Das Studium von Antifa-Netzseiten ist von Zeit zu Zeit nötig, um über aktuelle Entwicklungen in der linksextremen Szene am laufenden zu bleiben. Meist ist diese Lektüre freilich aufgrund des – freundlich gesagt – eher niedrigen geistigen und sprachlichen Niveaus alles andere als ein Vergnügen. Manchmal aber doch: In einem schon etwas älteren Beitrag berichtet ein Hartwig Pruske von seiner Teilnahme an einer Mahnwache für einen „ermordeten“ Ausländer. Trotz deutlich erkennbarer antifaschistischer Gesinnung (Plakat mit der Aufschrift „Nazis entschlossen entgegentreten!“ etc.) wurde er „von anderen Teilnehmern angegriffen. Einige Jugendliche beschimpften mich ohne erkennbaren Grund als ‚Scheiß-Deutscher‘, ‚Schweinefresser‘ und ‚Nazi-Schwein‘ und schlugen mir ins Gesicht.“ Unserem Antifa-Deutschen geht kurzfristig ein Lich tauf: „An dieser Stelle wird praktische Solidarität schwierig, weil sie anscheinend von einem großen Teil der Adressaten überhaupt nicht erwünscht ist.“ Doch sogleich schaltet die ideologische Verblendung sein Denkvermögen wieder ab: „Genau aus diesem Grund ist diese Form der Solidarität durch ‚deutsche‘ AntirassistInnen wichtiger denn je!“
Bemerkenswert sind nun die zahlreichen Kommentare zu diesem Beitrag: Fast alle verspotten oder verurteilen die ideologiebedingte Verwirrung unseres Antifanten und machen deutlich, daß besagte Mahnwache nicht für einen „straflos ermordeten migrantischen Jugendlichen“ gehalten wurde, wie der Antifant schrieb, sondern für einen Straßenräuber, dessen Opfer sich mit einem Messer wehrte. In den Augen fast aller Leser „legitime Selbstverteidigung“. „Mich wundert nicht, daß linke Ideologien Menschen wie Stalin, Pol Pot, Berija & Co. hervorgebracht haben, wenn ich einige Beiträge hier lese. Anstatt sich klar und deutlich von jeder Gewalt zu distanzieren, erst recht der kriminellen, wird hier die allseits bekannte, ausgelutschte Täter/Opfer-Verkehrung praktiziert“, schreibt ein Kommentator. Und ein anderer meint: „Ihr seid wie die Nazis. VollidiotInnen wie Ihr verursachen erst alle Probleme … Ihr möchtet die Menschen nicht in Frieden leben lassen und seid erst zufrieden, wenn Ihr alle Menschen gleichgeschaltet habt.“
Fazit: Offenbar können auch die meisten Nutzer von Indymedia und Co. nicht nur lesen, sondern auch denken. Das letzte Wort in der Diskussion behielt jedoch ein Türke mit der Aussage: „Du deutsches Opfer. Wir brauchen Deine Solidarität nicht.“