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Ehe für alle?

Von Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker

Homosexualität ist ein deviantes Verhalten, das zumindest von „der Natur“ nicht vorgesehen sein kann, weil es zu keiner Nachkommenschaft führt. Auch verurteilen alle Religionen, die sich auf göttliche Stiftung zurückführen, das Ausleben dieser Disposition. 

Gleichzeitig wissen wir heute, daß viele, wenn nicht die meisten, homosexuellen Menschen in ihrer Veranlagung gefangen sind und ihre Disposition als vorgegeben empfinden. Welche Gründe dazu führen – genetische, in der frühkindlichen Entwicklung gelegene oder sonstige –, darüber herrscht nach wie vor eine rege Diskussion. 

Klar ist, daß sich in der Regel niemand seine sexuelle Orientierung selbst ausgesucht hat. Und daß es viele überzeugte konservative Christen und engagierte Nationale gibt, die homosexuell dispositioniert sind. Ich zumindest könnte gleich mehrere Personen nennen. In nationalen Kreisen hat es sogar eine Transgender-Frau gegeben, die viele Jahre als Mann gelebt hat und deren Vater durchaus eine Person der Zeitgeschichte war, die aber trotzdem den Schritt der Geschlechtsumwandlung auf sich genommen hat, weil das Gefühl „im falschen Körper zu leben“ übermächtig geworden war. Ich kenne auch den umgekehrten Fall eines österreichischen Schriftstellers, der als Frau geboren wurde und der wunderbare, sprachlich fein ziselierte Geschichten von höchster Beobachtungsgabe veröffentlicht. Ich habe von ihm noch eine Dichterlesung als Frau und Jahre später eine als Mann erlebt. 

Beide habe ich als achtsame Personen kennengelernt, keiner hat seine Veranlagung als Fahne vor sich hergetragen, beide haben ihr Schicksal, soweit es ging, im Persönlichen, Privaten gehalten, ohne es in ihrem öffentlichen Wirken zu thematisieren. In gleicher Weise gilt dies für meine Freunde, die nationale oder katholisch-konservative Aktivisten sind. Auch letztere müssen mit Gott und allenfalls noch mit ihrem Beichtvater ihr Verhalten ausmachen, für ihre Veranlagung können sie jedenfalls nichts und ich bin ganz sicher nicht dazu berufen, über irgendeinen anderen Menschen den Stab zu brechen. 

Trotz allem halte ich fest, daß es nicht als „Diskriminierung“ gesehen werden kann, wenn eine freiwillige Therapie für Homosexuelle angeboten wird, die sich von dieser Veranlagung, wie immer sie auch zustande gekommen sein mag, befreien wollen. Der christlich-konservativen Psychologin Rozangela Justina hatte der Psychologenverband Brasiliens deswegen jedoch die Lizenz entzogen. Das brasilianische Bundesgericht hat dies nun für rechtswidrig erklärt und festgestellt, daß Psychologen sehr wohl eine solche Behandlung durchführen dürfen. 

Die englische Königin Viktoria soll einmal gesagt haben: „I do not mind, what people are doing, as long as they do not frighten the horses in the streets.“ Gemäß diesem Spruch meine auch ich, daß es den Staat ganz und gar nichts angeht, was Erwachsene einvernehmlich in einem geschlossenen Zimmer miteinander tun. Der Staat hat nicht das Recht, Homosexuelle zu diskriminieren, Religionsgemeinschaften hingegen können sehr wohl Verhaltensregeln, die für sie seit ihrer Gründung konstitutiv sind, einfordern. 

Auf einer ganz anderen Ebene liegt die Forderung nach einer „Ehe für alle“. Die Ehe ist, nicht nur im christlichen, sondern auch im staatlichen Sinne, eine Fortpflanzungsgemeinschaft von Mann und Frau. Das heißt, daß sie für homosexuelle Paare ebensowenig offenstehen sollte wie für andere zusammenlebende Menschen ohne sexuelle Bindung. Nur die grundsätzliche Offenheit für den Nachwuchs (selbst wenn sich dieser in manchen Fällen nicht einstellt) rechtfertigt die steuerliche und rechtliche Privilegierung der Ehe. Vielleicht wollen auch zwei alte Freunde gemeinsam leben oder zwei unverheiratet gebliebene Geschwister. Dafür mag manches sprechen, eine rechtliche oder steuerliche Privilegierung läßt sich aus einem solchen Entscheid aber ebensowenig ableiten wie aus dem Zusammenleben eines gleichgeschlechtlichen Liebespaares. 

Auch die Forderung nach Adoption ist abzulehnen. Argumentiert wird immer mit einem in einer homosexuellen Beziehung lebenden geschiedenen Elternteil und dessen Partner, die das aus der früheren Beziehung stammende Kind adoptieren wollen. Solches mag in Ausnahmefällen genehmigt werden, aber eben nur, wenn das Kind in einer solchen Konstellation, trotz der offensichtlichen Mängel, bessere Entwicklungschancen hat. Ganz generell muß festgehalten werden, daß Kinder ein Recht auf Vater und Mutter, auf Vorbilder und Bezugspersonen unterschiedlichen Geschlechts haben, gerade um die eigene geschlechtliche Identität entwickeln zu können. Dies ist in homosexuellen Beziehungen mit ihren oft seltsamen Verhaltensweisen definitiv nicht gegeben. 

Ganz abzulehnen ist die Adoption fremder Kinder durch homosexuelle Paare, weil in diesem Fall den Kindern ihr Menschenrecht auf Vorbilder beiderlei Geschlechts verweigert wird. Dazu kommt die verbreitete Instabilität homosexueller Beziehungen – auch dazu könnte ich aus dem Freundeskreis Beispiele bringen.

Der Staat darf Homosexuelle nicht diskriminieren, er darf sie aber auch nicht privilegieren, indem er ihnen unberechtigterweise die gleichen Vorteile wie einem echten Ehepaar einräumt, und er darf sich nicht über die berechtigten Ansprüche von Kindern hinwegsetzen, indem er ihnen die Adoption freistellt. Darüber hinaus muß es erlaubt sein, daß Psychologen Therapien anbieten wie in Brasilien. Wer das als „diskriminierend“ abtut, stellt die Willensfreiheit des Menschen grundsätzlich in Frage!

 
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