20  Vgl. das entsprechende Zitat bei Ledeen, S. 139.
21  Vgl. Neulen, H. W.: Europa und das 3. Reich. Einigungsbestrebungen im deutschen Machtbereich von 1939–45, München 1987, S. 181.
22  In diesen programmatischen Leitsätzen der „Republik von Salò“ (1943–45) wurde eine europäische „Konföderation aller Staaten“ gefordert. Vgl. ebd., S. 240 f.
23  Vgl. auch Neulen, Eurofaschismus, S. 51.
24  Vgl. Vorstandsliste bei Ledeen, S. 86 f.
25  Vgl. Preface by H. E. Benito Mussolini, in: Barnes, James Strachey: The Universal Aspects of Fascism, London 1928, S. xvii–xxi, hier: xix f.
26  Vgl. Barnes, S. 35.
27  Vgl. ebd., S. 56 u. 63.
28  Vgl. für diesen Abschnitt ebd., S. 64 f.
29  Vgl. ebd., S. 98 f.
30  Vgl. ebd., S. 118.
31  Vgl. ebd., S. 162 f.
32  Sarfatti, Margherita: Mussolini. Lebensgeschichte: Nach autobiographischen Unterlagen, Leipzig 1926, S. 41.
33  Zit. n. Mussolini, S. 85.
34  Vgl. Schüller, Johannes: Die schwarzen Römer, Neue Ordnung III/2013, S. 16–20.
35  Vgl. Scianca, Adriano: Der Faschismus der CasaPound Italia (CPI), Sezession 55, Aug. 2013, S. 34–37, hier 37.
36  Ders.: CasaPound – Une terrible beauté est née. Les mots de CasaPound : 40 concepts pour une révolution en devenir. Paris 2012, S. 157. [Kursivsetzung B. K.]
37  Weniger zugespitzt, aber von ähnlicher Warte, nämlich vom Standpunkt der Propagierung einer großen europäischen Synthese von Katholizismus und Faschismus aus, argumentierten allerdings mehrere Intellektuelle. Zu den bekanntesten zählen – neben Drieu und Daye – der Wallone José Streel und der Spanier Ernesto Giménez Caballero, der mit seinem (nie übersetzten) La nueva catolicidad. Teoría general sobre el Fascismo en Europa: en España, Madrid 1933, vehement für die „Neue Katholizität“ im Zeichen eines spirituellen, lateinisch-romanisch geprägten (aber gesamteuropäischen) Faschismus eintrat.
38  Vgl. Mussolini, S. 106.
39  Vgl. Bauerkämper, S. 180.
40  Vgl. Grunert, S. 257.

 
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