Vielen ist heute nicht mehr bewußt, daß mit der Kriegserklärung Italiens an Österreich vor gut hundert Jahren am 23. Mai 1915 auch das Ende der langjährigen Präsenz des Hauses Habsburg in Italien eingeläutet wurde. Weite Teile Italiens standen im Laufe des 18. Jhdt.s unter der Herrschaft des Hauses Habsburg-Lothringen: die Lombardei und Venetien, Mantua, die Toskana, Parma und Modena. Erst im Gefolge der Kriege von 1859 und 1866 fielen sie an das neu entstehende Königreich Italien. Nach dem Ersten Weltkrieg fielen durch den Vertrag von Saint-Germain schließlich auch Istrien, Trient, Triest und sogar Südtirol an Italien.
Das Wirken der Habsburger war auch im heutigen Italien von besonderer Qualität, was oft zu wenig gewürdigt wird. Große infrastrukturelle Leistungen wurden erbracht, Bahnen, Straßen, Häfen, Schulen, Verwaltungsgebäude und Spitäler errichtet. Ähnliches gilt für das habsburgische Rechtssystem. Vor allem in Oberitalien denkt man teilweise mit Wehmut daran zurück, wie gerecht, wenn auch behäbig, die Verwaltung im Vergleich zu späteren Zeiten war.
Dr. Norbert v. Handel ist Jurist und Historiker und lebt in Oberösterreich. Er war in leitenden Funktionen in der Industrie und im Verbändewesen tätig und berät jetzt als Seniorgesellschafter die familieneigenen Unternehmungen. Veröffentlichungen u. a.: „Doppelmord. Sommer 1914: von Sarajevo bis zur Kriegserklärung“ (2014).